Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmerkung. Ich glaube durch einige Beobachtungen
mich berechtigt, auch eine zuweilen Statt findende erb-
liche Familienanlage
anzunehmen, welche Dispo-
sition alsdann, theils während der Schwangerschaft,
theils während der Geburt, die Entstehung solcher Zu-
fälle, unter Mitwirkung einer äußeren Veranlassung,
leicht bedingen kann.

§. 1045.

Aeußere Einflüße können ferner den Ausbruch der Krank-
heit (welcher übrigens häufig auch durch die genannten innern
Momente allein herbeigeführt wird) beschleunigen. Dahin sind
zu rechnen: erhitzende Getränke, heiße Temperatur, Schlafe
in zu warmen Federbetten, Indigestionen, Erkältungen der
untern Extremitäten u. s. w. --

§. 1046.

Die Convulsionen von idiopathischen Nervenleiden be-
dingt hingegen, sind mehr schwächlichen hysterischen Subjekten
welche auch früher schon an Krämpfen oder wohl selbst an
Epilepsie gelitten haben, eigenthümlich, und die Ausbrüche der-
selben werden durch deprimirende Affekte, Ueberreitzungen des
Nervensystems aller Art, Säfteverlust u. s. w. herbeigeführt.

§. 1047.

Die Prognose ist wie sich schon aus der Schilderung
des gewöhnlichen Verlaufs der Anfälle ergiebt, im Allgemei-
nen äußerst ungünstig zu nennen, und, wie auch Boer be-
merkt, in Fällen, wo das Uebel nicht etwa ein habituelles
Leiden, oder offenbar von irgend einer äußern Einwirkung auf
das Nervensystem bedingt ist, nur zu häufig tödlich. Vor-
züglich gilt dieß von den durch heftige Congestionen bedingten
Convulsionen, welche durch Blutergießungen, oder durch die
auch ohne diese erfolgende gänzliche Hirnlähmung, den Tod nach
sich ziehen, oder bedeutende Folgekrankheiten, namentlich Stö-
rungen der geistigen Thätigkeit, Wahnsinn, Melancholie u. s.
w. zurücklaßen, wie schon Hr. v. Siebold bemerkt, und auch

Anmerkung. Ich glaube durch einige Beobachtungen
mich berechtigt, auch eine zuweilen Statt findende erb-
liche Familienanlage
anzunehmen, welche Dispo-
ſition alsdann, theils waͤhrend der Schwangerſchaft,
theils waͤhrend der Geburt, die Entſtehung ſolcher Zu-
faͤlle, unter Mitwirkung einer aͤußeren Veranlaſſung,
leicht bedingen kann.

§. 1045.

Aeußere Einfluͤße koͤnnen ferner den Ausbruch der Krank-
heit (welcher uͤbrigens haͤufig auch durch die genannten innern
Momente allein herbeigefuͤhrt wird) beſchleunigen. Dahin ſind
zu rechnen: erhitzende Getraͤnke, heiße Temperatur, Schlafe
in zu warmen Federbetten, Indigeſtionen, Erkaͤltungen der
untern Extremitaͤten u. ſ. w. —

§. 1046.

Die Convulſionen von idiopathiſchen Nervenleiden be-
dingt hingegen, ſind mehr ſchwaͤchlichen hyſteriſchen Subjekten
welche auch fruͤher ſchon an Kraͤmpfen oder wohl ſelbſt an
Epilepſie gelitten haben, eigenthuͤmlich, und die Ausbruͤche der-
ſelben werden durch deprimirende Affekte, Ueberreitzungen des
Nervenſyſtems aller Art, Saͤfteverluſt u. ſ. w. herbeigefuͤhrt.

§. 1047.

Die Prognoſe iſt wie ſich ſchon aus der Schilderung
des gewoͤhnlichen Verlaufs der Anfaͤlle ergiebt, im Allgemei-
nen aͤußerſt unguͤnſtig zu nennen, und, wie auch Boer be-
merkt, in Faͤllen, wo das Uebel nicht etwa ein habituelles
Leiden, oder offenbar von irgend einer aͤußern Einwirkung auf
das Nervenſyſtem bedingt iſt, nur zu haͤufig toͤdlich. Vor-
zuͤglich gilt dieß von den durch heftige Congeſtionen bedingten
Convulſionen, welche durch Blutergießungen, oder durch die
auch ohne dieſe erfolgende gaͤnzliche Hirnlaͤhmung, den Tod nach
ſich ziehen, oder bedeutende Folgekrankheiten, namentlich Stoͤ-
rungen der geiſtigen Thaͤtigkeit, Wahnſinn, Melancholie u. ſ.
w. zuruͤcklaßen, wie ſchon Hr. v. Siebold bemerkt, und auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0262" n="238"/>
                  <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Ich glaube durch einige Beobachtungen<lb/>
mich berechtigt, auch eine zuweilen Statt findende <hi rendition="#g">erb-<lb/>
liche Familienanlage</hi> anzunehmen, welche Dispo-<lb/>
&#x017F;ition alsdann, theils wa&#x0364;hrend der Schwanger&#x017F;chaft,<lb/>
theils wa&#x0364;hrend der Geburt, die Ent&#x017F;tehung &#x017F;olcher Zu-<lb/>
fa&#x0364;lle, unter Mitwirkung einer a&#x0364;ußeren Veranla&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
leicht bedingen kann.</hi> </p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1045.</head><lb/>
                  <p>Aeußere Einflu&#x0364;ße ko&#x0364;nnen ferner den Ausbruch der Krank-<lb/>
heit (welcher u&#x0364;brigens ha&#x0364;ufig auch durch die genannten innern<lb/>
Momente allein herbeigefu&#x0364;hrt wird) be&#x017F;chleunigen. Dahin &#x017F;ind<lb/>
zu rechnen: erhitzende Getra&#x0364;nke, heiße Temperatur, Schlafe<lb/>
in zu warmen Federbetten, Indige&#x017F;tionen, Erka&#x0364;ltungen der<lb/>
untern Extremita&#x0364;ten u. &#x017F;. w. &#x2014;</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1046.</head><lb/>
                  <p>Die Convul&#x017F;ionen von idiopathi&#x017F;chen Nervenleiden be-<lb/>
dingt hingegen, &#x017F;ind mehr &#x017F;chwa&#x0364;chlichen hy&#x017F;teri&#x017F;chen Subjekten<lb/>
welche auch fru&#x0364;her &#x017F;chon an Kra&#x0364;mpfen oder wohl &#x017F;elb&#x017F;t an<lb/>
Epilep&#x017F;ie gelitten haben, eigenthu&#x0364;mlich, und die Ausbru&#x0364;che der-<lb/>
&#x017F;elben werden durch deprimirende Affekte, Ueberreitzungen des<lb/>
Nerven&#x017F;y&#x017F;tems aller Art, Sa&#x0364;fteverlu&#x017F;t u. &#x017F;. w. herbeigefu&#x0364;hrt.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1047.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Die Progno&#x017F;e</hi> i&#x017F;t wie &#x017F;ich &#x017F;chon aus der Schilderung<lb/>
des gewo&#x0364;hnlichen Verlaufs der Anfa&#x0364;lle ergiebt, im Allgemei-<lb/>
nen a&#x0364;ußer&#x017F;t ungu&#x0364;n&#x017F;tig zu nennen, und, wie auch <hi rendition="#g">Boer</hi> be-<lb/>
merkt, in Fa&#x0364;llen, wo das Uebel nicht etwa ein habituelles<lb/>
Leiden, oder offenbar von irgend einer a&#x0364;ußern Einwirkung auf<lb/>
das Nerven&#x017F;y&#x017F;tem bedingt i&#x017F;t, nur zu ha&#x0364;ufig to&#x0364;dlich. Vor-<lb/>
zu&#x0364;glich gilt dieß von den durch heftige Conge&#x017F;tionen bedingten<lb/>
Convul&#x017F;ionen, welche durch Blutergießungen, oder durch die<lb/>
auch ohne die&#x017F;e erfolgende ga&#x0364;nzliche Hirnla&#x0364;hmung, den Tod nach<lb/>
&#x017F;ich ziehen, oder bedeutende Folgekrankheiten, namentlich Sto&#x0364;-<lb/>
rungen der gei&#x017F;tigen Tha&#x0364;tigkeit, Wahn&#x017F;inn, Melancholie u. &#x017F;.<lb/>
w. zuru&#x0364;cklaßen, wie &#x017F;chon Hr. v. <hi rendition="#g">Siebold</hi> bemerkt, und auch<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0262] Anmerkung. Ich glaube durch einige Beobachtungen mich berechtigt, auch eine zuweilen Statt findende erb- liche Familienanlage anzunehmen, welche Dispo- ſition alsdann, theils waͤhrend der Schwangerſchaft, theils waͤhrend der Geburt, die Entſtehung ſolcher Zu- faͤlle, unter Mitwirkung einer aͤußeren Veranlaſſung, leicht bedingen kann. §. 1045. Aeußere Einfluͤße koͤnnen ferner den Ausbruch der Krank- heit (welcher uͤbrigens haͤufig auch durch die genannten innern Momente allein herbeigefuͤhrt wird) beſchleunigen. Dahin ſind zu rechnen: erhitzende Getraͤnke, heiße Temperatur, Schlafe in zu warmen Federbetten, Indigeſtionen, Erkaͤltungen der untern Extremitaͤten u. ſ. w. — §. 1046. Die Convulſionen von idiopathiſchen Nervenleiden be- dingt hingegen, ſind mehr ſchwaͤchlichen hyſteriſchen Subjekten welche auch fruͤher ſchon an Kraͤmpfen oder wohl ſelbſt an Epilepſie gelitten haben, eigenthuͤmlich, und die Ausbruͤche der- ſelben werden durch deprimirende Affekte, Ueberreitzungen des Nervenſyſtems aller Art, Saͤfteverluſt u. ſ. w. herbeigefuͤhrt. §. 1047. Die Prognoſe iſt wie ſich ſchon aus der Schilderung des gewoͤhnlichen Verlaufs der Anfaͤlle ergiebt, im Allgemei- nen aͤußerſt unguͤnſtig zu nennen, und, wie auch Boer be- merkt, in Faͤllen, wo das Uebel nicht etwa ein habituelles Leiden, oder offenbar von irgend einer aͤußern Einwirkung auf das Nervenſyſtem bedingt iſt, nur zu haͤufig toͤdlich. Vor- zuͤglich gilt dieß von den durch heftige Congeſtionen bedingten Convulſionen, welche durch Blutergießungen, oder durch die auch ohne dieſe erfolgende gaͤnzliche Hirnlaͤhmung, den Tod nach ſich ziehen, oder bedeutende Folgekrankheiten, namentlich Stoͤ- rungen der geiſtigen Thaͤtigkeit, Wahnſinn, Melancholie u. ſ. w. zuruͤcklaßen, wie ſchon Hr. v. Siebold bemerkt, und auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/262
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/262>, abgerufen am 21.11.2024.