Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. bringen querer Einzüge in die Flußmündungen143). Gewisse Fischartenwaren Regal; so war 1205 der Lachsfang an der Küste pommersches Kammergut; ebenso waren Störe und andere große Fische, die ein Mann nicht tragen kann (ausdrücklich werden hier auch Walfische ge- nannt), Regal144. Genauere Beobachtungen riefen die wirthschaftlich so wichtigen Züge der Häringe hervor. Bis zum dreizehnten Jahrhun- dert gieng ihr Zug nach der pommerschen Küste, und sie waren manch- mal so gedrängt, daß man sie mit den Händen auffangen konnte. Im Jahre 1124 kostete dort ein ganzer Wagen voll frischer Häringe einen Pfennig145). Im zehnten Jahrhundert war ihr Fang an den Küsten von Norwegen, von England und Schottland, bei Calais und Greve- lingen bedeutend. 1313 geriethen sie nach ihrem Abzug von der Ost- seeküste nach Schonen und Norwegen. Auch die Pilchards verfolgte man aufmerksam in Bezug auf ihre Wanderungen. 1310 wird er- wähnt, daß solche bei Elham in Kent, also viel weiter westlich als spä- ter gefangen worden seien. Der gesuchteste Fisch war im dreizehnten Jahrhundert in England die Lamprete. Eine besondere Kunst des Fisch- fanges war der Fang mit der Buglossa, wofür aber die Erklärung fehlt146). Einzelne Fische hier aufzuzählen würde nicht am Orte sein. Zu den meisten Arten, welche früher als den Alten bekannt aufgeführt 143) Lindenbrog, Codex leg. antiqu., leg. Wisigothor. lib. 8. Tit. IV. lex 29. 144 Fischer, Gesch. d. deutschen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 691. In Bezug auf das Regal der Störe s. auch Weinhold, altnordisches Leben. S. 71. 146) Im Ruodlieb kommt eine Stelle vor, wo der Held seine
Kunst Fische zu fangen zeigt. Er bedient sich dabei einer Ruthe und des pulvis buglossae. a. a. O. S. 183. Fragm. XII. B. 11. 12. Fragm. XIII. B. 1. Was diese buglossa sei, ist kaum zu ermitteln. In Aldrovandi, Quadruped. digit. vivip. lib. II. p. 342 wird bei der Felis civeta eine Pflanze angeführt: aelurogonum Magorum i. e. Buglossa. In einem medicinischen Recept aus einer Handschrift des 15. Jahr- hunderts in Königsberg findet sich: Lapatia acuta idem quod buglossa. siehe Haupt, Zeitschr. für deutsch. Alterthum. Neue Folge. 1. Bd. 2. Hft. S. 382. Unter Lapatia acuta verstand man in den Apotheken bis neuerdings noch verschie- dene Chenopodium-Arten. -- Darf man dabei an den plomos des Aristoteles den- ken (Hist. anim. VIII, 132. Aub. u. W.)? Plinius übersetzt Verbascum, 25, 8, 54. Die Zoologie des Mittelalters. bringen querer Einzüge in die Flußmündungen143). Gewiſſe Fiſchartenwaren Regal; ſo war 1205 der Lachsfang an der Küſte pommerſches Kammergut; ebenſo waren Störe und andere große Fiſche, die ein Mann nicht tragen kann (ausdrücklich werden hier auch Walfiſche ge- nannt), Regal144. Genauere Beobachtungen riefen die wirthſchaftlich ſo wichtigen Züge der Häringe hervor. Bis zum dreizehnten Jahrhun- dert gieng ihr Zug nach der pommerſchen Küſte, und ſie waren manch- mal ſo gedrängt, daß man ſie mit den Händen auffangen konnte. Im Jahre 1124 koſtete dort ein ganzer Wagen voll friſcher Häringe einen Pfennig145). Im zehnten Jahrhundert war ihr Fang an den Küſten von Norwegen, von England und Schottland, bei Calais und Greve- lingen bedeutend. 1313 geriethen ſie nach ihrem Abzug von der Oſt- ſeeküſte nach Schonen und Norwegen. Auch die Pilchards verfolgte man aufmerkſam in Bezug auf ihre Wanderungen. 1310 wird er- wähnt, daß ſolche bei Elham in Kent, alſo viel weiter weſtlich als ſpä- ter gefangen worden ſeien. Der geſuchteſte Fiſch war im dreizehnten Jahrhundert in England die Lamprete. Eine beſondere Kunſt des Fiſch- fanges war der Fang mit der Bugloſſa, wofür aber die Erklärung fehlt146). Einzelne Fiſche hier aufzuzählen würde nicht am Orte ſein. Zu den meiſten Arten, welche früher als den Alten bekannt aufgeführt 143) Lindenbrog, Codex leg. antiqu., leg. Wisigothor. lib. 8. Tit. IV. lex 29. 144 Fiſcher, Geſch. d. deutſchen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 691. In Bezug auf das Regal der Störe ſ. auch Weinhold, altnordiſches Leben. S. 71. 146) Im Ruodlieb kommt eine Stelle vor, wo der Held ſeine
Kunſt Fiſche zu fangen zeigt. Er bedient ſich dabei einer Ruthe und des pulvis buglossae. a. a. O. S. 183. Fragm. XII. B. 11. 12. Fragm. XIII. B. 1. Was dieſe buglossa ſei, iſt kaum zu ermitteln. In Aldrovandi, Quadruped. digit. vivip. lib. II. p. 342 wird bei der Felis civeta eine Pflanze angeführt: aelurogonum Magorum i. e. Buglossa. In einem mediciniſchen Recept aus einer Handſchrift des 15. Jahr- hunderts in Königsberg findet ſich: Lapatia acuta idem quod buglossa. ſiehe Haupt, Zeitſchr. für deutſch. Alterthum. Neue Folge. 1. Bd. 2. Hft. S. 382. Unter Lapatia acuta verſtand man in den Apotheken bis neuerdings noch verſchie- dene Chenopodium-Arten. — Darf man dabei an den πλόμος des Ariſtoteles den- ken (Hist. anim. VIII, 132. Aub. u. W.)? Plinius überſetzt Verbascum, 25, 8, 54. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0197" n="186"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> bringen querer Einzüge in die Flußmündungen<note place="foot" n="143)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11901484X">Lindenbrog</persName></hi>, Codex leg. antiqu., leg. Wisigothor. lib. 8. Tit. IV.<lb/> lex 29.</hi></note>. Gewiſſe Fiſcharten<lb/> waren Regal; ſo war 1205 der Lachsfang an der Küſte pommerſches<lb/> Kammergut; ebenſo waren Störe und andere große Fiſche, die ein<lb/> Mann nicht tragen kann (ausdrücklich werden hier auch Walfiſche ge-<lb/> nannt), Regal<note place="foot" n="144"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116552417">Fiſcher</persName></hi>, Geſch. d. deutſchen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 691. In<lb/> Bezug auf das Regal der Störe ſ. auch <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118806521">Weinhold</persName></hi>, altnordiſches Leben. S. 71.</note>. Genauere Beobachtungen riefen die wirthſchaftlich<lb/> ſo wichtigen Züge der Häringe hervor. Bis zum dreizehnten Jahrhun-<lb/> dert gieng ihr Zug nach der pommerſchen Küſte, und ſie waren manch-<lb/> mal ſo gedrängt, daß man ſie mit den Händen auffangen konnte. Im<lb/> Jahre 1124 koſtete dort ein ganzer Wagen voll friſcher Häringe einen<lb/> Pfennig<note place="foot" n="145)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11952452X">Ludewig</persName></hi>, Scriptor. rer. Wirceburg. I. 690.</hi><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116552417">Fiſcher</persName></hi>, a. a. O.<lb/> S. 689.</note>. Im zehnten Jahrhundert war ihr Fang an den Küſten<lb/> von Norwegen, von England und Schottland, bei Calais und Greve-<lb/> lingen bedeutend. 1313 geriethen ſie nach ihrem Abzug von der Oſt-<lb/> ſeeküſte nach Schonen und Norwegen. Auch die Pilchards verfolgte<lb/> man aufmerkſam in Bezug auf ihre Wanderungen. 1310 wird er-<lb/> wähnt, daß ſolche bei Elham in Kent, alſo viel weiter weſtlich als ſpä-<lb/> ter gefangen worden ſeien. Der geſuchteſte Fiſch war im dreizehnten<lb/> Jahrhundert in England die Lamprete. Eine beſondere Kunſt des Fiſch-<lb/> fanges war der Fang mit der Bugloſſa, wofür aber die Erklärung<lb/> fehlt<note place="foot" n="146)">Im <hi rendition="#g">Ruodlieb</hi> kommt eine Stelle vor, wo der Held ſeine<lb/> Kunſt Fiſche<lb/> zu fangen zeigt. Er bedient ſich dabei einer Ruthe und des <hi rendition="#aq">pulvis<lb/> buglossae.</hi> a. a.<lb/> O. S. 183. Fragm. <hi rendition="#aq">XII.</hi> B. 11. 12. Fragm. <hi rendition="#aq">XIII.</hi> B. 1. Was dieſe <hi rendition="#aq">buglossa</hi><lb/> ſei, iſt kaum zu ermitteln. In <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118898825">Aldrovandi</persName></hi>, Quadruped. digit. vivip. lib. II.<lb/> p. 342</hi> wird bei der <hi rendition="#aq">Felis civeta</hi> eine Pflanze angeführt:<lb/><hi rendition="#aq">aelurogonum Magorum<lb/> i. e. Buglossa.</hi> In einem mediciniſchen Recept aus einer Handſchrift des<lb/> 15. Jahr-<lb/> hunderts in Königsberg findet ſich: <hi rendition="#aq">Lapatia acuta idem quod buglossa.</hi> ſiehe<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119034743">Haupt</persName></hi>, Zeitſchr. für deutſch. Alterthum. Neue Folge. 1. Bd. 2. Hft. S. 382.<lb/> Unter <hi rendition="#aq">Lapatia acuta</hi> verſtand man in den Apotheken bis neuerdings<lb/> noch verſchie-<lb/> dene <hi rendition="#aq">Chenopodium</hi>-Arten. — Darf man dabei an den πλόμος<lb/> des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> den-<lb/> ken (<hi rendition="#aq">Hist. anim. VIII,</hi> 132. Aub. u. W.)? <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> überſetzt<lb/><hi rendition="#aq">Verbascum,</hi> 25, 8, 54.</note>. Einzelne Fiſche hier aufzuzählen würde nicht<lb/> am Orte ſein.<lb/> Zu den meiſten Arten, welche früher als den Alten bekannt aufgeführt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0197]
Die Zoologie des Mittelalters.
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waren Regal; ſo war 1205 der Lachsfang an der Küſte pommerſches
Kammergut; ebenſo waren Störe und andere große Fiſche, die ein
Mann nicht tragen kann (ausdrücklich werden hier auch Walfiſche ge-
nannt), Regal 144. Genauere Beobachtungen riefen die wirthſchaftlich
ſo wichtigen Züge der Häringe hervor. Bis zum dreizehnten Jahrhun-
dert gieng ihr Zug nach der pommerſchen Küſte, und ſie waren manch-
mal ſo gedrängt, daß man ſie mit den Händen auffangen konnte. Im
Jahre 1124 koſtete dort ein ganzer Wagen voll friſcher Häringe einen
Pfennig 145). Im zehnten Jahrhundert war ihr Fang an den Küſten
von Norwegen, von England und Schottland, bei Calais und Greve-
lingen bedeutend. 1313 geriethen ſie nach ihrem Abzug von der Oſt-
ſeeküſte nach Schonen und Norwegen. Auch die Pilchards verfolgte
man aufmerkſam in Bezug auf ihre Wanderungen. 1310 wird er-
wähnt, daß ſolche bei Elham in Kent, alſo viel weiter weſtlich als ſpä-
ter gefangen worden ſeien. Der geſuchteſte Fiſch war im dreizehnten
Jahrhundert in England die Lamprete. Eine beſondere Kunſt des Fiſch-
fanges war der Fang mit der Bugloſſa, wofür aber die Erklärung
fehlt 146). Einzelne Fiſche hier aufzuzählen würde nicht
am Orte ſein.
Zu den meiſten Arten, welche früher als den Alten bekannt aufgeführt
143) Lindenbrog, Codex leg. antiqu., leg. Wisigothor. lib. 8. Tit. IV.
lex 29.
144 Fiſcher, Geſch. d. deutſchen Handels. 1. Bd. 2. Aufl. S. 691. In
Bezug auf das Regal der Störe ſ. auch Weinhold, altnordiſches Leben. S. 71.
145) Ludewig, Scriptor. rer. Wirceburg. I. 690. Fiſcher, a. a. O.
S. 689.
146) Im Ruodlieb kommt eine Stelle vor, wo der Held ſeine
Kunſt Fiſche
zu fangen zeigt. Er bedient ſich dabei einer Ruthe und des pulvis
buglossae. a. a.
O. S. 183. Fragm. XII. B. 11. 12. Fragm. XIII. B. 1. Was dieſe buglossa
ſei, iſt kaum zu ermitteln. In Aldrovandi, Quadruped. digit. vivip. lib. II.
p. 342 wird bei der Felis civeta eine Pflanze angeführt:
aelurogonum Magorum
i. e. Buglossa. In einem mediciniſchen Recept aus einer Handſchrift des
15. Jahr-
hunderts in Königsberg findet ſich: Lapatia acuta idem quod buglossa. ſiehe
Haupt, Zeitſchr. für deutſch. Alterthum. Neue Folge. 1. Bd. 2. Hft. S. 382.
Unter Lapatia acuta verſtand man in den Apotheken bis neuerdings
noch verſchie-
dene Chenopodium-Arten. — Darf man dabei an den πλόμος
des Ariſtoteles den-
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