Zerreißungen kommen an den äußern Schamtheilen nur an der hintern Commissur vor, und daß sie auch hier fast immer nur von unvollkommener Unterstützung des Dammes, und unzweckmäßigem Verhalten der Gebärenden herrühren, ist früher bemerkt worden. Für die Geburt selbst können sie übri- gens natürlich, da sie erst am Ende der vierten Perinde entste- hen, keine besondere Behandlung indiciren, obwohl man Ur- sache hat in Folge des dadurch verursachten Reitzes, Krämpfe beym Abgange der Nachgeburt zu fürchten. -- Von der Be- handlung dieser Verletzungen nach der Geburt wird später die Rede seyn.
4. Von den abnormen Zuständen des Beckens und ihrem Einfluße auf das Geburtsgeschäft.
a)Von denen die Geburt beschleunigenden Abnormitäten.
§. 1411.
Es gehört hierher ganz vorzüglich das zu weite Bek- ken, jedoch können bei einer gewissen Weite des Beckenraums, auch die geringe Höhe, Neigung und Krümmung des gesammten Beckens, zur Beschleunigung der Geburt bei- tragen. --
§. 1412.
Zeichen des zu weiten Beckens sind: von außen, breite Hüften, nicht eingedrücktes Kreuzbein, und stark gewölb- ter Schambogen (wodurch während der Schwangerschaft ein geringeres Vortreten des Leibes bewirkt wird); ferner die Ge- schichte vorausgegangener Geburten, wo die Frau von starken Kindern sehr leicht und schnell entbunden wurde, so wie das
§. 1410.
Zerreißungen kommen an den aͤußern Schamtheilen nur an der hintern Commiſſur vor, und daß ſie auch hier faſt immer nur von unvollkommener Unterſtuͤtzung des Dammes, und unzweckmaͤßigem Verhalten der Gebaͤrenden herruͤhren, iſt fruͤher bemerkt worden. Fuͤr die Geburt ſelbſt koͤnnen ſie uͤbri- gens natuͤrlich, da ſie erſt am Ende der vierten Perinde entſte- hen, keine beſondere Behandlung indiciren, obwohl man Ur- ſache hat in Folge des dadurch verurſachten Reitzes, Kraͤmpfe beym Abgange der Nachgeburt zu fuͤrchten. — Von der Be- handlung dieſer Verletzungen nach der Geburt wird ſpaͤter die Rede ſeyn.
4. Von den abnormen Zuſtaͤnden des Beckens und ihrem Einfluße auf das Geburtsgeſchaͤft.
a)Von denen die Geburt beſchleunigenden Abnormitaͤten.
§. 1411.
Es gehoͤrt hierher ganz vorzuͤglich das zu weite Bek- ken, jedoch koͤnnen bei einer gewiſſen Weite des Beckenraums, auch die geringe Hoͤhe, Neigung und Kruͤmmung des geſammten Beckens, zur Beſchleunigung der Geburt bei- tragen. —
§. 1412.
Zeichen des zu weiten Beckens ſind: von außen, breite Huͤften, nicht eingedruͤcktes Kreuzbein, und ſtark gewoͤlb- ter Schambogen (wodurch waͤhrend der Schwangerſchaft ein geringeres Vortreten des Leibes bewirkt wird); ferner die Ge- ſchichte vorausgegangener Geburten, wo die Frau von ſtarken Kindern ſehr leicht und ſchnell entbunden wurde, ſo wie das
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§. 1410.
Zerreißungen kommen an den aͤußern Schamtheilen nur
an der hintern Commiſſur vor, und daß ſie auch hier faſt
immer nur von unvollkommener Unterſtuͤtzung des Dammes,
und unzweckmaͤßigem Verhalten der Gebaͤrenden herruͤhren, iſt
fruͤher bemerkt worden. Fuͤr die Geburt ſelbſt koͤnnen ſie uͤbri-
gens natuͤrlich, da ſie erſt am Ende der vierten Perinde entſte-
hen, keine beſondere Behandlung indiciren, obwohl man Ur-
ſache hat in Folge des dadurch verurſachten Reitzes, Kraͤmpfe
beym Abgange der Nachgeburt zu fuͤrchten. — Von der Be-
handlung dieſer Verletzungen nach der Geburt wird ſpaͤter
die Rede ſeyn.
4. Von den abnormen Zuſtaͤnden des
Beckens und ihrem Einfluße auf
das Geburtsgeſchaͤft.
a) Von denen die Geburt beſchleunigenden
Abnormitaͤten.
§. 1411.
Es gehoͤrt hierher ganz vorzuͤglich das zu weite Bek-
ken, jedoch koͤnnen bei einer gewiſſen Weite des Beckenraums,
auch die geringe Hoͤhe, Neigung und Kruͤmmung
des geſammten Beckens, zur Beſchleunigung der Geburt bei-
tragen. —
§. 1412.
Zeichen des zu weiten Beckens ſind: von außen,
breite Huͤften, nicht eingedruͤcktes Kreuzbein, und ſtark gewoͤlb-
ter Schambogen (wodurch waͤhrend der Schwangerſchaft ein
geringeres Vortreten des Leibes bewirkt wird); ferner die Ge-
ſchichte vorausgegangener Geburten, wo die Frau von ſtarken
Kindern ſehr leicht und ſchnell entbunden wurde, ſo wie das
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/478>, abgerufen am 21.11.2024.
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