daß es nur gewissermaßen eines Fingerzeiges bedurft hätte, um die Zoologie des Stagiriten wieder hervortreten zu lassen. Auch ist es we- nigstens nicht mit Sicherheit historisch nachzuweisen, daß nach und in Folge der Eroberung und Plünderung Constantinopels durch das Kreuz- heer im Jahre 1204 griechische Handschriften der physischen Werke des Aristoteles etwa irgend wie reichlich nach dem Abendlande gekommen wären. Es wird sich selbst zeigen, daß ein abendländischer Geistlicher in Griechenland, also dem Sitze der griechischen Bildung näher, nicht völlig Herr seines Uebersetzungsstoffes war. Jedenfalls ist aber dieses Ereigniß mit seinen im Verkehr bemerkbaren Folgen der erste Anstoß gewesen, sich der griechischen Quelle aller wissenschaftlichen Bildung wieder zu nähern. Ehe dies aber nach den ersten Lebenszeichen des er- wachenden Humanismus durch einzelne nach Byzanz reisende abend- ländische Gelehrte und ausgedehnter durch griechische in Italien ein- wandernde Lehrer in weitern Kreisen möglich wurde, wie sich ja die Zahl der letztern erst nach der Eroberung Constantinopels durch die Türken vermehrte, lieferten die als Pfleger anderer Zweige der Natur- wissenschaften bereits bekannten und gerühmten Araber auch für die Zoologie das litterarische Material in ihren Uebersetzungen des Ari- stoteles.
Wenn auch die arabische Gelehrsamkeit in einzelnen ihrer Leistun- gen schon früher den Westeuropäern näher getreten war, so waren die naturgeschichtlichen Verdienste derselben ihnen doch noch fremd. Schon seit einiger Zeit war das ärztliche Wissen, was vorzüglich in den Hän- den der Juden war, fast ganz aus arabischen Meisterwerken geschöpft worden. Im zwölften Jahrhundert eröffnete dann Gerardus von Cremona (starb 1187) durch seine Uebersetzungen, besonders die des Almagest des Ptolemäus, einen Einblick in die naturwissenschaftlichen Schriften der Araber und durch diese in die der Alten. Die Zoologie des Aristoteles blieb aber damals noch verschlossen.
Hätte FriedrichII auch kein an Beobachtungen so reiches Werk geschrieben, wie das über die Jagd mit Vögeln, sein Verdienst um die Zoologie würde schon darum hier anerkannt werden müssen, daß sich an seinen Namen die erste Uebersetzung der aristotelischen zoologischen
Das dreizehnte Jahrhundert.
daß es nur gewiſſermaßen eines Fingerzeiges bedurft hätte, um die Zoologie des Stagiriten wieder hervortreten zu laſſen. Auch iſt es we- nigſtens nicht mit Sicherheit hiſtoriſch nachzuweiſen, daß nach und in Folge der Eroberung und Plünderung Conſtantinopels durch das Kreuz- heer im Jahre 1204 griechiſche Handſchriften der phyſiſchen Werke des Ariſtoteles etwa irgend wie reichlich nach dem Abendlande gekommen wären. Es wird ſich ſelbſt zeigen, daß ein abendländiſcher Geiſtlicher in Griechenland, alſo dem Sitze der griechiſchen Bildung näher, nicht völlig Herr ſeines Ueberſetzungsſtoffes war. Jedenfalls iſt aber dieſes Ereigniß mit ſeinen im Verkehr bemerkbaren Folgen der erſte Anſtoß geweſen, ſich der griechiſchen Quelle aller wiſſenſchaftlichen Bildung wieder zu nähern. Ehe dies aber nach den erſten Lebenszeichen des er- wachenden Humanismus durch einzelne nach Byzanz reiſende abend- ländiſche Gelehrte und ausgedehnter durch griechiſche in Italien ein- wandernde Lehrer in weitern Kreiſen möglich wurde, wie ſich ja die Zahl der letztern erſt nach der Eroberung Conſtantinopels durch die Türken vermehrte, lieferten die als Pfleger anderer Zweige der Natur- wiſſenſchaften bereits bekannten und gerühmten Araber auch für die Zoologie das litterariſche Material in ihren Ueberſetzungen des Ari- ſtoteles.
Wenn auch die arabiſche Gelehrſamkeit in einzelnen ihrer Leiſtun- gen ſchon früher den Weſteuropäern näher getreten war, ſo waren die naturgeſchichtlichen Verdienſte derſelben ihnen doch noch fremd. Schon ſeit einiger Zeit war das ärztliche Wiſſen, was vorzüglich in den Hän- den der Juden war, faſt ganz aus arabiſchen Meiſterwerken geſchöpft worden. Im zwölften Jahrhundert eröffnete dann Gerardus von Cremona (ſtarb 1187) durch ſeine Ueberſetzungen, beſonders die des Almageſt des Ptolemäus, einen Einblick in die naturwiſſenſchaftlichen Schriften der Araber und durch dieſe in die der Alten. Die Zoologie des Ariſtoteles blieb aber damals noch verſchloſſen.
Hätte FriedrichII auch kein an Beobachtungen ſo reiches Werk geſchrieben, wie das über die Jagd mit Vögeln, ſein Verdienſt um die Zoologie würde ſchon darum hier anerkannt werden müſſen, daß ſich an ſeinen Namen die erſte Ueberſetzung der ariſtoteliſchen zoologiſchen
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Das dreizehnte Jahrhundert.
daß es nur gewiſſermaßen eines Fingerzeiges bedurft hätte, um die
Zoologie des Stagiriten wieder hervortreten zu laſſen. Auch iſt es we-
nigſtens nicht mit Sicherheit hiſtoriſch nachzuweiſen, daß nach und in
Folge der Eroberung und Plünderung Conſtantinopels durch das Kreuz-
heer im Jahre 1204 griechiſche Handſchriften der phyſiſchen Werke des
Ariſtoteles etwa irgend wie reichlich nach dem Abendlande gekommen
wären. Es wird ſich ſelbſt zeigen, daß ein abendländiſcher Geiſtlicher
in Griechenland, alſo dem Sitze der griechiſchen Bildung näher, nicht
völlig Herr ſeines Ueberſetzungsſtoffes war. Jedenfalls iſt aber dieſes
Ereigniß mit ſeinen im Verkehr bemerkbaren Folgen der erſte Anſtoß
geweſen, ſich der griechiſchen Quelle aller wiſſenſchaftlichen Bildung
wieder zu nähern. Ehe dies aber nach den erſten Lebenszeichen des er-
wachenden Humanismus durch einzelne nach Byzanz reiſende abend-
ländiſche Gelehrte und ausgedehnter durch griechiſche in Italien ein-
wandernde Lehrer in weitern Kreiſen möglich wurde, wie ſich ja die
Zahl der letztern erſt nach der Eroberung Conſtantinopels durch die
Türken vermehrte, lieferten die als Pfleger anderer Zweige der Natur-
wiſſenſchaften bereits bekannten und gerühmten Araber auch für die
Zoologie das litterariſche Material in ihren Ueberſetzungen des Ari-
ſtoteles.
Wenn auch die arabiſche Gelehrſamkeit in einzelnen ihrer Leiſtun-
gen ſchon früher den Weſteuropäern näher getreten war, ſo waren die
naturgeſchichtlichen Verdienſte derſelben ihnen doch noch fremd. Schon
ſeit einiger Zeit war das ärztliche Wiſſen, was vorzüglich in den Hän-
den der Juden war, faſt ganz aus arabiſchen Meiſterwerken geſchöpft
worden. Im zwölften Jahrhundert eröffnete dann Gerardus von
Cremona (ſtarb 1187) durch ſeine Ueberſetzungen, beſonders die des
Almageſt des Ptolemäus, einen Einblick in die naturwiſſenſchaftlichen
Schriften der Araber und durch dieſe in die der Alten. Die Zoologie
des Ariſtoteles blieb aber damals noch verſchloſſen.
Hätte Friedrich II auch kein an Beobachtungen ſo reiches Werk
geſchrieben, wie das über die Jagd mit Vögeln, ſein Verdienſt um die
Zoologie würde ſchon darum hier anerkannt werden müſſen, daß ſich
an ſeinen Namen die erſte Ueberſetzung der ariſtoteliſchen zoologiſchen
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/216>, abgerufen am 23.06.2024.
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