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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der encyklopädischen Darstellungen.
dadurch auf die größeren Unterabtheilungen, wie Ordnung, Familie u.
dergl., geführt zu werden. Die von ihm für solche angeführten Be-
zeichnungen, wie Knorpelfische u. s. w. waren bereits überliefert.
Rondelet hat Nichts gethan, sie zu bestätigen oder ihre Reihe zu erwei-
tern. Auch sein Hauptverdienst beruht auf der Einzeldarstellung. In
den ersten vier Büchern seines Werkes geht er die Verschiedenheiten der
Fische durch, und zwar zuerst nach der Lebensweise, dem Aufenthalts-
ort und der Nahrung; dann nach der Consistenz (Knorpel, Schalen),
Form, Größe, der Lage, Zahl, Entwickelung der einzelnen Theile, dem
Geschmack, Geruch, der Farbe und den besondern Kräften. Nun fol-
gen die Verschiedenheiten nach den einzelnen Theilen des Körpers,
Kopf, Auge, Ohr, Mund, Zähne u. s. w. Mit der Erwähnung der
verschiedenen Arten der Zeugung, Bewegung, Athmung, der Sinnes-
thätigkeit, der Sitten schließt der allgemeine Theil. Der Schilderung
der einzelnen Formen schickt Rondelet die Frage voraus, welche Reihen-
folge bei der Beschreibung eingehalten werden solle. Statt irgend eines
Planes, wie er sich etwa die Classe geordnet denkt, erklärt er es für
das Beste, mit dem Bekanntesten und zu jeder Jahreszeit zu habenden
anzufangen, dann das nächst Aehnliche daran zu knüpfen. So fängt
er denn mit dem Goldbrassen, der Dorade an, verwahrt sich aber dabei
gegen den Verdacht, als habe er die Absicht, etwa dem Alphabete zu
folgen und mit der Aurata des Anfangsbuchstabens wegen zu begin-
nen. In den beiden Theilen seines Werkes sind 264 Fische, 205 See-
und 59 Süßwasserfische beschrieben, von denen 239 (191 See- und 48
Süßwasserfische) abgebildet sind. Die Figuren sind in Holzschnitt wie-
dergegeben, durchschnittlich roher geschnitten als bei Belon, im Ganzen
aber etwas treuer in Bezug auf Einzelnes, wie Kiemendeckelrand u.
dergl. Doch hieße es Rondelet's Verdienste entschieden überschätzen,
wenn man vom Erscheinen seiner Abbildungen etwa die Wiedererkenn-
barkeit der Arten datiren wollte; es stehen dieselben im Ganzen auf
genau derselben Stufe mit Belon's und sind etwas besser, wenn auch
ungleich weniger schön als Salviani's. Er wußte ebensowenig als
diese beiden, auf was es zur feineren Unterscheidung nahe verwandter
Formen etwa ankommen möchte, und vernachlässigte daher wie jene

Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
dadurch auf die größeren Unterabtheilungen, wie Ordnung, Familie u.
dergl., geführt zu werden. Die von ihm für ſolche angeführten Be-
zeichnungen, wie Knorpelfiſche u. ſ. w. waren bereits überliefert.
Rondelet hat Nichts gethan, ſie zu beſtätigen oder ihre Reihe zu erwei-
tern. Auch ſein Hauptverdienſt beruht auf der Einzeldarſtellung. In
den erſten vier Büchern ſeines Werkes geht er die Verſchiedenheiten der
Fiſche durch, und zwar zuerſt nach der Lebensweiſe, dem Aufenthalts-
ort und der Nahrung; dann nach der Conſiſtenz (Knorpel, Schalen),
Form, Größe, der Lage, Zahl, Entwickelung der einzelnen Theile, dem
Geſchmack, Geruch, der Farbe und den beſondern Kräften. Nun fol-
gen die Verſchiedenheiten nach den einzelnen Theilen des Körpers,
Kopf, Auge, Ohr, Mund, Zähne u. ſ. w. Mit der Erwähnung der
verſchiedenen Arten der Zeugung, Bewegung, Athmung, der Sinnes-
thätigkeit, der Sitten ſchließt der allgemeine Theil. Der Schilderung
der einzelnen Formen ſchickt Rondelet die Frage voraus, welche Reihen-
folge bei der Beſchreibung eingehalten werden ſolle. Statt irgend eines
Planes, wie er ſich etwa die Claſſe geordnet denkt, erklärt er es für
das Beſte, mit dem Bekannteſten und zu jeder Jahreszeit zu habenden
anzufangen, dann das nächſt Aehnliche daran zu knüpfen. So fängt
er denn mit dem Goldbraſſen, der Dorade an, verwahrt ſich aber dabei
gegen den Verdacht, als habe er die Abſicht, etwa dem Alphabete zu
folgen und mit der Aurata des Anfangsbuchſtabens wegen zu begin-
nen. In den beiden Theilen ſeines Werkes ſind 264 Fiſche, 205 See-
und 59 Süßwaſſerfiſche beſchrieben, von denen 239 (191 See- und 48
Süßwaſſerfiſche) abgebildet ſind. Die Figuren ſind in Holzſchnitt wie-
dergegeben, durchſchnittlich roher geſchnitten als bei Belon, im Ganzen
aber etwas treuer in Bezug auf Einzelnes, wie Kiemendeckelrand u.
dergl. Doch hieße es Rondelet's Verdienſte entſchieden überſchätzen,
wenn man vom Erſcheinen ſeiner Abbildungen etwa die Wiedererkenn-
barkeit der Arten datiren wollte; es ſtehen dieſelben im Ganzen auf
genau derſelben Stufe mit Belon's und ſind etwas beſſer, wenn auch
ungleich weniger ſchön als Salviani's. Er wußte ebenſowenig als
dieſe beiden, auf was es zur feineren Unterſcheidung nahe verwandter
Formen etwa ankommen möchte, und vernachläſſigte daher wie jene

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[364/0375] Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. dadurch auf die größeren Unterabtheilungen, wie Ordnung, Familie u. dergl., geführt zu werden. Die von ihm für ſolche angeführten Be- zeichnungen, wie Knorpelfiſche u. ſ. w. waren bereits überliefert. Rondelet hat Nichts gethan, ſie zu beſtätigen oder ihre Reihe zu erwei- tern. Auch ſein Hauptverdienſt beruht auf der Einzeldarſtellung. In den erſten vier Büchern ſeines Werkes geht er die Verſchiedenheiten der Fiſche durch, und zwar zuerſt nach der Lebensweiſe, dem Aufenthalts- ort und der Nahrung; dann nach der Conſiſtenz (Knorpel, Schalen), Form, Größe, der Lage, Zahl, Entwickelung der einzelnen Theile, dem Geſchmack, Geruch, der Farbe und den beſondern Kräften. Nun fol- gen die Verſchiedenheiten nach den einzelnen Theilen des Körpers, Kopf, Auge, Ohr, Mund, Zähne u. ſ. w. Mit der Erwähnung der verſchiedenen Arten der Zeugung, Bewegung, Athmung, der Sinnes- thätigkeit, der Sitten ſchließt der allgemeine Theil. Der Schilderung der einzelnen Formen ſchickt Rondelet die Frage voraus, welche Reihen- folge bei der Beſchreibung eingehalten werden ſolle. Statt irgend eines Planes, wie er ſich etwa die Claſſe geordnet denkt, erklärt er es für das Beſte, mit dem Bekannteſten und zu jeder Jahreszeit zu habenden anzufangen, dann das nächſt Aehnliche daran zu knüpfen. So fängt er denn mit dem Goldbraſſen, der Dorade an, verwahrt ſich aber dabei gegen den Verdacht, als habe er die Abſicht, etwa dem Alphabete zu folgen und mit der Aurata des Anfangsbuchſtabens wegen zu begin- nen. In den beiden Theilen ſeines Werkes ſind 264 Fiſche, 205 See- und 59 Süßwaſſerfiſche beſchrieben, von denen 239 (191 See- und 48 Süßwaſſerfiſche) abgebildet ſind. Die Figuren ſind in Holzſchnitt wie- dergegeben, durchſchnittlich roher geſchnitten als bei Belon, im Ganzen aber etwas treuer in Bezug auf Einzelnes, wie Kiemendeckelrand u. dergl. Doch hieße es Rondelet's Verdienſte entſchieden überſchätzen, wenn man vom Erſcheinen ſeiner Abbildungen etwa die Wiedererkenn- barkeit der Arten datiren wollte; es ſtehen dieſelben im Ganzen auf genau derſelben Stufe mit Belon's und ſind etwas beſſer, wenn auch ungleich weniger ſchön als Salviani's. Er wußte ebenſowenig als dieſe beiden, auf was es zur feineren Unterſcheidung nahe verwandter Formen etwa ankommen möchte, und vernachläſſigte daher wie jene

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/375>, abgerufen am 22.11.2024.