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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 678.

Wir haben nun oben bereits bemerkt, daß im Menschen
und in den Säugthieren überhaupt, das Nabelbläschen nebst
seinen Gefäßen (es sind die Vasa omphalomeseraica, welche
der Pfortader den Ursprung geben), bald vom Darm sich
gänzlich ablöse und obliterire, und es ergiebt sich hieraus,
daß, da dem Embryo hier nicht wie in dem Dottersack der
eierlegenden Thiere ein Chylusbehälter beigegeben ist, er den
zur Bildung nöthigen Stoff auf andere Weise erhalten müsse.
Hier sind nun zweierlei Wege denkbar, auf welchen er
vom mütterlichen Körper her diese Nahrung beziehen kann;
einmal nämlich können die Eihäute durch die Saugfasern
Nahrungsstoff aufnehmen, diesen durchschwitzen und so der
Embryo aus den die Eihäute erfüllenden Feuchtigkeiten ge-
nährt werden; oder ein andermal können die nach den Fa-
sern des Chorions hinlaufenden sich nach und nach zum
Mutterkuchen ausbildenden Blutgefäße den Nahrungssaft,
welcher von dem Uterus ausgesondert wird, in sich aufnehmen
und dem Embryo zuführen.

§. 679.

Was die Meinung der Ernährung durch die Nabelge-
fäße betrifft, so hat sie allerdings mehrere Gründe gegen
sich; erstens nämlich sind die bleibenden Gefäße des Nabel-
stranges gerade die, welche namentlich auf die Funktion des
stellvertretenden Athmungsorgans sich beziehen, zweitens ist
ein unmittelbares Eindringen des Nahrungssaftes in die
Blutgefäße dann fast nothwendig anzunehmen (welcher Ein-
wurf jedoch durch die große Wahrscheinlichkeit der Venenein-
saugung auch an andern Stellen sehr an Kraft verliert),
und drittens (und dieses wäre wohl der Haupteinwurf) will
man Beispiele vom gänzlichen Fehlen des Nabelstranges und
nichtsdestoweniger Statt gehabter Ernährung der Frucht
beobachtet haben *).


*) Auf einen solchen Fall von gänzlich mangelnder Nabelschnur gründet
§. 678.

Wir haben nun oben bereits bemerkt, daß im Menſchen
und in den Saͤugthieren uͤberhaupt, das Nabelblaͤschen nebſt
ſeinen Gefaͤßen (es ſind die Vasa omphalomeseraica, welche
der Pfortader den Urſprung geben), bald vom Darm ſich
gaͤnzlich abloͤſe und obliterire, und es ergiebt ſich hieraus,
daß, da dem Embryo hier nicht wie in dem Dotterſack der
eierlegenden Thiere ein Chylusbehaͤlter beigegeben iſt, er den
zur Bildung noͤthigen Stoff auf andere Weiſe erhalten muͤſſe.
Hier ſind nun zweierlei Wege denkbar, auf welchen er
vom muͤtterlichen Koͤrper her dieſe Nahrung beziehen kann;
einmal naͤmlich koͤnnen die Eihaͤute durch die Saugfaſern
Nahrungsſtoff aufnehmen, dieſen durchſchwitzen und ſo der
Embryo aus den die Eihaͤute erfuͤllenden Feuchtigkeiten ge-
naͤhrt werden; oder ein andermal koͤnnen die nach den Fa-
ſern des Chorions hinlaufenden ſich nach und nach zum
Mutterkuchen ausbildenden Blutgefaͤße den Nahrungsſaft,
welcher von dem Uterus ausgeſondert wird, in ſich aufnehmen
und dem Embryo zufuͤhren.

§. 679.

Was die Meinung der Ernaͤhrung durch die Nabelge-
faͤße betrifft, ſo hat ſie allerdings mehrere Gruͤnde gegen
ſich; erſtens naͤmlich ſind die bleibenden Gefaͤße des Nabel-
ſtranges gerade die, welche namentlich auf die Funktion des
ſtellvertretenden Athmungsorgans ſich beziehen, zweitens iſt
ein unmittelbares Eindringen des Nahrungsſaftes in die
Blutgefaͤße dann faſt nothwendig anzunehmen (welcher Ein-
wurf jedoch durch die große Wahrſcheinlichkeit der Venenein-
ſaugung auch an andern Stellen ſehr an Kraft verliert),
und drittens (und dieſes waͤre wohl der Haupteinwurf) will
man Beiſpiele vom gaͤnzlichen Fehlen des Nabelſtranges und
nichtsdeſtoweniger Statt gehabter Ernaͤhrung der Frucht
beobachtet haben *).


*) Auf einen ſolchen Fall von gaͤnzlich mangelnder Nabelſchnur gruͤndet
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[26/0048] §. 678. Wir haben nun oben bereits bemerkt, daß im Menſchen und in den Saͤugthieren uͤberhaupt, das Nabelblaͤschen nebſt ſeinen Gefaͤßen (es ſind die Vasa omphalomeseraica, welche der Pfortader den Urſprung geben), bald vom Darm ſich gaͤnzlich abloͤſe und obliterire, und es ergiebt ſich hieraus, daß, da dem Embryo hier nicht wie in dem Dotterſack der eierlegenden Thiere ein Chylusbehaͤlter beigegeben iſt, er den zur Bildung noͤthigen Stoff auf andere Weiſe erhalten muͤſſe. Hier ſind nun zweierlei Wege denkbar, auf welchen er vom muͤtterlichen Koͤrper her dieſe Nahrung beziehen kann; einmal naͤmlich koͤnnen die Eihaͤute durch die Saugfaſern Nahrungsſtoff aufnehmen, dieſen durchſchwitzen und ſo der Embryo aus den die Eihaͤute erfuͤllenden Feuchtigkeiten ge- naͤhrt werden; oder ein andermal koͤnnen die nach den Fa- ſern des Chorions hinlaufenden ſich nach und nach zum Mutterkuchen ausbildenden Blutgefaͤße den Nahrungsſaft, welcher von dem Uterus ausgeſondert wird, in ſich aufnehmen und dem Embryo zufuͤhren. §. 679. Was die Meinung der Ernaͤhrung durch die Nabelge- faͤße betrifft, ſo hat ſie allerdings mehrere Gruͤnde gegen ſich; erſtens naͤmlich ſind die bleibenden Gefaͤße des Nabel- ſtranges gerade die, welche namentlich auf die Funktion des ſtellvertretenden Athmungsorgans ſich beziehen, zweitens iſt ein unmittelbares Eindringen des Nahrungsſaftes in die Blutgefaͤße dann faſt nothwendig anzunehmen (welcher Ein- wurf jedoch durch die große Wahrſcheinlichkeit der Venenein- ſaugung auch an andern Stellen ſehr an Kraft verliert), und drittens (und dieſes waͤre wohl der Haupteinwurf) will man Beiſpiele vom gaͤnzlichen Fehlen des Nabelſtranges und nichtsdeſtoweniger Statt gehabter Ernaͤhrung der Frucht beobachtet haben *). *) Auf einen ſolchen Fall von gaͤnzlich mangelnder Nabelſchnur gruͤndet

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/48>, abgerufen am 21.11.2024.