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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Die Zoologie des Mittelalters.
wird die Gründung, wie vieler andern, so die der Abtei Fulda zurück-
geführt, des Sitzes jenes größten deutschen Schulmannes des neunten
Jahrhunderts, Hrabanus Maurus. Die Belebung des Unterrichts-
eifers, welcher die spätere Zeit der Regierung Karl des Großen aus-
zeichnete, geschah vorzüglich mit Hülfe von Benediktinern, Alcuin und
Paulus Diaconus. Wurde auch von einzelnen Congregationen die
Pflege der Schulen, so theils schon durch die Beschlüsse der Aachener
Synode (817) theils von den Cluniacensern und Cisterciensern, Zweigen
der Benediktiner, ihrer Regel gemäß wenig gefördert, so begünstigten
doch die meisten den Betrieb der Wissenschaften und Künste. Es
braucht hier nur an York und St. Alban, Le Bec, Fulda, Hirschau,
Reichenau, Corvey u. a. erinnert zu werden. Erst als im zwölften Jahr-
hundert die reichen Einkünfte der alten Abteien, die Vorrechte der
Klöster, die Betheiligung der meist aus den höheren Ständen entstam-
menden Würdenträger der Klöster an weltlichen Händeln den alten
Grundsatz des Ordens: ex scholis omnis nostra salus, omnis gloria,
omnis felicitas,
vergessen ließen, übernahmen die nun entstehenden
volksthümlicheren Orden der Dominikaner und Franciskaner die Sorge
für die Bildung des Volkes.

Der Umstand, daß der Unterricht in den Händen geistlicher Or-
den war, wird aber in seinen Wirkungen erst dadurch erklärt, daß ein
Blick auf die Entwickelung der kirchlichen Macht das erkennen läßt,
was überhaupt gelehrt wurde und gelehrt werden durfte3). Die Zu-

3) Es kam hier besonders darauf an, den Boden kennen zu lernen, auf wel-
chem die für Geschichte der Naturwissenschaften merkwürdigen Erzeugnisse der ersten
zehn bis zwölf christlichen Jahrhunderte entstehen konnten. Ein volles Bild des
Culturlebens der abendländischen Menschheit ließ sich nur auf weiteren Umwegen
erlangen. Für viele Partien fehlen noch Vorarbeiten. Von Werth waren hier neben
der erwähnten Schrift von C. Schmidt die Arbeiten von Ozanam, la civilisa-
tion chretienne chez les Francs. (Oeuvres. T. IV) Paris, 1855. Leon
Maitre
, Les Ecoles episcopales et monastiques de l'Occident depuis Char-
lemagne. Paris, 1866
H. Heppe, Das Schulwesen des Mittelalters. Mar-
burg, 1860. Böck, Die sieben freien Künste im elften Jahrhundert. Donauwörth,
1847. H. Kämmel, Artikel: "Mittelalterliches Schulwesen" in: Schmid, En-
cyklopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens. 1. Bd. Gotha,
1865. S. 766-826.

Die Zoologie des Mittelalters.
wird die Gründung, wie vieler andern, ſo die der Abtei Fulda zurück-
geführt, des Sitzes jenes größten deutſchen Schulmannes des neunten
Jahrhunderts, Hrabanus Maurus. Die Belebung des Unterrichts-
eifers, welcher die ſpätere Zeit der Regierung Karl des Großen aus-
zeichnete, geſchah vorzüglich mit Hülfe von Benediktinern, Alcuin und
Paulus Diaconus. Wurde auch von einzelnen Congregationen die
Pflege der Schulen, ſo theils ſchon durch die Beſchlüſſe der Aachener
Synode (817) theils von den Cluniacenſern und Ciſtercienſern, Zweigen
der Benediktiner, ihrer Regel gemäß wenig gefördert, ſo begünſtigten
doch die meiſten den Betrieb der Wiſſenſchaften und Künſte. Es
braucht hier nur an York und St. Alban, Le Bec, Fulda, Hirſchau,
Reichenau, Corvey u. a. erinnert zu werden. Erſt als im zwölften Jahr-
hundert die reichen Einkünfte der alten Abteien, die Vorrechte der
Klöſter, die Betheiligung der meiſt aus den höheren Ständen entſtam-
menden Würdenträger der Klöſter an weltlichen Händeln den alten
Grundſatz des Ordens: ex scholis omnis nostra salus, omnis gloria,
omnis felicitas,
vergeſſen ließen, übernahmen die nun entſtehenden
volksthümlicheren Orden der Dominikaner und Franciskaner die Sorge
für die Bildung des Volkes.

Der Umſtand, daß der Unterricht in den Händen geiſtlicher Or-
den war, wird aber in ſeinen Wirkungen erſt dadurch erklärt, daß ein
Blick auf die Entwickelung der kirchlichen Macht das erkennen läßt,
was überhaupt gelehrt wurde und gelehrt werden durfte3). Die Zu-

3) Es kam hier beſonders darauf an, den Boden kennen zu lernen, auf wel-
chem die für Geſchichte der Naturwiſſenſchaften merkwürdigen Erzeugniſſe der erſten
zehn bis zwölf chriſtlichen Jahrhunderte entſtehen konnten. Ein volles Bild des
Culturlebens der abendländiſchen Menſchheit ließ ſich nur auf weiteren Umwegen
erlangen. Für viele Partien fehlen noch Vorarbeiten. Von Werth waren hier neben
der erwähnten Schrift von C. Schmidt die Arbeiten von Ozanam, la civilisa-
tion chrétienne chez les Francs. (Oeuvres. T. IV) Paris, 1855. Léon
Maitre
, Les Écoles épiscopales et monastiques de l'Occident depuis Char-
lemagne. Paris, 1866
H. Heppe, Das Schulweſen des Mittelalters. Mar-
burg, 1860. Böck, Die ſieben freien Künſte im elften Jahrhundert. Donauwörth,
1847. H. Kämmel, Artikel: „Mittelalterliches Schulweſen“ in: Schmid, En-
cyklopädie des geſammten Erziehungs- und Unterrichtsweſens. 1. Bd. Gotha,
1865. S. 766-826.
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[102/0113] Die Zoologie des Mittelalters. wird die Gründung, wie vieler andern, ſo die der Abtei Fulda zurück- geführt, des Sitzes jenes größten deutſchen Schulmannes des neunten Jahrhunderts, Hrabanus Maurus. Die Belebung des Unterrichts- eifers, welcher die ſpätere Zeit der Regierung Karl des Großen aus- zeichnete, geſchah vorzüglich mit Hülfe von Benediktinern, Alcuin und Paulus Diaconus. Wurde auch von einzelnen Congregationen die Pflege der Schulen, ſo theils ſchon durch die Beſchlüſſe der Aachener Synode (817) theils von den Cluniacenſern und Ciſtercienſern, Zweigen der Benediktiner, ihrer Regel gemäß wenig gefördert, ſo begünſtigten doch die meiſten den Betrieb der Wiſſenſchaften und Künſte. Es braucht hier nur an York und St. Alban, Le Bec, Fulda, Hirſchau, Reichenau, Corvey u. a. erinnert zu werden. Erſt als im zwölften Jahr- hundert die reichen Einkünfte der alten Abteien, die Vorrechte der Klöſter, die Betheiligung der meiſt aus den höheren Ständen entſtam- menden Würdenträger der Klöſter an weltlichen Händeln den alten Grundſatz des Ordens: ex scholis omnis nostra salus, omnis gloria, omnis felicitas, vergeſſen ließen, übernahmen die nun entſtehenden volksthümlicheren Orden der Dominikaner und Franciskaner die Sorge für die Bildung des Volkes. Der Umſtand, daß der Unterricht in den Händen geiſtlicher Or- den war, wird aber in ſeinen Wirkungen erſt dadurch erklärt, daß ein Blick auf die Entwickelung der kirchlichen Macht das erkennen läßt, was überhaupt gelehrt wurde und gelehrt werden durfte 3). Die Zu- 3) Es kam hier beſonders darauf an, den Boden kennen zu lernen, auf wel- chem die für Geſchichte der Naturwiſſenſchaften merkwürdigen Erzeugniſſe der erſten zehn bis zwölf chriſtlichen Jahrhunderte entſtehen konnten. Ein volles Bild des Culturlebens der abendländiſchen Menſchheit ließ ſich nur auf weiteren Umwegen erlangen. Für viele Partien fehlen noch Vorarbeiten. Von Werth waren hier neben der erwähnten Schrift von C. Schmidt die Arbeiten von Ozanam, la civilisa- tion chrétienne chez les Francs. (Oeuvres. T. IV) Paris, 1855. Léon Maitre, Les Écoles épiscopales et monastiques de l'Occident depuis Char- lemagne. Paris, 1866 H. Heppe, Das Schulweſen des Mittelalters. Mar- burg, 1860. Böck, Die ſieben freien Künſte im elften Jahrhundert. Donauwörth, 1847. H. Kämmel, Artikel: „Mittelalterliches Schulweſen“ in: Schmid, En- cyklopädie des geſammten Erziehungs- und Unterrichtsweſens. 1. Bd. Gotha, 1865. S. 766-826.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/113>, abgerufen am 22.11.2024.