gehalten wurden, ebenso Leoparden als zum Jagen benutzte Thiere u. s. f.9). Wie es aber schon früher der Fall war, so hatte auch jetzt die wissenschaftliche Entwickelung wenig Nutzen hiervon. Bezeichnend dafür sind Thatsachen wie die folgenden. Die erste nach der Natur gemachte und im Sinne einer naturgeschichtlichen Leistung aufzufassende Be- schreibung eines Elefanten gab Peter Gyllius nach einem in Constan- tinopel untersuchten Thiere. Die erste Abbildung einer Giraffe (später durch den Holzschnitt verbreitet) fertigte der Maler Erhard Remich, welcher als Zeichner den Bernhard von Breydenbach auf seiner Reise nach dem Orient begleitete. Man sieht also, das in Europa bereits vor- handene Material wurde jetzt ebensowenig wie früher allseitig benutzt.
Zur Charakterisirung oder Erklärung der zum Theil praktischen Richtung, welche in den meisten der Hauptwerke des vorliegenden Zeit- raums auftritt, ist ferner noch zu erwähnen, daß die Erweiterung des Arzneischatzes, welche allerdings vorzüglich der Entwickelung der Bota- nik zu Gute kam, doch auch dem Thierreich eine Aufmerksamkeit ein- brachte, welche wenn auch zum Theil einseitig doch wenigstens die Be- kanntschaft der Aerzte mit gewissen Thierformen zu klären begann. Mehr oder weniger ausführliche Erörterungen über die medicinische Verwendung der geschilderten Thiere und ihrer verschiedenen Theile oder Excrete ziehn sich daher ausnahmslos durch die im Folgenden zu schildernden Werke neben dem Naturgeschichtlichen hindurch.
Von den Sammelwerken, welche mehr auf eine Zusammenstellung des Wichtigen oder überhaupt Bekannten von den Thieren, als auf eine Ordnung des immer reicher sich anhäufenden Stoffes Bedacht nahmen, mag zunächst als eine der frühesten die Schrift des als Botaniker beson- ders bekannten Frankfurter Stadtarztes Adam Lonicer erwähnt wer- den, welche zwar an wissenschaftlichem Werthe den folgenden nachsteht, aber für die letztangedeutete Richtung ein gutes Beispiel darbietet. Lonicer war 1528 in Marburg geboren, studirte dort, wurde sehr jung Magister und um das Jahr 1553 Stadtarzt in Frankfurt, verheirathete sich mit der
9) Näheres mit Quellenangabe s. in Burckhardt, die Cultur der Renais- sance in Italien. Basel, 1860. S. 288.
gehalten wurden, ebenſo Leoparden als zum Jagen benutzte Thiere u. ſ. f.9). Wie es aber ſchon früher der Fall war, ſo hatte auch jetzt die wiſſenſchaftliche Entwickelung wenig Nutzen hiervon. Bezeichnend dafür ſind Thatſachen wie die folgenden. Die erſte nach der Natur gemachte und im Sinne einer naturgeſchichtlichen Leiſtung aufzufaſſende Be- ſchreibung eines Elefanten gab Peter Gyllius nach einem in Conſtan- tinopel unterſuchten Thiere. Die erſte Abbildung einer Giraffe (ſpäter durch den Holzſchnitt verbreitet) fertigte der Maler Erhard Remich, welcher als Zeichner den Bernhard von Breydenbach auf ſeiner Reiſe nach dem Orient begleitete. Man ſieht alſo, das in Europa bereits vor- handene Material wurde jetzt ebenſowenig wie früher allſeitig benutzt.
Zur Charakteriſirung oder Erklärung der zum Theil praktiſchen Richtung, welche in den meiſten der Hauptwerke des vorliegenden Zeit- raums auftritt, iſt ferner noch zu erwähnen, daß die Erweiterung des Arzneiſchatzes, welche allerdings vorzüglich der Entwickelung der Bota- nik zu Gute kam, doch auch dem Thierreich eine Aufmerkſamkeit ein- brachte, welche wenn auch zum Theil einſeitig doch wenigſtens die Be- kanntſchaft der Aerzte mit gewiſſen Thierformen zu klären begann. Mehr oder weniger ausführliche Erörterungen über die mediciniſche Verwendung der geſchilderten Thiere und ihrer verſchiedenen Theile oder Excrete ziehn ſich daher ausnahmslos durch die im Folgenden zu ſchildernden Werke neben dem Naturgeſchichtlichen hindurch.
Von den Sammelwerken, welche mehr auf eine Zuſammenſtellung des Wichtigen oder überhaupt Bekannten von den Thieren, als auf eine Ordnung des immer reicher ſich anhäufenden Stoffes Bedacht nahmen, mag zunächſt als eine der früheſten die Schrift des als Botaniker beſon- ders bekannten Frankfurter Stadtarztes Adam Lonicer erwähnt wer- den, welche zwar an wiſſenſchaftlichem Werthe den folgenden nachſteht, aber für die letztangedeutete Richtung ein gutes Beiſpiel darbietet. Lonicer war 1528 in Marburg geboren, ſtudirte dort, wurde ſehr jung Magiſter und um das Jahr 1553 Stadtarzt in Frankfurt, verheirathete ſich mit der
9) Näheres mit Quellenangabe ſ. in Burckhardt, die Cultur der Renaiſ- ſance in Italien. Baſel, 1860. S. 288.
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wiſſenſchaftliche Entwickelung wenig Nutzen hiervon. Bezeichnend dafür
ſind Thatſachen wie die folgenden. Die erſte nach der Natur gemachte
und im Sinne einer naturgeſchichtlichen Leiſtung aufzufaſſende Be-
ſchreibung eines Elefanten gab Peter Gyllius nach einem in Conſtan-
tinopel unterſuchten Thiere. Die erſte Abbildung einer Giraffe (ſpäter
durch den Holzſchnitt verbreitet) fertigte der Maler Erhard Remich,
welcher als Zeichner den Bernhard von Breydenbach auf ſeiner Reiſe
nach dem Orient begleitete. Man ſieht alſo, das in Europa bereits vor-
handene Material wurde jetzt ebenſowenig wie früher allſeitig benutzt.
Zur Charakteriſirung oder Erklärung der zum Theil praktiſchen
Richtung, welche in den meiſten der Hauptwerke des vorliegenden Zeit-
raums auftritt, iſt ferner noch zu erwähnen, daß die Erweiterung des
Arzneiſchatzes, welche allerdings vorzüglich der Entwickelung der Bota-
nik zu Gute kam, doch auch dem Thierreich eine Aufmerkſamkeit ein-
brachte, welche wenn auch zum Theil einſeitig doch wenigſtens die Be-
kanntſchaft der Aerzte mit gewiſſen Thierformen zu klären begann.
Mehr oder weniger ausführliche Erörterungen über die mediciniſche
Verwendung der geſchilderten Thiere und ihrer verſchiedenen Theile
oder Excrete ziehn ſich daher ausnahmslos durch die im Folgenden zu
ſchildernden Werke neben dem Naturgeſchichtlichen hindurch.
Von den Sammelwerken, welche mehr auf eine Zuſammenſtellung
des Wichtigen oder überhaupt Bekannten von den Thieren, als auf eine
Ordnung des immer reicher ſich anhäufenden Stoffes Bedacht nahmen,
mag zunächſt als eine der früheſten die Schrift des als Botaniker beſon-
ders bekannten Frankfurter Stadtarztes Adam Lonicer erwähnt wer-
den, welche zwar an wiſſenſchaftlichem Werthe den folgenden nachſteht,
aber für die letztangedeutete Richtung ein gutes Beiſpiel darbietet. Lonicer
war 1528 in Marburg geboren, ſtudirte dort, wurde ſehr jung Magiſter
und um das Jahr 1553 Stadtarzt in Frankfurt, verheirathete ſich mit der
9) Näheres mit Quellenangabe ſ. in Burckhardt, die Cultur der Renaiſ-
ſance in Italien. Baſel, 1860. S. 288.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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