hier an die Stelle eines plötzlich aufgehobenen Bildungsprocesses ein entzündlicher Proceß eintritt, da die Neigung zur Entzündung in allen Lebenszuständen, welche (wie z. B. das Kindesalter) durch besonders lebhafte Bildungskraft ausgezeichnet sind, am meisten hervortritt u. s. w. (vergl. 1 Thl. S. 255.). Dieses alles nun recht erwogen, und mit dem im Vorhergehenden geschilderten Verlaufe der Krankheit verglichen, so halten wir uns berechtigt das Wesentliche des Kindbettfiebers zu setzen: in eine von heftigem Fieber begleitete Störung der für die Wochenperiode naturgemäßen Revo- lution im Innern des Organismus, welche sich zu erkennen giebt durch eine an abnormen Stel- len hervortretende, krankhafterhöhte, mit Ent- zündung und großer Neigung zu Ausscheidungen bezeichnete Gefäßthätigkeit.
§. 1623.
Es sind nun vorzüglich die Gebilde, welche den Sitz dieser krankhaft erhöhten Gefäßthätigkeit ausmachen, etwas näher zu betrachten, und wir werden darin noch mannigfaltige Bestätigung der aufgestellten Ansicht finden. Schon aus der Schilderung des Verlaufs der Krankheit ergab es sich aber, daß die Bauchhöhle selbst der gewöhnliche Heerd des Uebels ist; forschen wir nun nach der Ursache dieser Erscheinung, so können wir sie nicht füglich in etwas anderes setzen, als da- rein daß eben hier die kräftigste Bildungsthätigkeit jetzt anhal- tend gewirkt habe, und daß es ganz natürlich sey, in Fällen, wo die Uebertragung derselben auf andere Organe gesiört wird, meistens ein Hervortreten der, nunmehr allerdings krankhaften Bildungsthätigkeit an dem gewohnten Orte wahrzunehmen. Besondere Berücksichtigung verdient auch hier die in pathologischer Hinsicht noch gar nicht beachtete Continuität der innern Fläche von Uterus und Muttertrompeten mit dem Peritonaeum, und es wird anschaulich warum gerade das Peritonaeum so gewöhnlich der Heerd der Entzündung und Ausscheidung im Kindbettfieber wird, da es als Fortsetzung
hier an die Stelle eines ploͤtzlich aufgehobenen Bildungsproceſſes ein entzuͤndlicher Proceß eintritt, da die Neigung zur Entzuͤndung in allen Lebenszuſtaͤnden, welche (wie z. B. das Kindesalter) durch beſonders lebhafte Bildungskraft ausgezeichnet ſind, am meiſten hervortritt u. ſ. w. (vergl. 1 Thl. S. 255.). Dieſes alles nun recht erwogen, und mit dem im Vorhergehenden geſchilderten Verlaufe der Krankheit verglichen, ſo halten wir uns berechtigt das Weſentliche des Kindbettfiebers zu ſetzen: in eine von heftigem Fieber begleitete Stoͤrung der fuͤr die Wochenperiode naturgemaͤßen Revo- lution im Innern des Organismus, welche ſich zu erkennen giebt durch eine an abnormen Stel- len hervortretende, krankhafterhoͤhte, mit Ent- zuͤndung und großer Neigung zu Ausſcheidungen bezeichnete Gefaͤßthaͤtigkeit.
§. 1623.
Es ſind nun vorzuͤglich die Gebilde, welche den Sitz dieſer krankhaft erhoͤhten Gefaͤßthaͤtigkeit ausmachen, etwas naͤher zu betrachten, und wir werden darin noch mannigfaltige Beſtaͤtigung der aufgeſtellten Anſicht finden. Schon aus der Schilderung des Verlaufs der Krankheit ergab es ſich aber, daß die Bauchhoͤhle ſelbſt der gewoͤhnliche Heerd des Uebels iſt; forſchen wir nun nach der Urſache dieſer Erſcheinung, ſo koͤnnen wir ſie nicht fuͤglich in etwas anderes ſetzen, als da- rein daß eben hier die kraͤftigſte Bildungsthaͤtigkeit jetzt anhal- tend gewirkt habe, und daß es ganz natuͤrlich ſey, in Faͤllen, wo die Uebertragung derſelben auf andere Organe geſioͤrt wird, meiſtens ein Hervortreten der, nunmehr allerdings krankhaften Bildungsthaͤtigkeit an dem gewohnten Orte wahrzunehmen. Beſondere Beruͤckſichtigung verdient auch hier die in pathologiſcher Hinſicht noch gar nicht beachtete Continuitaͤt der innern Flaͤche von Uterus und Muttertrompeten mit dem Peritonaeum, und es wird anſchaulich warum gerade das Peritonaeum ſo gewoͤhnlich der Heerd der Entzuͤndung und Ausſcheidung im Kindbettfieber wird, da es als Fortſetzung
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hier an die Stelle eines ploͤtzlich aufgehobenen Bildungsproceſſes
ein entzuͤndlicher Proceß eintritt, da die Neigung zur Entzuͤndung
in allen Lebenszuſtaͤnden, welche (wie z. B. das Kindesalter)
durch beſonders lebhafte Bildungskraft ausgezeichnet ſind,
am meiſten hervortritt u. ſ. w. (vergl. 1 Thl. S. 255.).
Dieſes alles nun recht erwogen, und mit dem im Vorhergehenden
geſchilderten Verlaufe der Krankheit verglichen, ſo halten wir
uns berechtigt das Weſentliche des Kindbettfiebers zu ſetzen:
in eine von heftigem Fieber begleitete Stoͤrung
der fuͤr die Wochenperiode naturgemaͤßen Revo-
lution im Innern des Organismus, welche ſich
zu erkennen giebt durch eine an abnormen Stel-
len hervortretende, krankhafterhoͤhte, mit Ent-
zuͤndung und großer Neigung zu Ausſcheidungen
bezeichnete Gefaͤßthaͤtigkeit.
§. 1623.
Es ſind nun vorzuͤglich die Gebilde, welche den Sitz
dieſer krankhaft erhoͤhten Gefaͤßthaͤtigkeit ausmachen, etwas
naͤher zu betrachten, und wir werden darin noch mannigfaltige
Beſtaͤtigung der aufgeſtellten Anſicht finden. Schon aus der
Schilderung des Verlaufs der Krankheit ergab es ſich aber,
daß die Bauchhoͤhle ſelbſt der gewoͤhnliche Heerd des Uebels
iſt; forſchen wir nun nach der Urſache dieſer Erſcheinung, ſo
koͤnnen wir ſie nicht fuͤglich in etwas anderes ſetzen, als da-
rein daß eben hier die kraͤftigſte Bildungsthaͤtigkeit jetzt anhal-
tend gewirkt habe, und daß es ganz natuͤrlich ſey, in Faͤllen,
wo die Uebertragung derſelben auf andere Organe geſioͤrt wird,
meiſtens ein Hervortreten der, nunmehr allerdings krankhaften
Bildungsthaͤtigkeit an dem gewohnten Orte wahrzunehmen.
Beſondere Beruͤckſichtigung verdient auch hier die in pathologiſcher
Hinſicht noch gar nicht beachtete Continuitaͤt der innern
Flaͤche von Uterus und Muttertrompeten mit
dem Peritonaeum, und es wird anſchaulich warum gerade
das Peritonaeum ſo gewoͤhnlich der Heerd der Entzuͤndung
und Ausſcheidung im Kindbettfieber wird, da es als Fortſetzung
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/606>, abgerufen am 21.11.2024.
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