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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Physiologus.
neuerer Zeit wiederholt abgedruckt worden20). Es sind in derselben nur
zwei Thiere (Hirsch und Fuchs) umgestellt; auch ist hinter der Schil-
derung des Panthers, welche im lateinischen Original den Schluß bil-
det, noch außer dem vorher abgehandelten Turtur eine kurze Notiz:
natura columbae et significatio angehängt. Die Uebersetzung entstand
nach Morris im Süden von England21). Es ist auch eine Nachah-
mung des Theobaldschen Physiologus in altfranzösischen Versen vor-
handen22).

Von Uebersetzungen des älteren Physiologus in andere neuere
Sprachen dürfte die althochdeutsche die älteste sein. Herausgegeben
sind: ein Bruchstück aus dem elften Jahrhundert, der vollständige Phy-
siologus in ungebundener Rede aus dem Anfang des zwölften Jahr-
hunderts (beides Wiener Handschriften)23) und eine Bearbeitung des
Ganzen in Versen nach einer Klagenfurter (früher Millstadter) Hand-
schrift des zwölften Jahrhunderts24).

Der fast vollständig erhaltene isländische Physiologus schließt
sich zwar in vielen allgemeinen Beziehungen dem lateinischen und alt-
hochdeutschen an, steht aber in Einzelheiten ziemlich selbständig da.

20) Zuerst von Th. Wright in Haupt und Hoffmann, altdeutsche Blätter.
2. Bd. Leipzig, 1840. S. 99-120; dann von Wright nochmals in dessen und
Halliwell Reliquiae antiquae. Vol. I. London, 1841. p. 208-227; endlich
in Mätzner u. Goldbeck, Altenglische Sprachproben. Bd. 1. Abth. 1. Berlin,
1867. S. 55-75; mit einer litterarhistorischen Einleitung
21) Morris, Genesis and Exodus. London, 1865. Preface p. XV. "in
the dialect of Suffolk".
22) Sensuyl le bestiaire d'amours, moralise sur les bestes et oyseaulx
le tout par figures et histoyres. Paris, s. a. 4°,
von neuem gedruckt: Paris,
1529. 4. vergl. Thierfelder im Serapeum, 1862. S. 231.
23) Das Bruchstück, mitten im Satze abbrechend, zuerst in: F. v. d. Hagen,
Denkmale, Breslau, 1824. S. 50-56. dann von Hoffmann, Fundgruben.
1. Thl. Breslau, 1830. S. 17-22; endlich neuerdings in Müllenhoff und
Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa. Nr. LXXXI. S.199-203.
Der vollständige Physiologus erschien zum erstenmale in Hoffmann's Fundgru-
ben, a. a. D. S. 22-37; fast gleichzeitig in Graff's Diutis Bd. 3. 1829.
S. 22-39; dann in Waßmann's deutschen Gedichten des zwölften Jahrhun-
derts. 2. Thl. Quedlinburg u. Leipzig, 1837. S. 311-325.
24) Herausgegeben von Karajan in: deutsche
Sprachdenkmale des zwölften
Jahrhunderts. Mit 32 Bildern (den Thierzeichnungen) Wien, 1846. S. 71-106.
8*

Phyſiologus.
neuerer Zeit wiederholt abgedruckt worden20). Es ſind in derſelben nur
zwei Thiere (Hirſch und Fuchs) umgeſtellt; auch iſt hinter der Schil-
derung des Panthers, welche im lateiniſchen Original den Schluß bil-
det, noch außer dem vorher abgehandelten Turtur eine kurze Notiz:
natura columbae et significatio angehängt. Die Ueberſetzung entſtand
nach Morris im Süden von England21). Es iſt auch eine Nachah-
mung des Theobaldſchen Phyſiologus in altfranzöſiſchen Verſen vor-
handen22).

Von Ueberſetzungen des älteren Phyſiologus in andere neuere
Sprachen dürfte die althochdeutſche die älteſte ſein. Herausgegeben
ſind: ein Bruchſtück aus dem elften Jahrhundert, der vollſtändige Phy-
ſiologus in ungebundener Rede aus dem Anfang des zwölften Jahr-
hunderts (beides Wiener Handſchriften)23) und eine Bearbeitung des
Ganzen in Verſen nach einer Klagenfurter (früher Millſtadter) Hand-
ſchrift des zwölften Jahrhunderts24).

Der faſt vollſtändig erhaltene isländiſche Phyſiologus ſchließt
ſich zwar in vielen allgemeinen Beziehungen dem lateiniſchen und alt-
hochdeutſchen an, ſteht aber in Einzelheiten ziemlich ſelbſtändig da.

20) Zuerſt von Th. Wright in Haupt und Hoffmann, altdeutſche Blätter.
2. Bd. Leipzig, 1840. S. 99-120; dann von Wright nochmals in deſſen und
Halliwell Reliquiae antiquae. Vol. I. London, 1841. p. 208-227; endlich
in Mätzner u. Goldbeck, Altengliſche Sprachproben. Bd. 1. Abth. 1. Berlin,
1867. S. 55-75; mit einer litterarhiſtoriſchen Einleitung
21) Morris, Genesis and Exodus. London, 1865. Preface p. XV. „in
the dialect of Suffolk“.
22) Sensuyl le bestiaire d'amours, moralisé sur les bestes et oyseaulx
le tout par figures et histoyres. Paris, s. a. 4°,
von neuem gedruckt: Paris,
1529. 4. vergl. Thierfelder im Serapeum, 1862. S. 231.
23) Das Bruchſtück, mitten im Satze abbrechend, zuerſt in: F. v. d. Hagen,
Denkmale, Breslau, 1824. S. 50-56. dann von Hoffmann, Fundgruben.
1. Thl. Breslau, 1830. S. 17-22; endlich neuerdings in Müllenhoff und
Scherer, Denkmäler deutſcher Poeſie und Proſa. Nr. LXXXI. S.199-203.
Der vollſtändige Phyſiologus erſchien zum erſtenmale in Hoffmann's Fundgru-
ben, a. a. D. S. 22-37; faſt gleichzeitig in Graff's Diutis Bd. 3. 1829.
S. 22-39; dann in Waßmann's deutſchen Gedichten des zwölften Jahrhun-
derts. 2. Thl. Quedlinburg u. Leipzig, 1837. S. 311-325.
24) Herausgegeben von Karajan in: deutſche
Sprachdenkmale des zwölften
Jahrhunderts. Mit 32 Bildern (den Thierzeichnungen) Wien, 1846. S. 71-106.
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[115/0126] Phyſiologus. neuerer Zeit wiederholt abgedruckt worden 20). Es ſind in derſelben nur zwei Thiere (Hirſch und Fuchs) umgeſtellt; auch iſt hinter der Schil- derung des Panthers, welche im lateiniſchen Original den Schluß bil- det, noch außer dem vorher abgehandelten Turtur eine kurze Notiz: natura columbae et significatio angehängt. Die Ueberſetzung entſtand nach Morris im Süden von England 21). Es iſt auch eine Nachah- mung des Theobaldſchen Phyſiologus in altfranzöſiſchen Verſen vor- handen 22). Von Ueberſetzungen des älteren Phyſiologus in andere neuere Sprachen dürfte die althochdeutſche die älteſte ſein. Herausgegeben ſind: ein Bruchſtück aus dem elften Jahrhundert, der vollſtändige Phy- ſiologus in ungebundener Rede aus dem Anfang des zwölften Jahr- hunderts (beides Wiener Handſchriften) 23) und eine Bearbeitung des Ganzen in Verſen nach einer Klagenfurter (früher Millſtadter) Hand- ſchrift des zwölften Jahrhunderts 24). Der faſt vollſtändig erhaltene isländiſche Phyſiologus ſchließt ſich zwar in vielen allgemeinen Beziehungen dem lateiniſchen und alt- hochdeutſchen an, ſteht aber in Einzelheiten ziemlich ſelbſtändig da. 20) Zuerſt von Th. Wright in Haupt und Hoffmann, altdeutſche Blätter. 2. Bd. Leipzig, 1840. S. 99-120; dann von Wright nochmals in deſſen und Halliwell Reliquiae antiquae. Vol. I. London, 1841. p. 208-227; endlich in Mätzner u. Goldbeck, Altengliſche Sprachproben. Bd. 1. Abth. 1. Berlin, 1867. S. 55-75; mit einer litterarhiſtoriſchen Einleitung 21) Morris, Genesis and Exodus. London, 1865. Preface p. XV. „in the dialect of Suffolk“. 22) Sensuyl le bestiaire d'amours, moralisé sur les bestes et oyseaulx le tout par figures et histoyres. Paris, s. a. 4°, von neuem gedruckt: Paris, 1529. 4. vergl. Thierfelder im Serapeum, 1862. S. 231. 23) Das Bruchſtück, mitten im Satze abbrechend, zuerſt in: F. v. d. Hagen, Denkmale, Breslau, 1824. S. 50-56. dann von Hoffmann, Fundgruben. 1. Thl. Breslau, 1830. S. 17-22; endlich neuerdings in Müllenhoff und Scherer, Denkmäler deutſcher Poeſie und Proſa. Nr. LXXXI. S.199-203. Der vollſtändige Phyſiologus erſchien zum erſtenmale in Hoffmann's Fundgru- ben, a. a. D. S. 22-37; faſt gleichzeitig in Graff's Diutis Bd. 3. 1829. S. 22-39; dann in Waßmann's deutſchen Gedichten des zwölften Jahrhun- derts. 2. Thl. Quedlinburg u. Leipzig, 1837. S. 311-325. 24) Herausgegeben von Karajan in: deutſche Sprachdenkmale des zwölften Jahrhunderts. Mit 32 Bildern (den Thierzeichnungen) Wien, 1846. S. 71-106. 8*

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/126>, abgerufen am 22.11.2024.