heiten u. s. w. -- Schiefheit und zu starke Krümmung ist, wie schon bemerkt, gewöhnlich Folge von Krümmungen der Wirbelsäule, Lockerheit der eigentlich festen Knochenverbindun- gen hängt ab von Knochenerweichungen, vorausgegangenem Schamfugenschnitt oder andern Verletzungen, dahingegen ab- norme Festigkeit der Kreuz-Schwanzbeinverbindung entweder durch Rigidität der Bänder bei bejahrten Erstgebärenden, oder durch Ankylosen in Folge früherer Verrenkung oder Ablage- rung kalkiger Stoffe bedingt wird.
§. 1420.
Die Folgen der Beckenverengerung für das Geburtsgeschäft richten sich nach dem Grade derselben; es sind namentlich drei Grade von Engigkeit zu unterscheiden. Der erste Grad umfaßt diejenigen Verbildungen wo die Conjugata nur 33/4 bis 31/4 Zoll hält. Schon hier können bei starken Kindern leicht Einkeilungen des Kopfes sich bilden, mit welchem Namen wir den Zustand bezeichnen, wo die Kindestheile eingetreten in eine der Aperturen des kleinen Beckens, sich dergestalt unter anhaltenden Wehen festsetzen, daß Zusammenpressung und Anschwellung derselben bemerklich wird. Es hängt bei diesem Grade von Energie der Wehen und kräf- tigem Verarbeiten derselben, so wie von der Größe des Kin- des ab, ob die Geburt desselben ohne künstliche Hülfe möglich seyn wird oder nicht. -- Die Gefahr der Einkeilung für das Kind richtet sich namentlich nach der Dauer derselben und dem Stande des Kopfs. Einkeilungen am Beckeneingange können oft 3 bis 4 Stunden dauern (dafern nicht andere Regelwidrigkeiten, z. B. falsche Lage des Nabelstranges, ent- zündliche Zustände des Uterus u. s. w. sich hinzugesellen, ohne Gefahr des Kindes; Einkeilungen in der Beckenhöhle hin- gegen, und am Ausgange, müssen weit schneller für das Kind fürchten lassen, und verursachen oft schon in 2 Stunden we- nigstens asphyktische Zustände desselben. Je heftiger hierbei die Wehen sind, desto nachtheiliger wirkt natürlich die Ein- keilung.
heiten u. ſ. w. — Schiefheit und zu ſtarke Kruͤmmung iſt, wie ſchon bemerkt, gewoͤhnlich Folge von Kruͤmmungen der Wirbelſaͤule, Lockerheit der eigentlich feſten Knochenverbindun- gen haͤngt ab von Knochenerweichungen, vorausgegangenem Schamfugenſchnitt oder andern Verletzungen, dahingegen ab- norme Feſtigkeit der Kreuz-Schwanzbeinverbindung entweder durch Rigiditaͤt der Baͤnder bei bejahrten Erſtgebaͤrenden, oder durch Ankyloſen in Folge fruͤherer Verrenkung oder Ablage- rung kalkiger Stoffe bedingt wird.
§. 1420.
Die Folgen der Beckenverengerung fuͤr das Geburtsgeſchaͤft richten ſich nach dem Grade derſelben; es ſind namentlich drei Grade von Engigkeit zu unterſcheiden. Der erſte Grad umfaßt diejenigen Verbildungen wo die Conjugata nur 3¾ bis 3¼ Zoll haͤlt. Schon hier koͤnnen bei ſtarken Kindern leicht Einkeilungen des Kopfes ſich bilden, mit welchem Namen wir den Zuſtand bezeichnen, wo die Kindestheile eingetreten in eine der Aperturen des kleinen Beckens, ſich dergeſtalt unter anhaltenden Wehen feſtſetzen, daß Zuſammenpreſſung und Anſchwellung derſelben bemerklich wird. Es haͤngt bei dieſem Grade von Energie der Wehen und kraͤf- tigem Verarbeiten derſelben, ſo wie von der Groͤße des Kin- des ab, ob die Geburt deſſelben ohne kuͤnſtliche Huͤlfe moͤglich ſeyn wird oder nicht. — Die Gefahr der Einkeilung fuͤr das Kind richtet ſich namentlich nach der Dauer derſelben und dem Stande des Kopfs. Einkeilungen am Beckeneingange koͤnnen oft 3 bis 4 Stunden dauern (dafern nicht andere Regelwidrigkeiten, z. B. falſche Lage des Nabelſtranges, ent- zuͤndliche Zuſtaͤnde des Uterus u. ſ. w. ſich hinzugeſellen, ohne Gefahr des Kindes; Einkeilungen in der Beckenhoͤhle hin- gegen, und am Ausgange, muͤſſen weit ſchneller fuͤr das Kind fuͤrchten laſſen, und verurſachen oft ſchon in 2 Stunden we- nigſtens aſphyktiſche Zuſtaͤnde deſſelben. Je heftiger hierbei die Wehen ſind, deſto nachtheiliger wirkt natuͤrlich die Ein- keilung.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0484"n="458"/>
heiten u. ſ. w. — Schiefheit und zu ſtarke Kruͤmmung iſt,<lb/>
wie ſchon bemerkt, gewoͤhnlich Folge von Kruͤmmungen der<lb/>
Wirbelſaͤule, Lockerheit der eigentlich feſten Knochenverbindun-<lb/>
gen haͤngt ab von Knochenerweichungen, vorausgegangenem<lb/>
Schamfugenſchnitt oder andern Verletzungen, dahingegen ab-<lb/>
norme Feſtigkeit der Kreuz-Schwanzbeinverbindung entweder<lb/>
durch Rigiditaͤt der Baͤnder bei bejahrten Erſtgebaͤrenden, oder<lb/>
durch Ankyloſen in Folge fruͤherer Verrenkung oder Ablage-<lb/>
rung kalkiger Stoffe bedingt wird.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1420.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Folgen der Beckenverengerung</hi> fuͤr das<lb/>
Geburtsgeſchaͤft richten ſich nach dem Grade derſelben; es<lb/>ſind namentlich drei Grade von Engigkeit zu unterſcheiden.<lb/><hirendition="#g">Der erſte Grad</hi> umfaßt diejenigen Verbildungen wo die<lb/><hirendition="#aq">Conjugata</hi> nur 3¾ bis 3¼ Zoll haͤlt. Schon hier koͤnnen<lb/>
bei ſtarken Kindern leicht <hirendition="#g">Einkeilungen</hi> des Kopfes ſich<lb/>
bilden, mit welchem Namen wir den Zuſtand bezeichnen, wo<lb/>
die Kindestheile eingetreten in eine der Aperturen des kleinen<lb/>
Beckens, ſich dergeſtalt unter anhaltenden Wehen feſtſetzen, daß<lb/>
Zuſammenpreſſung und Anſchwellung derſelben bemerklich wird.<lb/>
Es haͤngt bei dieſem Grade von Energie der Wehen und kraͤf-<lb/>
tigem Verarbeiten derſelben, ſo wie von der Groͤße des Kin-<lb/>
des ab, ob die Geburt deſſelben ohne kuͤnſtliche Huͤlfe moͤglich<lb/>ſeyn wird oder nicht. — Die Gefahr der Einkeilung fuͤr das<lb/>
Kind richtet ſich namentlich nach der Dauer derſelben und<lb/>
dem Stande des Kopfs. Einkeilungen am Beckeneingange<lb/>
koͤnnen oft 3 bis 4 Stunden dauern (dafern nicht andere<lb/>
Regelwidrigkeiten, z. B. falſche Lage des Nabelſtranges, ent-<lb/>
zuͤndliche Zuſtaͤnde des Uterus u. ſ. w. ſich hinzugeſellen,<lb/>
ohne Gefahr des Kindes; Einkeilungen in der Beckenhoͤhle hin-<lb/>
gegen, und am Ausgange, muͤſſen weit ſchneller fuͤr das Kind<lb/>
fuͤrchten laſſen, und verurſachen oft ſchon in 2 Stunden we-<lb/>
nigſtens aſphyktiſche Zuſtaͤnde deſſelben. Je heftiger hierbei<lb/>
die Wehen ſind, deſto nachtheiliger wirkt natuͤrlich die Ein-<lb/>
keilung.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[458/0484]
heiten u. ſ. w. — Schiefheit und zu ſtarke Kruͤmmung iſt,
wie ſchon bemerkt, gewoͤhnlich Folge von Kruͤmmungen der
Wirbelſaͤule, Lockerheit der eigentlich feſten Knochenverbindun-
gen haͤngt ab von Knochenerweichungen, vorausgegangenem
Schamfugenſchnitt oder andern Verletzungen, dahingegen ab-
norme Feſtigkeit der Kreuz-Schwanzbeinverbindung entweder
durch Rigiditaͤt der Baͤnder bei bejahrten Erſtgebaͤrenden, oder
durch Ankyloſen in Folge fruͤherer Verrenkung oder Ablage-
rung kalkiger Stoffe bedingt wird.
§. 1420.
Die Folgen der Beckenverengerung fuͤr das
Geburtsgeſchaͤft richten ſich nach dem Grade derſelben; es
ſind namentlich drei Grade von Engigkeit zu unterſcheiden.
Der erſte Grad umfaßt diejenigen Verbildungen wo die
Conjugata nur 3¾ bis 3¼ Zoll haͤlt. Schon hier koͤnnen
bei ſtarken Kindern leicht Einkeilungen des Kopfes ſich
bilden, mit welchem Namen wir den Zuſtand bezeichnen, wo
die Kindestheile eingetreten in eine der Aperturen des kleinen
Beckens, ſich dergeſtalt unter anhaltenden Wehen feſtſetzen, daß
Zuſammenpreſſung und Anſchwellung derſelben bemerklich wird.
Es haͤngt bei dieſem Grade von Energie der Wehen und kraͤf-
tigem Verarbeiten derſelben, ſo wie von der Groͤße des Kin-
des ab, ob die Geburt deſſelben ohne kuͤnſtliche Huͤlfe moͤglich
ſeyn wird oder nicht. — Die Gefahr der Einkeilung fuͤr das
Kind richtet ſich namentlich nach der Dauer derſelben und
dem Stande des Kopfs. Einkeilungen am Beckeneingange
koͤnnen oft 3 bis 4 Stunden dauern (dafern nicht andere
Regelwidrigkeiten, z. B. falſche Lage des Nabelſtranges, ent-
zuͤndliche Zuſtaͤnde des Uterus u. ſ. w. ſich hinzugeſellen,
ohne Gefahr des Kindes; Einkeilungen in der Beckenhoͤhle hin-
gegen, und am Ausgange, muͤſſen weit ſchneller fuͤr das Kind
fuͤrchten laſſen, und verurſachen oft ſchon in 2 Stunden we-
nigſtens aſphyktiſche Zuſtaͤnde deſſelben. Je heftiger hierbei
die Wehen ſind, deſto nachtheiliger wirkt natuͤrlich die Ein-
keilung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/484>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.