Licht *), catarrhalische Disposition, gastrische Unordnungen, und Erkältungen gehören vorzüglich hierher. Die Prognose ist vorzüglich nach dem Stadium in welchem man die Krank- heit findet, verschieden: -- Im Beginn des Uebels ist es ge- wöhnlich nicht schwer, durch Sorgfalt der Behandlung die weitere Entwickelung derselben zu hindern; hat es hingegen bereits zu weit um sich gegriffen, so ist es häufig mit großen Schwierigkeiten verbunden, die Rückkehr in den Normalzustand zu bewirken, ja es bleiben oft unheilbare Verbildungen und völlige Erblindung zurück.
§. 1687.
Was die Behandlung betrifft, so ist äuch diese nach den verschiedenen Stadien verschieden. Abgesehen davon daß man zuvörderst die etwa noch einwirkenden veranlassenden Ursachen (unvorsichtige Wartung, Obstruktionen u. s. w.) berücksichtige und entferne, so muß man im ersten Stadium der Krankheit die strengste Reinlichkeit empfehlen, sehr oft mit milden war- men Flüßigkeiten, (Fliederaufguß, Kamillenthee mit Milch u. s. w.) das Auge reinigen lassen, die zusammengeklebten Au- gen beim Erwachen des Kindes mit einigen Tropfen Mutter- milch aufweichen, und wenn die Augenlider bereits geschwol- len sind, zertheilende Kräuterkissen überlegen lassen. Wird dieses Verfahren zeitig und pünktlich angewendet, so kann man meistens des guten Erfolgs gewiß seyn. Ist bereits die Conjunctiva mit ergriffen und hat die eiterige Absonde- rung begonnen, so macht man von ableitenden, und die Sekretion beschränkenden Mitteln Gebrauch. Man legt kleine
*) Hr. Osiander hat neulich den Satz aufgestellt, daß das helle Licht, weit entfernt den Augen neugeborener Kinder zu schaden, ihnen vielmehr nütze; allein unpartheiische Beobachter werden sich leicht überzeugen, daß der heftige Lichtreitz, der ja in dem Auge des Erwachsenen schmerzhafte Reitzung bewirkt, für ein Kind stets doppelt nachtheilig wirke.
Licht *), catarrhaliſche Dispoſition, gaſtriſche Unordnungen, und Erkaͤltungen gehoͤren vorzuͤglich hierher. Die Prognoſe iſt vorzuͤglich nach dem Stadium in welchem man die Krank- heit findet, verſchieden: — Im Beginn des Uebels iſt es ge- woͤhnlich nicht ſchwer, durch Sorgfalt der Behandlung die weitere Entwickelung derſelben zu hindern; hat es hingegen bereits zu weit um ſich gegriffen, ſo iſt es haͤufig mit großen Schwierigkeiten verbunden, die Ruͤckkehr in den Normalzuſtand zu bewirken, ja es bleiben oft unheilbare Verbildungen und voͤllige Erblindung zuruͤck.
§. 1687.
Was die Behandlung betrifft, ſo iſt aͤuch dieſe nach den verſchiedenen Stadien verſchieden. Abgeſehen davon daß man zuvoͤrderſt die etwa noch einwirkenden veranlaſſenden Urſachen (unvorſichtige Wartung, Obſtruktionen u. ſ. w.) beruͤckſichtige und entferne, ſo muß man im erſten Stadium der Krankheit die ſtrengſte Reinlichkeit empfehlen, ſehr oft mit milden war- men Fluͤßigkeiten, (Fliederaufguß, Kamillenthee mit Milch u. ſ. w.) das Auge reinigen laſſen, die zuſammengeklebten Au- gen beim Erwachen des Kindes mit einigen Tropfen Mutter- milch aufweichen, und wenn die Augenlider bereits geſchwol- len ſind, zertheilende Kraͤuterkiſſen uͤberlegen laſſen. Wird dieſes Verfahren zeitig und puͤnktlich angewendet, ſo kann man meiſtens des guten Erfolgs gewiß ſeyn. Iſt bereits die Conjunctiva mit ergriffen und hat die eiterige Abſonde- rung begonnen, ſo macht man von ableitenden, und die Sekretion beſchraͤnkenden Mitteln Gebrauch. Man legt kleine
*) Hr. Oſiander hat neulich den Satz aufgeſtellt, daß das helle Licht, weit entfernt den Augen neugeborener Kinder zu ſchaden, ihnen vielmehr nuͤtze; allein unpartheiiſche Beobachter werden ſich leicht uͤberzeugen, daß der heftige Lichtreitz, der ja in dem Auge des Erwachſenen ſchmerzhafte Reitzung bewirkt, fuͤr ein Kind ſtets doppelt nachtheilig wirke.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><divn="11"><p><pbfacs="#f0648"n="622"/>
Licht <noteplace="foot"n="*)">Hr. <hirendition="#g">Oſiander</hi> hat neulich den Satz aufgeſtellt, daß das helle<lb/>
Licht, weit entfernt den Augen neugeborener Kinder zu ſchaden,<lb/>
ihnen vielmehr nuͤtze; allein unpartheiiſche Beobachter werden<lb/>ſich leicht uͤberzeugen, daß der heftige Lichtreitz, der ja in dem<lb/>
Auge des Erwachſenen ſchmerzhafte Reitzung bewirkt, fuͤr ein<lb/>
Kind ſtets doppelt nachtheilig wirke.</note>, catarrhaliſche Dispoſition, gaſtriſche Unordnungen,<lb/>
und Erkaͤltungen gehoͤren vorzuͤglich hierher. Die Prognoſe<lb/>
iſt vorzuͤglich nach dem Stadium in welchem man die Krank-<lb/>
heit findet, verſchieden: — Im Beginn des Uebels iſt es ge-<lb/>
woͤhnlich nicht ſchwer, durch Sorgfalt der Behandlung die<lb/>
weitere Entwickelung derſelben zu hindern; hat es hingegen<lb/>
bereits zu weit um ſich gegriffen, ſo iſt es haͤufig mit großen<lb/>
Schwierigkeiten verbunden, die Ruͤckkehr in den Normalzuſtand<lb/>
zu bewirken, ja es bleiben oft unheilbare Verbildungen und<lb/>
voͤllige Erblindung zuruͤck.</p></div><lb/><divn="11"><head>§. 1687.</head><lb/><p>Was die Behandlung betrifft, ſo iſt aͤuch dieſe nach den<lb/>
verſchiedenen Stadien verſchieden. Abgeſehen davon daß man<lb/>
zuvoͤrderſt die etwa noch einwirkenden veranlaſſenden Urſachen<lb/>
(unvorſichtige Wartung, Obſtruktionen u. ſ. w.) beruͤckſichtige<lb/>
und entferne, ſo muß man im erſten Stadium der Krankheit<lb/>
die ſtrengſte Reinlichkeit empfehlen, ſehr oft mit milden war-<lb/>
men Fluͤßigkeiten, (Fliederaufguß, Kamillenthee mit Milch u.<lb/>ſ. w.) das Auge reinigen laſſen, die zuſammengeklebten Au-<lb/>
gen beim Erwachen des Kindes mit einigen Tropfen Mutter-<lb/>
milch aufweichen, und wenn die Augenlider bereits geſchwol-<lb/>
len ſind, zertheilende Kraͤuterkiſſen uͤberlegen laſſen. Wird<lb/>
dieſes Verfahren zeitig und <hirendition="#g">puͤnktlich</hi> angewendet, ſo kann<lb/>
man meiſtens des guten Erfolgs gewiß ſeyn. Iſt bereits<lb/>
die <hirendition="#aq">Conjunctiva</hi> mit ergriffen und hat die eiterige Abſonde-<lb/>
rung begonnen, ſo macht man von ableitenden, und die<lb/>
Sekretion beſchraͤnkenden Mitteln Gebrauch. Man legt kleine<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[622/0648]
Licht *), catarrhaliſche Dispoſition, gaſtriſche Unordnungen,
und Erkaͤltungen gehoͤren vorzuͤglich hierher. Die Prognoſe
iſt vorzuͤglich nach dem Stadium in welchem man die Krank-
heit findet, verſchieden: — Im Beginn des Uebels iſt es ge-
woͤhnlich nicht ſchwer, durch Sorgfalt der Behandlung die
weitere Entwickelung derſelben zu hindern; hat es hingegen
bereits zu weit um ſich gegriffen, ſo iſt es haͤufig mit großen
Schwierigkeiten verbunden, die Ruͤckkehr in den Normalzuſtand
zu bewirken, ja es bleiben oft unheilbare Verbildungen und
voͤllige Erblindung zuruͤck.
§. 1687.
Was die Behandlung betrifft, ſo iſt aͤuch dieſe nach den
verſchiedenen Stadien verſchieden. Abgeſehen davon daß man
zuvoͤrderſt die etwa noch einwirkenden veranlaſſenden Urſachen
(unvorſichtige Wartung, Obſtruktionen u. ſ. w.) beruͤckſichtige
und entferne, ſo muß man im erſten Stadium der Krankheit
die ſtrengſte Reinlichkeit empfehlen, ſehr oft mit milden war-
men Fluͤßigkeiten, (Fliederaufguß, Kamillenthee mit Milch u.
ſ. w.) das Auge reinigen laſſen, die zuſammengeklebten Au-
gen beim Erwachen des Kindes mit einigen Tropfen Mutter-
milch aufweichen, und wenn die Augenlider bereits geſchwol-
len ſind, zertheilende Kraͤuterkiſſen uͤberlegen laſſen. Wird
dieſes Verfahren zeitig und puͤnktlich angewendet, ſo kann
man meiſtens des guten Erfolgs gewiß ſeyn. Iſt bereits
die Conjunctiva mit ergriffen und hat die eiterige Abſonde-
rung begonnen, ſo macht man von ableitenden, und die
Sekretion beſchraͤnkenden Mitteln Gebrauch. Man legt kleine
*) Hr. Oſiander hat neulich den Satz aufgeſtellt, daß das helle
Licht, weit entfernt den Augen neugeborener Kinder zu ſchaden,
ihnen vielmehr nuͤtze; allein unpartheiiſche Beobachter werden
ſich leicht uͤberzeugen, daß der heftige Lichtreitz, der ja in dem
Auge des Erwachſenen ſchmerzhafte Reitzung bewirkt, fuͤr ein
Kind ſtets doppelt nachtheilig wirke.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/648>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.