Bei der Beschreibung der Perforation selbst ist nun zunächst zu unterscheiden, ob man bloße Eröffnung der Schädelhöhle zur Entleerung von Wasser (die Paracentese) aber ob man die eigentliche Excerebration beabsichtige. -- Für den erstern Fall empfiehlt sich das von Hrn. Osian- der*) angemerkte Verfahren. Sobald nämlich man sich durch genaue Untersuchung von der Unmöglichkeit den sehr durch Wasser ausgedehnten Schädel durch das Becken zu füh- ren überzeugt hat, und die Gebärende in bequemer Lage sich auf dem Wendungslager befindet, faßt man mit der rechten Hand eine chirurgische gerade spitzige Scheere (eben so wohl könnte man sich des scheerenförmigen Perforatoriums zu die- sem Endzweck bedienen) und zugleich einen weiblichen Kathe- ter, so daß letzterer auf der breiten Fläche der erstern dicht angedrückt liegt, und führt nun die Spitzen beider Instru- mente in der hohlen Hand vorsichtig zum Schädel des Kin- des an eine der gewöhnlich sehr breiten Näthe oder Fonta- nellen.
§. 1249.
Ist man hier angekommen, so stößt man vorsichtig die Scherenspitze durch die Schädeldecke ein, wobei sich der Ka- theter zurückschiebt, und nun benutzt man Zeige- und Mittel- finger der linken Hand, um das verletzende Instrument etwas zurückzuziehen, indem man zu gleicher Zeit den Daumen, um den Katheter vorwärts, und in die kleine Oeffnung hereinzu- drängen, gebraucht. Auf diese Weise wird das Wasser nach und nach sich entleeren, und man läßt sich sodann den Kopf entweder durch die Kraft der Wehen allein, oder durch die Einleitung mittelst der Hand vorbereitet, entwickeln, oder man faßt ihn sogleich mittelst der Geburtszange und führt ihn so
*) Annalen d. Entbindungs-Lehranstalt. 2. Thl. Göttingen 1801. Seite 53.
§. 1248.
Bei der Beſchreibung der Perforation ſelbſt iſt nun zunaͤchſt zu unterſcheiden, ob man bloße Eroͤffnung der Schaͤdelhoͤhle zur Entleerung von Waſſer (die Paracenteſe) aber ob man die eigentliche Excerebration beabſichtige. — Fuͤr den erſtern Fall empfiehlt ſich das von Hrn. Oſian- der*) angemerkte Verfahren. Sobald naͤmlich man ſich durch genaue Unterſuchung von der Unmoͤglichkeit den ſehr durch Waſſer ausgedehnten Schaͤdel durch das Becken zu fuͤh- ren uͤberzeugt hat, und die Gebaͤrende in bequemer Lage ſich auf dem Wendungslager befindet, faßt man mit der rechten Hand eine chirurgiſche gerade ſpitzige Scheere (eben ſo wohl koͤnnte man ſich des ſcheerenfoͤrmigen Perforatoriums zu die- ſem Endzweck bedienen) und zugleich einen weiblichen Kathe- ter, ſo daß letzterer auf der breiten Flaͤche der erſtern dicht angedruͤckt liegt, und fuͤhrt nun die Spitzen beider Inſtru- mente in der hohlen Hand vorſichtig zum Schaͤdel des Kin- des an eine der gewoͤhnlich ſehr breiten Naͤthe oder Fonta- nellen.
§. 1249.
Iſt man hier angekommen, ſo ſtoͤßt man vorſichtig die Scherenſpitze durch die Schaͤdeldecke ein, wobei ſich der Ka- theter zuruͤckſchiebt, und nun benutzt man Zeige- und Mittel- finger der linken Hand, um das verletzende Inſtrument etwas zuruͤckzuziehen, indem man zu gleicher Zeit den Daumen, um den Katheter vorwaͤrts, und in die kleine Oeffnung hereinzu- draͤngen, gebraucht. Auf dieſe Weiſe wird das Waſſer nach und nach ſich entleeren, und man laͤßt ſich ſodann den Kopf entweder durch die Kraft der Wehen allein, oder durch die Einleitung mittelſt der Hand vorbereitet, entwickeln, oder man faßt ihn ſogleich mittelſt der Geburtszange und fuͤhrt ihn ſo
*) Annalen d. Entbindungs-Lehranſtalt. 2. Thl. Goͤttingen 1801. Seite 53.
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§. 1248.
Bei der Beſchreibung der Perforation ſelbſt iſt nun
zunaͤchſt zu unterſcheiden, ob man bloße Eroͤffnung der
Schaͤdelhoͤhle zur Entleerung von Waſſer (die Paracenteſe)
aber ob man die eigentliche Excerebration beabſichtige. —
Fuͤr den erſtern Fall empfiehlt ſich das von Hrn. Oſian-
der *) angemerkte Verfahren. Sobald naͤmlich man ſich
durch genaue Unterſuchung von der Unmoͤglichkeit den ſehr
durch Waſſer ausgedehnten Schaͤdel durch das Becken zu fuͤh-
ren uͤberzeugt hat, und die Gebaͤrende in bequemer Lage ſich
auf dem Wendungslager befindet, faßt man mit der rechten
Hand eine chirurgiſche gerade ſpitzige Scheere (eben ſo wohl
koͤnnte man ſich des ſcheerenfoͤrmigen Perforatoriums zu die-
ſem Endzweck bedienen) und zugleich einen weiblichen Kathe-
ter, ſo daß letzterer auf der breiten Flaͤche der erſtern dicht
angedruͤckt liegt, und fuͤhrt nun die Spitzen beider Inſtru-
mente in der hohlen Hand vorſichtig zum Schaͤdel des Kin-
des an eine der gewoͤhnlich ſehr breiten Naͤthe oder Fonta-
nellen.
§. 1249.
Iſt man hier angekommen, ſo ſtoͤßt man vorſichtig die
Scherenſpitze durch die Schaͤdeldecke ein, wobei ſich der Ka-
theter zuruͤckſchiebt, und nun benutzt man Zeige- und Mittel-
finger der linken Hand, um das verletzende Inſtrument etwas
zuruͤckzuziehen, indem man zu gleicher Zeit den Daumen, um
den Katheter vorwaͤrts, und in die kleine Oeffnung hereinzu-
draͤngen, gebraucht. Auf dieſe Weiſe wird das Waſſer nach
und nach ſich entleeren, und man laͤßt ſich ſodann den Kopf
entweder durch die Kraft der Wehen allein, oder durch die
Einleitung mittelſt der Hand vorbereitet, entwickeln, oder man
faßt ihn ſogleich mittelſt der Geburtszange und fuͤhrt ihn ſo
*) Annalen d. Entbindungs-Lehranſtalt. 2. Thl. Goͤttingen 1801.
Seite 53.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/385>, abgerufen am 21.11.2024.
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