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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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weitesten sind, oft über einen Zoll dick), theils auf der
Durchschnittsfläche ein zelliges poröses Gewebe zeigen, unge-
fähr gleich der Schnittfläche eines Badeschwamms. Hier-
mit hängt es nun genau zusammen, daß die Blutmasse,
welche gegen den Uterus hinströmt und in den Gefäßen des
Uterus verweilt, weit beträchtlicher seyn muß, als früher;
wovon denn die vermehrte Röthe und erhöhte Wärme des
schwangern Uterus eine unmittelbare Folge ist.

§. 745.

Ferner entwickeln sich unter dem Ueberzuge des Perito-
naei
im schwangern Uterus die Muskelfibern weit vollkomm-
ner als sie im nichtschwangern Zustande sind, so daß selbst
diejenigen, welche überhaupt die muskulöse Struktur des
Uterus läugnen, in dieser Periode die vorzüglich im Grunde
und in der Gegend der runden Mutterbänder sehr deutlichen
Fasern anerkennen mußten; welche Entwickelung denn eben-
falls, so wie die im vorigen Paragraph erwähnte Verdickung
der Wände beweist, daß das Größerwerden des Uterus nicht
etwa auf einem bloßen Ausgedehntwerden, sondern auf
einem wirklichen Anwachsen beruht.

§. 746.

Endlich ist die Veränderung der Struktur in der innern
Fläche des Uterus vorzüglich wichtig. Wir bemerken näm-
lich in Folge der durch die Empfängniß aufgeregten (fast
entzündungsartigen) Gefäßthätigkeit wie die sonst glatte in-
nere Fläche des Uterus sich auflockert und ganz mit einem
flockigen Ueberzuge bekleidet wird. Diese Flocken nun darf
man indeß eben so wenig als die ersten Sangfasern am ein-
und zweimonatlichen Ovulo für wirkliche verlängerte feine
Gefäßzweige halten (wie doch sehr häufig geschieht), sondern
sie bestehen aus lockern durch Zellgewebe gebildeten Flocken, ganz
von der Art, wie man sie an entzündeten innern Stellen,
sobald sich Adhäsionen bilden, wahrzunehmen pflegt. Sie las-
sen daher zuweilen auch Stückweise sich ablösen, so daß man
sie gewöhnlich als eine besondere Haut, als hinfällige

weiteſten ſind, oft uͤber einen Zoll dick), theils auf der
Durchſchnittsflaͤche ein zelliges poroͤſes Gewebe zeigen, unge-
faͤhr gleich der Schnittflaͤche eines Badeſchwamms. Hier-
mit haͤngt es nun genau zuſammen, daß die Blutmaſſe,
welche gegen den Uterus hinſtroͤmt und in den Gefaͤßen des
Uterus verweilt, weit betraͤchtlicher ſeyn muß, als fruͤher;
wovon denn die vermehrte Roͤthe und erhoͤhte Waͤrme des
ſchwangern Uterus eine unmittelbare Folge iſt.

§. 745.

Ferner entwickeln ſich unter dem Ueberzuge des Perito-
naei
im ſchwangern Uterus die Muskelfibern weit vollkomm-
ner als ſie im nichtſchwangern Zuſtande ſind, ſo daß ſelbſt
diejenigen, welche uͤberhaupt die muskuloͤſe Struktur des
Uterus laͤugnen, in dieſer Periode die vorzuͤglich im Grunde
und in der Gegend der runden Mutterbaͤnder ſehr deutlichen
Faſern anerkennen mußten; welche Entwickelung denn eben-
falls, ſo wie die im vorigen Paragraph erwaͤhnte Verdickung
der Waͤnde beweiſt, daß das Groͤßerwerden des Uterus nicht
etwa auf einem bloßen Ausgedehntwerden, ſondern auf
einem wirklichen Anwachſen beruht.

§. 746.

Endlich iſt die Veraͤnderung der Struktur in der innern
Flaͤche des Uterus vorzuͤglich wichtig. Wir bemerken naͤm-
lich in Folge der durch die Empfaͤngniß aufgeregten (faſt
entzuͤndungsartigen) Gefaͤßthaͤtigkeit wie die ſonſt glatte in-
nere Flaͤche des Uterus ſich auflockert und ganz mit einem
flockigen Ueberzuge bekleidet wird. Dieſe Flocken nun darf
man indeß eben ſo wenig als die erſten Sangfaſern am ein-
und zweimonatlichen Ovulo fuͤr wirkliche verlaͤngerte feine
Gefaͤßzweige halten (wie doch ſehr haͤufig geſchieht), ſondern
ſie beſtehen aus lockern durch Zellgewebe gebildeten Flocken, ganz
von der Art, wie man ſie an entzuͤndeten innern Stellen,
ſobald ſich Adhaͤſionen bilden, wahrzunehmen pflegt. Sie laſ-
ſen daher zuweilen auch Stuͤckweiſe ſich abloͤſen, ſo daß man
ſie gewoͤhnlich als eine beſondere Haut, als hinfaͤllige

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[64/0086] weiteſten ſind, oft uͤber einen Zoll dick), theils auf der Durchſchnittsflaͤche ein zelliges poroͤſes Gewebe zeigen, unge- faͤhr gleich der Schnittflaͤche eines Badeſchwamms. Hier- mit haͤngt es nun genau zuſammen, daß die Blutmaſſe, welche gegen den Uterus hinſtroͤmt und in den Gefaͤßen des Uterus verweilt, weit betraͤchtlicher ſeyn muß, als fruͤher; wovon denn die vermehrte Roͤthe und erhoͤhte Waͤrme des ſchwangern Uterus eine unmittelbare Folge iſt. §. 745. Ferner entwickeln ſich unter dem Ueberzuge des Perito- naei im ſchwangern Uterus die Muskelfibern weit vollkomm- ner als ſie im nichtſchwangern Zuſtande ſind, ſo daß ſelbſt diejenigen, welche uͤberhaupt die muskuloͤſe Struktur des Uterus laͤugnen, in dieſer Periode die vorzuͤglich im Grunde und in der Gegend der runden Mutterbaͤnder ſehr deutlichen Faſern anerkennen mußten; welche Entwickelung denn eben- falls, ſo wie die im vorigen Paragraph erwaͤhnte Verdickung der Waͤnde beweiſt, daß das Groͤßerwerden des Uterus nicht etwa auf einem bloßen Ausgedehntwerden, ſondern auf einem wirklichen Anwachſen beruht. §. 746. Endlich iſt die Veraͤnderung der Struktur in der innern Flaͤche des Uterus vorzuͤglich wichtig. Wir bemerken naͤm- lich in Folge der durch die Empfaͤngniß aufgeregten (faſt entzuͤndungsartigen) Gefaͤßthaͤtigkeit wie die ſonſt glatte in- nere Flaͤche des Uterus ſich auflockert und ganz mit einem flockigen Ueberzuge bekleidet wird. Dieſe Flocken nun darf man indeß eben ſo wenig als die erſten Sangfaſern am ein- und zweimonatlichen Ovulo fuͤr wirkliche verlaͤngerte feine Gefaͤßzweige halten (wie doch ſehr haͤufig geſchieht), ſondern ſie beſtehen aus lockern durch Zellgewebe gebildeten Flocken, ganz von der Art, wie man ſie an entzuͤndeten innern Stellen, ſobald ſich Adhaͤſionen bilden, wahrzunehmen pflegt. Sie laſ- ſen daher zuweilen auch Stuͤckweiſe ſich abloͤſen, ſo daß man ſie gewoͤhnlich als eine beſondere Haut, als hinfaͤllige

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/86>, abgerufen am 23.11.2024.