Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

Bild:
<< vorherige Seite

ben. Letztere Gruppe wird nur von den Schildkröten gebildet, während
zur erstern Frosch, Eidechse, Salamander, Chamäleon, Krokodil u. a.
gehören. Auch bei den Insecten ist die Eintheilung etwas consequenter
als bei den Früheren. Sie werden zunächst in Land- und Wasserfor-
men getheilt, erstere dann wieder in solche mit Flügeln und Füßen, mit
Füßen, aber ohne Flügel und solche ohne Füße und ohne Flügel. Hier-
durch erhält er vier Classen, von denen die erste, Insecten mit Füßen
und Flügeln, nach dem Fehlen oder dem Vorhandensein von Flügel-
decken in zwei Gruppen getheilt wird. Die Gruppe ohne Flügeldecken
bilden die Bienen, Libellen, Wanzen, Schmetterlinge und Fliegen,
unter welch' letzteren auch einige Ichneumoniden erscheinen. Die zweite
durch das Vorhandensein von Flügeldecken charakterisirte Gruppe ma-
chen die Heuschrecken und Käfer aus. Zu den Landinsecten mit Füßen
aber ohne Flügel gehören nach Jonston Ameise, Skorpion, Spinnen
u. a., ebenso auch die Raupen. Von letzteren führt er mehrere Ent-
stehungsarten an; so sollen sie nach Aristoteles und der Ansicht einiger
Andern aus den grünen Blättern, z. B. des Kohls, nach Plinius aus
verdichtetem Thau entstehen, während Andre sie aus Schmetterlingen
hervorgehen lassen. Er sagt hier ausdrücklich, daß er nicht zweifle, sie
könnten auf jede dieser Arten ihren Ursprung nehmen33). Unter den
Wasserinsecten finden sich auch hier wieder Seesterne, Meerwürmer,
Lamprete, Meernadel und Hippocampus neben Wasserwanzen und
im Wasser lebenden Insectenlarven. Das Schlangenbuch endlich
wird in zwei Abschnitte getheilt, von denen der eine die gewöhnlichen
kleinen Schlangen, der andere die Drachen umfaßt. Auch hier schließt
sich Jonston fast ganz an Aldrovandi an, indem er nur noch vollstän-
diger die bis zu seiner Zeit erschienenen Abbildungen (u. A. wieder
mehrerer amerikanischen Formen) zusammenstellt. Er gibt dabei auch die,
nach Aldrovandi verkleinerte Figur des Skelets einer Natter, an wel-
cher aber hier ebenso wie an seinem Original außer der Trennung der
beiden Unterkieferäste gar nichts von osteologischem Detail zu sehen ist.


33) Die ganze Stelle ist fast wörtlich genommen (mit Einschluß des "Ego")
aus Mouffet's unten zu citirendem Werke, S. 191.

ben. Letztere Gruppe wird nur von den Schildkröten gebildet, während
zur erſtern Froſch, Eidechſe, Salamander, Chamäleon, Krokodil u. a.
gehören. Auch bei den Inſecten iſt die Eintheilung etwas conſequenter
als bei den Früheren. Sie werden zunächſt in Land- und Waſſerfor-
men getheilt, erſtere dann wieder in ſolche mit Flügeln und Füßen, mit
Füßen, aber ohne Flügel und ſolche ohne Füße und ohne Flügel. Hier-
durch erhält er vier Claſſen, von denen die erſte, Inſecten mit Füßen
und Flügeln, nach dem Fehlen oder dem Vorhandenſein von Flügel-
decken in zwei Gruppen getheilt wird. Die Gruppe ohne Flügeldecken
bilden die Bienen, Libellen, Wanzen, Schmetterlinge und Fliegen,
unter welch' letzteren auch einige Ichneumoniden erſcheinen. Die zweite
durch das Vorhandenſein von Flügeldecken charakteriſirte Gruppe ma-
chen die Heuſchrecken und Käfer aus. Zu den Landinſecten mit Füßen
aber ohne Flügel gehören nach Jonſton Ameiſe, Skorpion, Spinnen
u. a., ebenſo auch die Raupen. Von letzteren führt er mehrere Ent-
ſtehungsarten an; ſo ſollen ſie nach Ariſtoteles und der Anſicht einiger
Andern aus den grünen Blättern, z. B. des Kohls, nach Plinius aus
verdichtetem Thau entſtehen, während Andre ſie aus Schmetterlingen
hervorgehen laſſen. Er ſagt hier ausdrücklich, daß er nicht zweifle, ſie
könnten auf jede dieſer Arten ihren Urſprung nehmen33). Unter den
Waſſerinſecten finden ſich auch hier wieder Seeſterne, Meerwürmer,
Lamprete, Meernadel und Hippocampus neben Waſſerwanzen und
im Waſſer lebenden Inſectenlarven. Das Schlangenbuch endlich
wird in zwei Abſchnitte getheilt, von denen der eine die gewöhnlichen
kleinen Schlangen, der andere die Drachen umfaßt. Auch hier ſchließt
ſich Jonſton faſt ganz an Aldrovandi an, indem er nur noch vollſtän-
diger die bis zu ſeiner Zeit erſchienenen Abbildungen (u. A. wieder
mehrerer amerikaniſchen Formen) zuſammenſtellt. Er gibt dabei auch die,
nach Aldrovandi verkleinerte Figur des Skelets einer Natter, an wel-
cher aber hier ebenſo wie an ſeinem Original außer der Trennung der
beiden Unterkieferäſte gar nichts von oſteologiſchem Detail zu ſehen iſt.


33) Die ganze Stelle iſt faſt wörtlich genommen (mit Einſchluß des „Ego“)
aus Mouffet's unten zu citirendem Werke, S. 191.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0314" n="303"/><fw place="top" type="header"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117655872">Johannes Jon&#x017F;tonus</persName>.</fw><lb/>
ben. Letztere Gruppe wird nur von den Schildkröten gebildet, während<lb/>
zur er&#x017F;tern Fro&#x017F;ch, Eidech&#x017F;e, Salamander, Chamäleon, Krokodil u. a.<lb/>
gehören. Auch bei den In&#x017F;ecten i&#x017F;t die Eintheilung etwas con&#x017F;equenter<lb/>
als bei den Früheren. Sie werden zunäch&#x017F;t in Land- und Wa&#x017F;&#x017F;erfor-<lb/>
men getheilt, er&#x017F;tere dann wieder in &#x017F;olche mit Flügeln und Füßen, mit<lb/>
Füßen, aber ohne Flügel und &#x017F;olche ohne Füße und ohne Flügel. Hier-<lb/>
durch erhält er vier Cla&#x017F;&#x017F;en, von denen die er&#x017F;te, In&#x017F;ecten mit Füßen<lb/>
und Flügeln, nach dem Fehlen oder dem Vorhanden&#x017F;ein von Flügel-<lb/>
decken in zwei Gruppen getheilt wird. Die Gruppe ohne Flügeldecken<lb/>
bilden die Bienen, Libellen, Wanzen, Schmetterlinge und Fliegen,<lb/>
unter welch' letzteren auch einige Ichneumoniden er&#x017F;cheinen. Die zweite<lb/>
durch das Vorhanden&#x017F;ein von Flügeldecken charakteri&#x017F;irte Gruppe ma-<lb/>
chen die Heu&#x017F;chrecken und Käfer aus. Zu den Landin&#x017F;ecten mit Füßen<lb/>
aber ohne Flügel gehören nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117655872">Jon&#x017F;ton</persName> Amei&#x017F;e, Skorpion, Spinnen<lb/>
u. a., eben&#x017F;o auch die Raupen. Von letzteren führt er mehrere Ent-<lb/>
&#x017F;tehungsarten an; &#x017F;o &#x017F;ollen &#x017F;ie nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ari&#x017F;toteles</persName> und der An&#x017F;icht einiger<lb/>
Andern aus den grünen Blättern, z. B. des Kohls, nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> aus<lb/>
verdichtetem Thau ent&#x017F;tehen, während Andre &#x017F;ie aus Schmetterlingen<lb/>
hervorgehen la&#x017F;&#x017F;en. Er &#x017F;agt hier ausdrücklich, daß er nicht zweifle, &#x017F;ie<lb/>
könnten auf jede die&#x017F;er Arten ihren Ur&#x017F;prung nehmen<note place="foot" n="33)">Die ganze Stelle i&#x017F;t fa&#x017F;t wörtlich genommen (mit Ein&#x017F;chluß des &#x201E;<hi rendition="#aq">Ego</hi>&#x201C;)<lb/>
aus <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119765063">Mouffet</persName></hi>'s unten zu citirendem Werke, S. 191.</note>. Unter den<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;erin&#x017F;ecten finden &#x017F;ich auch hier wieder See&#x017F;terne, Meerwürmer,<lb/>
Lamprete, Meernadel und Hippocampus neben Wa&#x017F;&#x017F;erwanzen und<lb/>
im Wa&#x017F;&#x017F;er lebenden In&#x017F;ectenlarven. Das <hi rendition="#g">Schlangenbuch</hi> endlich<lb/>
wird in zwei Ab&#x017F;chnitte getheilt, von denen der eine die gewöhnlichen<lb/>
kleinen Schlangen, der andere die Drachen umfaßt. Auch hier &#x017F;chließt<lb/>
&#x017F;ich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117655872">Jon&#x017F;ton</persName> fa&#x017F;t ganz an <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118898825">Aldrovandi</persName> an, indem er nur noch voll&#x017F;tän-<lb/>
diger die bis zu &#x017F;einer Zeit er&#x017F;chienenen Abbildungen (u. A. wieder<lb/>
mehrerer amerikani&#x017F;chen Formen) zu&#x017F;ammen&#x017F;tellt. Er gibt dabei auch die,<lb/>
nach <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118898825">Aldrovandi</persName> verkleinerte Figur des Skelets einer Natter, an wel-<lb/>
cher aber hier eben&#x017F;o wie an &#x017F;einem Original außer der Trennung der<lb/>
beiden Unterkieferä&#x017F;te gar nichts von o&#x017F;teologi&#x017F;chem Detail zu &#x017F;ehen i&#x017F;t.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0314] Johannes Jonſtonus. ben. Letztere Gruppe wird nur von den Schildkröten gebildet, während zur erſtern Froſch, Eidechſe, Salamander, Chamäleon, Krokodil u. a. gehören. Auch bei den Inſecten iſt die Eintheilung etwas conſequenter als bei den Früheren. Sie werden zunächſt in Land- und Waſſerfor- men getheilt, erſtere dann wieder in ſolche mit Flügeln und Füßen, mit Füßen, aber ohne Flügel und ſolche ohne Füße und ohne Flügel. Hier- durch erhält er vier Claſſen, von denen die erſte, Inſecten mit Füßen und Flügeln, nach dem Fehlen oder dem Vorhandenſein von Flügel- decken in zwei Gruppen getheilt wird. Die Gruppe ohne Flügeldecken bilden die Bienen, Libellen, Wanzen, Schmetterlinge und Fliegen, unter welch' letzteren auch einige Ichneumoniden erſcheinen. Die zweite durch das Vorhandenſein von Flügeldecken charakteriſirte Gruppe ma- chen die Heuſchrecken und Käfer aus. Zu den Landinſecten mit Füßen aber ohne Flügel gehören nach Jonſton Ameiſe, Skorpion, Spinnen u. a., ebenſo auch die Raupen. Von letzteren führt er mehrere Ent- ſtehungsarten an; ſo ſollen ſie nach Ariſtoteles und der Anſicht einiger Andern aus den grünen Blättern, z. B. des Kohls, nach Plinius aus verdichtetem Thau entſtehen, während Andre ſie aus Schmetterlingen hervorgehen laſſen. Er ſagt hier ausdrücklich, daß er nicht zweifle, ſie könnten auf jede dieſer Arten ihren Urſprung nehmen 33). Unter den Waſſerinſecten finden ſich auch hier wieder Seeſterne, Meerwürmer, Lamprete, Meernadel und Hippocampus neben Waſſerwanzen und im Waſſer lebenden Inſectenlarven. Das Schlangenbuch endlich wird in zwei Abſchnitte getheilt, von denen der eine die gewöhnlichen kleinen Schlangen, der andere die Drachen umfaßt. Auch hier ſchließt ſich Jonſton faſt ganz an Aldrovandi an, indem er nur noch vollſtän- diger die bis zu ſeiner Zeit erſchienenen Abbildungen (u. A. wieder mehrerer amerikaniſchen Formen) zuſammenſtellt. Er gibt dabei auch die, nach Aldrovandi verkleinerte Figur des Skelets einer Natter, an wel- cher aber hier ebenſo wie an ſeinem Original außer der Trennung der beiden Unterkieferäſte gar nichts von oſteologiſchem Detail zu ſehen iſt. 33) Die ganze Stelle iſt faſt wörtlich genommen (mit Einſchluß des „Ego“) aus Mouffet's unten zu citirendem Werke, S. 191.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/314
Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/314>, abgerufen am 05.06.2024.