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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Das dreizehnte Jahrhundert.
und hat möglicherweise Theile seines allmählich dem Abschlusse näher
rückenden Werkes seinem Lehrer Albert zugänglich gemacht. Erst später
hat er dann als ausführlichen moralisirenden Commentar zu dem Ka-
pitel über die Bienen aus seinem eigenen größeren Werke die ihn als
Moralisten bekannt machende Schrift verfaßt: bonum universale de
apibus.
Wäre nun Choulant's oder Meyer's Angabe seiner Geburt
im Jahre 1186 oder 1201 richtig, so hätte er im neunundfünfzigsten
Lebensjahre stehend diese Schrift 1245 oder 1260 abfassen müssen.
Es führt aber Thomas nicht bloß Ludwig des Heiligen Kreuzzug (1248,
die Ausgaben haben 1246), sondern auch einzelne später eingetretene
Ereignisse an. Colvener hält sie für im Jahr 1263 geschrieben und
gründet dies darauf, daß sie dem (fünften) Dominikanergeneral Hum-
bert dedicirt ist, welcher nach den Angaben Einiger schon 1263 abge-
treten sei. Doch werden in Thomas Schrift nicht bloß Vorkommnisse
der Jahre 1265 und 1267197) angeführt, sondern es soll auch nach
Leander's Angabe Humbert bis 1273, nämlich neunzehn Jahre (und das
Antrittsjahr 1254 ist zweifellos) General geblieben sein, wodurch jene
Zahl noch wahrscheinlicher würde. Das Todesjahr des Thomas ist un-
gewiß. Nicht so sein Name; daß er Thomas hieß und nicht Heinrich
oder Wilhelm, wie ihn Spätere zuweilen nennen, geht aus seinen
Schriften hervor. Johannes Cantipratensis, mit dem er gleichfalls
verwechselt wird, war ein anderes Mitglied seines Klosters, welches er
sogar in der Schrift über die Bienen selbst angeführt hat198).

Die ziemlich umfängliche Schrift des Thomas von Cantimpre,
welche ihn einer eingehenden Besprechung werth macht, führt wie er-
wähnt den Titel de naturis rerum und enthält nach einer Einleitung
ursprünglich neunzehn Bücher, welchen er aber später noch ein zwan-
zigstes de ornatu coeli et motu siderum, vielleicht nach der 1256

197) Für MCCLXXI dürfte MCCLXVII zu lesen sein nach den Angaben an-
derer Chroniken über dasselbe Ereigniß. In der Chronik des Christianus Massaeus
Cameracensis
wird der Abfassung der Schrift über die Bienen beim Jahre 1269
gedacht.
198) vergl. über Thomas und seine größere Schrift: Bormans, Tho-
mas
de Cantimpre indique comme une des sources ou Albert le Grand . .
ont puise. in: Bull. Acad. Bruxell. T. XIX. P. 1. 1852. p. 132.

Das dreizehnte Jahrhundert.
und hat möglicherweiſe Theile ſeines allmählich dem Abſchluſſe näher
rückenden Werkes ſeinem Lehrer Albert zugänglich gemacht. Erſt ſpäter
hat er dann als ausführlichen moraliſirenden Commentar zu dem Ka-
pitel über die Bienen aus ſeinem eigenen größeren Werke die ihn als
Moraliſten bekannt machende Schrift verfaßt: bonum universale de
apibus.
Wäre nun Choulant's oder Meyer's Angabe ſeiner Geburt
im Jahre 1186 oder 1201 richtig, ſo hätte er im neunundfünfzigſten
Lebensjahre ſtehend dieſe Schrift 1245 oder 1260 abfaſſen müſſen.
Es führt aber Thomas nicht bloß Ludwig des Heiligen Kreuzzug (1248,
die Ausgaben haben 1246), ſondern auch einzelne ſpäter eingetretene
Ereigniſſe an. Colvener hält ſie für im Jahr 1263 geſchrieben und
gründet dies darauf, daß ſie dem (fünften) Dominikanergeneral Hum-
bert dedicirt iſt, welcher nach den Angaben Einiger ſchon 1263 abge-
treten ſei. Doch werden in Thomas Schrift nicht bloß Vorkommniſſe
der Jahre 1265 und 1267197) angeführt, ſondern es ſoll auch nach
Leander's Angabe Humbert bis 1273, nämlich neunzehn Jahre (und das
Antrittsjahr 1254 iſt zweifellos) General geblieben ſein, wodurch jene
Zahl noch wahrſcheinlicher würde. Das Todesjahr des Thomas iſt un-
gewiß. Nicht ſo ſein Name; daß er Thomas hieß und nicht Heinrich
oder Wilhelm, wie ihn Spätere zuweilen nennen, geht aus ſeinen
Schriften hervor. Johannes Cantipratenſis, mit dem er gleichfalls
verwechſelt wird, war ein anderes Mitglied ſeines Kloſters, welches er
ſogar in der Schrift über die Bienen ſelbſt angeführt hat198).

Die ziemlich umfängliche Schrift des Thomas von Cantimpré,
welche ihn einer eingehenden Beſprechung werth macht, führt wie er-
wähnt den Titel de naturis rerum und enthält nach einer Einleitung
urſprünglich neunzehn Bücher, welchen er aber ſpäter noch ein zwan-
zigſtes de ornatu coeli et motu siderum, vielleicht nach der 1256

197) Für MCCLXXI dürfte MCCLXVII zu leſen ſein nach den Angaben an-
derer Chroniken über daſſelbe Ereigniß. In der Chronik des Christianus Massaeus
Cameracensis
wird der Abfaſſung der Schrift über die Bienen beim Jahre 1269
gedacht.
198) vergl. über Thomas und ſeine größere Schrift: Bormans, Tho-
mas
de Cantimpré indiqué comme une des sources ou Albert le Grand . .
ont puisé. in: Bull. Acad. Bruxell. T. XIX. P. 1. 1852. p. 132.
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[213/0224] Das dreizehnte Jahrhundert. und hat möglicherweiſe Theile ſeines allmählich dem Abſchluſſe näher rückenden Werkes ſeinem Lehrer Albert zugänglich gemacht. Erſt ſpäter hat er dann als ausführlichen moraliſirenden Commentar zu dem Ka- pitel über die Bienen aus ſeinem eigenen größeren Werke die ihn als Moraliſten bekannt machende Schrift verfaßt: bonum universale de apibus. Wäre nun Choulant's oder Meyer's Angabe ſeiner Geburt im Jahre 1186 oder 1201 richtig, ſo hätte er im neunundfünfzigſten Lebensjahre ſtehend dieſe Schrift 1245 oder 1260 abfaſſen müſſen. Es führt aber Thomas nicht bloß Ludwig des Heiligen Kreuzzug (1248, die Ausgaben haben 1246), ſondern auch einzelne ſpäter eingetretene Ereigniſſe an. Colvener hält ſie für im Jahr 1263 geſchrieben und gründet dies darauf, daß ſie dem (fünften) Dominikanergeneral Hum- bert dedicirt iſt, welcher nach den Angaben Einiger ſchon 1263 abge- treten ſei. Doch werden in Thomas Schrift nicht bloß Vorkommniſſe der Jahre 1265 und 1267 197) angeführt, ſondern es ſoll auch nach Leander's Angabe Humbert bis 1273, nämlich neunzehn Jahre (und das Antrittsjahr 1254 iſt zweifellos) General geblieben ſein, wodurch jene Zahl noch wahrſcheinlicher würde. Das Todesjahr des Thomas iſt un- gewiß. Nicht ſo ſein Name; daß er Thomas hieß und nicht Heinrich oder Wilhelm, wie ihn Spätere zuweilen nennen, geht aus ſeinen Schriften hervor. Johannes Cantipratenſis, mit dem er gleichfalls verwechſelt wird, war ein anderes Mitglied ſeines Kloſters, welches er ſogar in der Schrift über die Bienen ſelbſt angeführt hat 198). Die ziemlich umfängliche Schrift des Thomas von Cantimpré, welche ihn einer eingehenden Beſprechung werth macht, führt wie er- wähnt den Titel de naturis rerum und enthält nach einer Einleitung urſprünglich neunzehn Bücher, welchen er aber ſpäter noch ein zwan- zigſtes de ornatu coeli et motu siderum, vielleicht nach der 1256 197) Für MCCLXXI dürfte MCCLXVII zu leſen ſein nach den Angaben an- derer Chroniken über daſſelbe Ereigniß. In der Chronik des Christianus Massaeus Cameracensis wird der Abfaſſung der Schrift über die Bienen beim Jahre 1269 gedacht. 198) vergl. über Thomas und ſeine größere Schrift: Bormans, Tho- mas de Cantimpré indiqué comme une des sources ou Albert le Grand . . ont puisé. in: Bull. Acad. Bruxell. T. XIX. P. 1. 1852. p. 132.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/224>, abgerufen am 24.11.2024.