mehr unterhalb des Kindes, und zuerst gegen die Bauch- fläche desselben zu führen, hier liegen nämlich entweder die Füße selbst, oder es ist leicht, indem man die Hand von der Bauchfläche nach den Oberschenkeln, und von da, über die Knie, nach den Unterschenkeln führt, die Füße zu finden. Liegt der Kopf vor, so muß man stets mit der Hand über das Gesicht des Kindes heraufgehen, um zu den Füßen zu gelangen, und danach vorzüglich die Wahl der Hand einrich- ten. 6) Sollten die Füße des Kindes sehr hoch im Gebär- muttergrunde liegen, so ist es rathsam, zuerst den Schenkel im Kniegelenke zu fassen und etwas herabzuführen, um so das Fassen des Fußes, der Gebärenden und sich zu erleichtern. 7) Liegen sie dagegen bei einem Hängebauche sehr weit über dem Schambogen, so wird das Fassen derselben erleichtert, theils indem ein Gehülfe den Leib etwas hebt, theils indem man die Gebärende selbst sich etwas zur Seite neigen läßt. 8) Wo Zwillinge vorhanden sind, zumal wenn sie sich in ei- ner Höhle der Eihäute befinden, faße man, auch wo man Behufs einer nothwendig gewordenen, auf die Wendung fol- gen sollenden Extraktion, beide Füße herabführen will, zuerst stets nur einen Fuß, und hüte sich daß die Füße beider Kin- der sich nicht kreuzen, welches leicht zu Beschädigungen Ver- anlaßung geben kanu. 9) Ueberhaupt vermeide man sorgfäl- tig, während man die Hand nach den Füßen des Kindes hin bewegt, den Druck auf die Nabelschnur, so wie Dehnung derselben, und alle heftigere Reitzung der Theile des Kindes oder des Uterus im Allgemeinen.
§. 1183.
10) Findet die Hand des Geburtshelfers ferner bereits Theile des Kindes vorgefallen, z. B. Hand oder Nabelschnur, so würde es ein ganz vergebliches und nachtheiliges Bemü- hen seyn, dieselben zuvörderst zurückbringen zu wollen, sondern man geht neben denselben, indem man sie so viel als mög- lich schont, in die Geburtstheile ein, und beendigt die Ope- ration eben so wie in Fällen wo ähnliche Theile nicht vor-
mehr unterhalb des Kindes, und zuerſt gegen die Bauch- flaͤche deſſelben zu fuͤhren, hier liegen naͤmlich entweder die Fuͤße ſelbſt, oder es iſt leicht, indem man die Hand von der Bauchflaͤche nach den Oberſchenkeln, und von da, uͤber die Knie, nach den Unterſchenkeln fuͤhrt, die Fuͤße zu finden. Liegt der Kopf vor, ſo muß man ſtets mit der Hand uͤber das Geſicht des Kindes heraufgehen, um zu den Fuͤßen zu gelangen, und danach vorzuͤglich die Wahl der Hand einrich- ten. 6) Sollten die Fuͤße des Kindes ſehr hoch im Gebaͤr- muttergrunde liegen, ſo iſt es rathſam, zuerſt den Schenkel im Kniegelenke zu faſſen und etwas herabzufuͤhren, um ſo das Faſſen des Fußes, der Gebaͤrenden und ſich zu erleichtern. 7) Liegen ſie dagegen bei einem Haͤngebauche ſehr weit uͤber dem Schambogen, ſo wird das Faſſen derſelben erleichtert, theils indem ein Gehuͤlfe den Leib etwas hebt, theils indem man die Gebaͤrende ſelbſt ſich etwas zur Seite neigen laͤßt. 8) Wo Zwillinge vorhanden ſind, zumal wenn ſie ſich in ei- ner Hoͤhle der Eihaͤute befinden, faße man, auch wo man Behufs einer nothwendig gewordenen, auf die Wendung fol- gen ſollenden Extraktion, beide Fuͤße herabfuͤhren will, zuerſt ſtets nur einen Fuß, und huͤte ſich daß die Fuͤße beider Kin- der ſich nicht kreuzen, welches leicht zu Beſchaͤdigungen Ver- anlaßung geben kanu. 9) Ueberhaupt vermeide man ſorgfaͤl- tig, waͤhrend man die Hand nach den Fuͤßen des Kindes hin bewegt, den Druck auf die Nabelſchnur, ſo wie Dehnung derſelben, und alle heftigere Reitzung der Theile des Kindes oder des Uterus im Allgemeinen.
§. 1183.
10) Findet die Hand des Geburtshelfers ferner bereits Theile des Kindes vorgefallen, z. B. Hand oder Nabelſchnur, ſo wuͤrde es ein ganz vergebliches und nachtheiliges Bemuͤ- hen ſeyn, dieſelben zuvoͤrderſt zuruͤckbringen zu wollen, ſondern man geht neben denſelben, indem man ſie ſo viel als moͤg- lich ſchont, in die Geburtstheile ein, und beendigt die Ope- ration eben ſo wie in Faͤllen wo aͤhnliche Theile nicht vor-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><p><pbfacs="#f0343"n="319"/>
mehr <hirendition="#g">unterhalb</hi> des Kindes, und zuerſt gegen die Bauch-<lb/>
flaͤche deſſelben zu fuͤhren, hier liegen naͤmlich entweder die<lb/>
Fuͤße ſelbſt, oder es iſt leicht, indem man die Hand von der<lb/>
Bauchflaͤche nach den Oberſchenkeln, und von da, uͤber die<lb/>
Knie, nach den Unterſchenkeln fuͤhrt, die Fuͤße zu finden.<lb/>
Liegt der Kopf vor, ſo muß man ſtets mit der Hand uͤber<lb/>
das Geſicht des Kindes heraufgehen, um zu den Fuͤßen zu<lb/>
gelangen, und danach vorzuͤglich die Wahl der Hand einrich-<lb/>
ten. 6) Sollten die Fuͤße des Kindes ſehr hoch im Gebaͤr-<lb/>
muttergrunde liegen, ſo iſt es rathſam, zuerſt den Schenkel<lb/>
im Kniegelenke zu faſſen und etwas herabzufuͤhren, um ſo das<lb/>
Faſſen des Fußes, der Gebaͤrenden und ſich zu erleichtern.<lb/>
7) Liegen ſie dagegen bei einem Haͤngebauche ſehr weit uͤber<lb/>
dem Schambogen, ſo wird das Faſſen derſelben erleichtert,<lb/>
theils indem ein Gehuͤlfe den Leib etwas hebt, theils indem<lb/>
man die Gebaͤrende ſelbſt ſich etwas zur Seite neigen laͤßt.<lb/>
8) Wo Zwillinge vorhanden ſind, zumal wenn ſie ſich in ei-<lb/>
ner Hoͤhle der Eihaͤute befinden, faße man, auch wo man<lb/>
Behufs einer nothwendig gewordenen, auf die Wendung fol-<lb/>
gen ſollenden <choice><sic>Ertraktion</sic><corr>Extraktion</corr></choice>, beide Fuͤße herabfuͤhren will, zuerſt<lb/>ſtets nur einen Fuß, und huͤte ſich daß die Fuͤße beider Kin-<lb/>
der ſich nicht kreuzen, welches leicht zu Beſchaͤdigungen Ver-<lb/>
anlaßung geben kanu. 9) Ueberhaupt vermeide man ſorgfaͤl-<lb/>
tig, waͤhrend man die Hand nach den Fuͤßen des Kindes<lb/>
hin bewegt, den Druck auf die Nabelſchnur, ſo wie Dehnung<lb/>
derſelben, und alle heftigere Reitzung der Theile des Kindes<lb/>
oder des Uterus im Allgemeinen.</p></div><lb/><divn="8"><head>§. 1183.</head><lb/><p>10) Findet die Hand des Geburtshelfers ferner bereits<lb/>
Theile des Kindes vorgefallen, z. B. Hand oder Nabelſchnur,<lb/>ſo wuͤrde es ein ganz vergebliches und nachtheiliges Bemuͤ-<lb/>
hen ſeyn, dieſelben zuvoͤrderſt zuruͤckbringen zu wollen, ſondern<lb/>
man geht <hirendition="#g">neben</hi> denſelben, indem man ſie ſo viel als moͤg-<lb/>
lich ſchont, in die Geburtstheile ein, und beendigt die Ope-<lb/>
ration eben ſo wie in Faͤllen wo aͤhnliche Theile nicht vor-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[319/0343]
mehr unterhalb des Kindes, und zuerſt gegen die Bauch-
flaͤche deſſelben zu fuͤhren, hier liegen naͤmlich entweder die
Fuͤße ſelbſt, oder es iſt leicht, indem man die Hand von der
Bauchflaͤche nach den Oberſchenkeln, und von da, uͤber die
Knie, nach den Unterſchenkeln fuͤhrt, die Fuͤße zu finden.
Liegt der Kopf vor, ſo muß man ſtets mit der Hand uͤber
das Geſicht des Kindes heraufgehen, um zu den Fuͤßen zu
gelangen, und danach vorzuͤglich die Wahl der Hand einrich-
ten. 6) Sollten die Fuͤße des Kindes ſehr hoch im Gebaͤr-
muttergrunde liegen, ſo iſt es rathſam, zuerſt den Schenkel
im Kniegelenke zu faſſen und etwas herabzufuͤhren, um ſo das
Faſſen des Fußes, der Gebaͤrenden und ſich zu erleichtern.
7) Liegen ſie dagegen bei einem Haͤngebauche ſehr weit uͤber
dem Schambogen, ſo wird das Faſſen derſelben erleichtert,
theils indem ein Gehuͤlfe den Leib etwas hebt, theils indem
man die Gebaͤrende ſelbſt ſich etwas zur Seite neigen laͤßt.
8) Wo Zwillinge vorhanden ſind, zumal wenn ſie ſich in ei-
ner Hoͤhle der Eihaͤute befinden, faße man, auch wo man
Behufs einer nothwendig gewordenen, auf die Wendung fol-
gen ſollenden Extraktion, beide Fuͤße herabfuͤhren will, zuerſt
ſtets nur einen Fuß, und huͤte ſich daß die Fuͤße beider Kin-
der ſich nicht kreuzen, welches leicht zu Beſchaͤdigungen Ver-
anlaßung geben kanu. 9) Ueberhaupt vermeide man ſorgfaͤl-
tig, waͤhrend man die Hand nach den Fuͤßen des Kindes
hin bewegt, den Druck auf die Nabelſchnur, ſo wie Dehnung
derſelben, und alle heftigere Reitzung der Theile des Kindes
oder des Uterus im Allgemeinen.
§. 1183.
10) Findet die Hand des Geburtshelfers ferner bereits
Theile des Kindes vorgefallen, z. B. Hand oder Nabelſchnur,
ſo wuͤrde es ein ganz vergebliches und nachtheiliges Bemuͤ-
hen ſeyn, dieſelben zuvoͤrderſt zuruͤckbringen zu wollen, ſondern
man geht neben denſelben, indem man ſie ſo viel als moͤg-
lich ſchont, in die Geburtstheile ein, und beendigt die Ope-
ration eben ſo wie in Faͤllen wo aͤhnliche Theile nicht vor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/343>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.