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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Die Zoologie des Mittelalters.
gende Rassen zusammengestellt126): Leithund, Treibhund, Spürhund,
Biberhund, Windspiel, Habichthund (Hapihuhunt), Bären- und Büffel-
fänger, Schweinhund, Schafhund, Viehhund, Hofhund (Hovawarth)
und Barnbrake (nach Schilter ein kleiner Schoßhund). Es fällt auf, daß
keine der älteren Verordnungen der Hundswuth irgend Erwähnung
thut127). Von jagdbaren Thieren nennt das bayerische Gesetz (Lex
Baj. Tit. IX, VII
) Bären und Büffel, Hoch- und Schwarzwild und
das Alemannische Gesetz (Lex Alemann. Taf. 99. IV) hat gleichfalls
bereits die Eintheilung in Schwarz- und Hochwild und thut auch der
Büffel und Bisons Erwähnung. Außer dem Edelhirsch128) kannte man
den Elch (Elenn), den Schelch (Riesenhirsch) und das Rennthier129).
Wölfe wurden zuweilen gezähmt130). Bären gab es noch 1057 in
Schottland (auch später, in Thüringen bis in's siebenzehnte Jahrhundert;
im Fichtelgebirge wurde der letzte Bär 1769 erlegt 131). Eine beträcht-

126) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 151.
127) Von Phile wird der "Bauch des Hippocampus" als Mittel gegen Hunds-
wuth angegeben.
128) Nach der Chronik von Kolmar (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit
13. Jahrhund. Bd. 7. S. 72) "erkannte in dem Walde bei Hagenau ein Hirsch eine
Kuh, die nachmals einen Hirsch geboren haben soll" (1294).
129) Paulus Diaconus sagt, im fernsten Westen Deutschlands bei den Skrip-
tovinen gebe es ein hirschartiges Thier, aus dessen rauhhaariger Haut ein Kleid ge-
fertigt werde, das nach Art einer Tunica bis aufs Knie reiche. Histor. Longobard.
I,
5; übersetzt von O. Abel, S. 13. Das Rennthier schildert Gaston de Foix
noch aus den Pyrenäen über ein Jahrtausend nach Cäsar unter dem Namen Ran-
gier
oder Ranglier (nach Wildungen's Taschenbuch für 1805 und 1806. S. 5).
Bujack, Geschichte des preuß. Jagdwesens. Königsberg, 1839. S. 17. Zu dem
Elch gehört wohl auch das "Helim" der Hildegard; ebenso das Elo vel Schelo,
was Otto d. Große in einer Urkunde für den Bischof Balderich von Utrecht erwähnt
(s. Bujack in den Preuß. Provinzialblättern, Bd. 17. 1837. S. 99).
130) Vom 14. Febr. 1276 erzählt die Kolmarer Chronik (a. a. O. S. 20),
daß in Zürich eine zahme Wölfin zwei rothe Wölfe, zwei weiße Jagdhunde und drei
gefleckte Hunde verschiedener Art geworfen habe. Seit 959 ist in England kein Wolf
mehr gesehen worden, weil der König Edgar von seinem Vasallen Ludwal 3000
Wölfe gefordert habe, wodurch sie innerhalb vier Jahren in England vertilgt wur-
den. s. Klein, Natürl. Ordnung der vierfüßigen Thiere. herausgeg. von Renger
S. 74.
131) Im Ruodlieb werden unter den königlichen Geschenken auch abgerichtete

Die Zoologie des Mittelalters.
gende Raſſen zuſammengeſtellt126): Leithund, Treibhund, Spürhund,
Biberhund, Windſpiel, Habichthund (Hapihuhunt), Bären- und Büffel-
fänger, Schweinhund, Schafhund, Viehhund, Hofhund (Hovawarth)
und Barnbrake (nach Schilter ein kleiner Schoßhund). Es fällt auf, daß
keine der älteren Verordnungen der Hundswuth irgend Erwähnung
thut127). Von jagdbaren Thieren nennt das bayeriſche Geſetz (Lex
Baj. Tit. IX, VII
) Bären und Büffel, Hoch- und Schwarzwild und
das Alemanniſche Geſetz (Lex Alemann. Taf. 99. IV) hat gleichfalls
bereits die Eintheilung in Schwarz- und Hochwild und thut auch der
Büffel und Biſons Erwähnung. Außer dem Edelhirſch128) kannte man
den Elch (Elenn), den Schelch (Rieſenhirſch) und das Rennthier129).
Wölfe wurden zuweilen gezähmt130). Bären gab es noch 1057 in
Schottland (auch ſpäter, in Thüringen bis in's ſiebenzehnte Jahrhundert;
im Fichtelgebirge wurde der letzte Bär 1769 erlegt 131). Eine beträcht-

126) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 151.
127) Von Phile wird der „Bauch des Hippocampus“ als Mittel gegen Hunds-
wuth angegeben.
128) Nach der Chronik von Kolmar (Geſchichtſchreiber der deutſchen Vorzeit
13. Jahrhund. Bd. 7. S. 72) „erkannte in dem Walde bei Hagenau ein Hirſch eine
Kuh, die nachmals einen Hirſch geboren haben ſoll“ (1294).
129) Paulus Diaconus ſagt, im fernſten Weſten Deutſchlands bei den Skrip-
tovinen gebe es ein hirſchartiges Thier, aus deſſen rauhhaariger Haut ein Kleid ge-
fertigt werde, das nach Art einer Tunica bis aufs Knie reiche. Histor. Longobard.
I,
5; überſetzt von O. Abel, S. 13. Das Rennthier ſchildert Gaſton de Foix
noch aus den Pyrenäen über ein Jahrtauſend nach Cäſar unter dem Namen Ran-
gier
oder Ranglier (nach Wildungen's Taſchenbuch für 1805 und 1806. S. 5).
Bujack, Geſchichte des preuß. Jagdweſens. Königsberg, 1839. S. 17. Zu dem
Elch gehört wohl auch das „Helim“ der Hildegard; ebenſo das Elo vel Schelo,
was Otto d. Große in einer Urkunde für den Biſchof Balderich von Utrecht erwähnt
(ſ. Bujack in den Preuß. Provinzialblättern, Bd. 17. 1837. S. 99).
130) Vom 14. Febr. 1276 erzählt die Kolmarer Chronik (a. a. O. S. 20),
daß in Zürich eine zahme Wölfin zwei rothe Wölfe, zwei weiße Jagdhunde und drei
gefleckte Hunde verſchiedener Art geworfen habe. Seit 959 iſt in England kein Wolf
mehr geſehen worden, weil der König Edgar von ſeinem Vaſallen Ludwal 3000
Wölfe gefordert habe, wodurch ſie innerhalb vier Jahren in England vertilgt wur-
den. ſ. Klein, Natürl. Ordnung der vierfüßigen Thiere. herausgeg. von Renger
S. 74.
131) Im Ruodlieb werden unter den königlichen Geſchenken auch abgerichtete
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[182/0193] Die Zoologie des Mittelalters. gende Raſſen zuſammengeſtellt 126): Leithund, Treibhund, Spürhund, Biberhund, Windſpiel, Habichthund (Hapihuhunt), Bären- und Büffel- fänger, Schweinhund, Schafhund, Viehhund, Hofhund (Hovawarth) und Barnbrake (nach Schilter ein kleiner Schoßhund). Es fällt auf, daß keine der älteren Verordnungen der Hundswuth irgend Erwähnung thut 127). Von jagdbaren Thieren nennt das bayeriſche Geſetz (Lex Baj. Tit. IX, VII) Bären und Büffel, Hoch- und Schwarzwild und das Alemanniſche Geſetz (Lex Alemann. Taf. 99. IV) hat gleichfalls bereits die Eintheilung in Schwarz- und Hochwild und thut auch der Büffel und Biſons Erwähnung. Außer dem Edelhirſch 128) kannte man den Elch (Elenn), den Schelch (Rieſenhirſch) und das Rennthier 129). Wölfe wurden zuweilen gezähmt 130). Bären gab es noch 1057 in Schottland (auch ſpäter, in Thüringen bis in's ſiebenzehnte Jahrhundert; im Fichtelgebirge wurde der letzte Bär 1769 erlegt 131). Eine beträcht- 126) Anton, a. a. O. Bd. 1. S. 151. 127) Von Phile wird der „Bauch des Hippocampus“ als Mittel gegen Hunds- wuth angegeben. 128) Nach der Chronik von Kolmar (Geſchichtſchreiber der deutſchen Vorzeit 13. Jahrhund. Bd. 7. S. 72) „erkannte in dem Walde bei Hagenau ein Hirſch eine Kuh, die nachmals einen Hirſch geboren haben ſoll“ (1294). 129) Paulus Diaconus ſagt, im fernſten Weſten Deutſchlands bei den Skrip- tovinen gebe es ein hirſchartiges Thier, aus deſſen rauhhaariger Haut ein Kleid ge- fertigt werde, das nach Art einer Tunica bis aufs Knie reiche. Histor. Longobard. I, 5; überſetzt von O. Abel, S. 13. Das Rennthier ſchildert Gaſton de Foix noch aus den Pyrenäen über ein Jahrtauſend nach Cäſar unter dem Namen Ran- gier oder Ranglier (nach Wildungen's Taſchenbuch für 1805 und 1806. S. 5). Bujack, Geſchichte des preuß. Jagdweſens. Königsberg, 1839. S. 17. Zu dem Elch gehört wohl auch das „Helim“ der Hildegard; ebenſo das Elo vel Schelo, was Otto d. Große in einer Urkunde für den Biſchof Balderich von Utrecht erwähnt (ſ. Bujack in den Preuß. Provinzialblättern, Bd. 17. 1837. S. 99). 130) Vom 14. Febr. 1276 erzählt die Kolmarer Chronik (a. a. O. S. 20), daß in Zürich eine zahme Wölfin zwei rothe Wölfe, zwei weiße Jagdhunde und drei gefleckte Hunde verſchiedener Art geworfen habe. Seit 959 iſt in England kein Wolf mehr geſehen worden, weil der König Edgar von ſeinem Vaſallen Ludwal 3000 Wölfe gefordert habe, wodurch ſie innerhalb vier Jahren in England vertilgt wur- den. ſ. Klein, Natürl. Ordnung der vierfüßigen Thiere. herausgeg. von Renger S. 74. 131) Im Ruodlieb werden unter den königlichen Geſchenken auch abgerichtete

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/193>, abgerufen am 15.05.2024.