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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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nun mit fast jedem Jahrzehnt bedeutender zunehmende Menge neuer
Formen auch ganz neue Mittel der Orientirung erforderte.

Neben den umfangreichen und wenngleich wiederholt gedruckten
doch immer nicht in die Hände der Lernenden kommenden Encyklopädien
traten aber schon in der vorliegenden Zeit kürzer gehaltene Schriften
auf, welche nach Art der spätern Handbücher in compendiöser Weise
das Wissenswürdigste übersichtlich darzustellen suchten. Ob zu dieser
Classe ein Werk Heinrich von Hövel's gehört35), welches "die
Natur und Eigenschaften der Thiere" beschrieb, auch mit Holzschnitten
versehen war, läßt sich ohne Ansicht des wie es scheint selten geworde-
nen Buches nur vermuthen. Recht eigentlich als Hülfsbuch für Stu-
dirende stellt sich dagegen das Buch des Wittenberger Professor Jo-
hann Sperling
dar, welches schon nach der Form und der An-
ordnung des Stoffes als einen praktischen Zweck verfolgend gekenn-
zeichnet wird. Joh. Sperling war im Jahre 1603 geboren, wurde
Professor der Naturwissenschaft (Physik) in Wittenberg und starb als
solcher 1658. Die Zoologia physica gab nach seinem Tode (1661)
der Professor der Eloquenz Georg Kaspar Kirchmaier heraus36),
welcher selbst wegen einiger zoologischen Arbeiten noch zu erwähnen sein
wird. Die ganze Anlage ist streng methodisch, wie sie später vielfach
wiederholt und durchschnittlich wohl bei allen ähnlichen Compendien zu
Grunde gelegt wurde. Das Proömium sowohl als die beiden Haupt-
theile, ein allgemeiner und ein specieller, geben immer zuerst das Wis-
senswerthe in der Form von Lehrsätzen oder Präcepten, welche dann
durch einzelne mit ausführlichen Antworten versehene Fragen näher
erörtert werden. Zuweilen werden auch noch besondere Axiome diesen
Auseinandersetzungen angereiht. Die Einleitung beginnt mit einer De-

35) H. von Hövel, Neuwer wunderbarlicher Thiergarten: in welchem der
unvernünfftigen irdischen Gethieren, auch der Vögeln und Fischen Natur und Ey-
genschafften beschrieben etc. Frankfurt a. M. 1601. 4°.
36) Joh. Sperling, Zoologia physica posth. brevi et perspicuo or-
dine, ab ipso cum in vivis esset autore adornata. Accessit in fine disputa-
tionum zoologic. hexas (Kirchmaieri) de Basilisco etc. Lipsiae 1661
, dann
Wittebergae, 1669. Sperling selbst hatte schon einige zoologische Dissertationen
veröffentlicht, so 1641: de Leone, Aquila, Delphino et Dracone. Witeberg.
V. Carus, Gesch. d. Zool. 20

nun mit faſt jedem Jahrzehnt bedeutender zunehmende Menge neuer
Formen auch ganz neue Mittel der Orientirung erforderte.

Neben den umfangreichen und wenngleich wiederholt gedruckten
doch immer nicht in die Hände der Lernenden kommenden Encyklopädien
traten aber ſchon in der vorliegenden Zeit kürzer gehaltene Schriften
auf, welche nach Art der ſpätern Handbücher in compendiöſer Weiſe
das Wiſſenswürdigſte überſichtlich darzuſtellen ſuchten. Ob zu dieſer
Claſſe ein Werk Heinrich von Hövel's gehört35), welches „die
Natur und Eigenſchaften der Thiere“ beſchrieb, auch mit Holzſchnitten
verſehen war, läßt ſich ohne Anſicht des wie es ſcheint ſelten geworde-
nen Buches nur vermuthen. Recht eigentlich als Hülfsbuch für Stu-
dirende ſtellt ſich dagegen das Buch des Wittenberger Profeſſor Jo-
hann Sperling
dar, welches ſchon nach der Form und der An-
ordnung des Stoffes als einen praktiſchen Zweck verfolgend gekenn-
zeichnet wird. Joh. Sperling war im Jahre 1603 geboren, wurde
Profeſſor der Naturwiſſenſchaft (Phyſik) in Wittenberg und ſtarb als
ſolcher 1658. Die Zoologia physica gab nach ſeinem Tode (1661)
der Profeſſor der Eloquenz Georg Kaspar Kirchmaier heraus36),
welcher ſelbſt wegen einiger zoologiſchen Arbeiten noch zu erwähnen ſein
wird. Die ganze Anlage iſt ſtreng methodiſch, wie ſie ſpäter vielfach
wiederholt und durchſchnittlich wohl bei allen ähnlichen Compendien zu
Grunde gelegt wurde. Das Proömium ſowohl als die beiden Haupt-
theile, ein allgemeiner und ein ſpecieller, geben immer zuerſt das Wiſ-
ſenswerthe in der Form von Lehrſätzen oder Präcepten, welche dann
durch einzelne mit ausführlichen Antworten verſehene Fragen näher
erörtert werden. Zuweilen werden auch noch beſondere Axiome dieſen
Auseinanderſetzungen angereiht. Die Einleitung beginnt mit einer De-

35) H. von Hövel, Neuwer wunderbarlicher Thiergarten: in welchem der
unvernünfftigen irdiſchen Gethieren, auch der Vögeln und Fiſchen Natur und Ey-
genſchafften beſchrieben ꝛc. Frankfurt a. M. 1601. 4°.
36) Joh. Sperling, Zoologia physica posth. brevi et perspicuo or-
dine, ab ipso cum in vivis esset autore adornata. Accessit in fine disputa-
tionum zoologic. hexas (Kirchmaieri) de Basilisco etc. Lipsiae 1661
, dann
Wittebergae, 1669. Sperling ſelbſt hatte ſchon einige zoologiſche Diſſertationen
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V. Carus, Geſch. d. Zool. 20
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[305/0316] Johann Sperling. nun mit faſt jedem Jahrzehnt bedeutender zunehmende Menge neuer Formen auch ganz neue Mittel der Orientirung erforderte. Neben den umfangreichen und wenngleich wiederholt gedruckten doch immer nicht in die Hände der Lernenden kommenden Encyklopädien traten aber ſchon in der vorliegenden Zeit kürzer gehaltene Schriften auf, welche nach Art der ſpätern Handbücher in compendiöſer Weiſe das Wiſſenswürdigſte überſichtlich darzuſtellen ſuchten. Ob zu dieſer Claſſe ein Werk Heinrich von Hövel's gehört 35), welches „die Natur und Eigenſchaften der Thiere“ beſchrieb, auch mit Holzſchnitten verſehen war, läßt ſich ohne Anſicht des wie es ſcheint ſelten geworde- nen Buches nur vermuthen. Recht eigentlich als Hülfsbuch für Stu- dirende ſtellt ſich dagegen das Buch des Wittenberger Profeſſor Jo- hann Sperling dar, welches ſchon nach der Form und der An- ordnung des Stoffes als einen praktiſchen Zweck verfolgend gekenn- zeichnet wird. Joh. Sperling war im Jahre 1603 geboren, wurde Profeſſor der Naturwiſſenſchaft (Phyſik) in Wittenberg und ſtarb als ſolcher 1658. Die Zoologia physica gab nach ſeinem Tode (1661) der Profeſſor der Eloquenz Georg Kaspar Kirchmaier heraus 36), welcher ſelbſt wegen einiger zoologiſchen Arbeiten noch zu erwähnen ſein wird. Die ganze Anlage iſt ſtreng methodiſch, wie ſie ſpäter vielfach wiederholt und durchſchnittlich wohl bei allen ähnlichen Compendien zu Grunde gelegt wurde. Das Proömium ſowohl als die beiden Haupt- theile, ein allgemeiner und ein ſpecieller, geben immer zuerſt das Wiſ- ſenswerthe in der Form von Lehrſätzen oder Präcepten, welche dann durch einzelne mit ausführlichen Antworten verſehene Fragen näher erörtert werden. Zuweilen werden auch noch beſondere Axiome dieſen Auseinanderſetzungen angereiht. Die Einleitung beginnt mit einer De- 35) H. von Hövel, Neuwer wunderbarlicher Thiergarten: in welchem der unvernünfftigen irdiſchen Gethieren, auch der Vögeln und Fiſchen Natur und Ey- genſchafften beſchrieben ꝛc. Frankfurt a. M. 1601. 4°. 36) Joh. Sperling, Zoologia physica posth. brevi et perspicuo or- dine, ab ipso cum in vivis esset autore adornata. Accessit in fine disputa- tionum zoologic. hexas (Kirchmaieri) de Basilisco etc. Lipsiae 1661, dann Wittebergae, 1669. Sperling ſelbſt hatte ſchon einige zoologiſche Diſſertationen veröffentlicht, ſo 1641: de Leone, Aquila, Delphino et Dracone. Witeberg. V. Carus, Geſch. d. Zool. 20

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/316>, abgerufen am 24.11.2024.