Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

mehrung der örtlichen Transpiration der Brüste durch Auf-
legen von Baumwolle, oder Hanfwerg sehr nützlich, eben so
wie ein mäßiges Heraufbinden der Brüste und ein Befördern
des Milchausflusses selbst, welches entweder durch Aussau-
gen mittelst eines Ziehglases oder einer Milchpumpe (in man-
chen Gegenden übernehmen alte zahnlose Weiber dieß Ge-
Geschäft) geschieht, oder auch durch Bähungen der Brüste
mit dem Dampfe eines Kamillen- oder Fliederaufgusses be-
wirkt wird. -- Besonders sind aber während dieser Zeit
sehr sorgfältig Druck und Stoß der Brüste zu vermeiden, da
solche mechanische Schädlichkeiten, eben so wie Ueberfüllung
des Magens oder Erkältung, hier gewöhnlich sehr leicht Ent-
zündung herbeiführen.

II. Von der Pflege des Säuglings.
§. 971.

Wie der mütterliche Körper, ja in vieler Hinsicht noch
mehr als dieser, hat der Körper des Kindes bei der Ge-
burt eine wichtige Revolution erlitten, und macht deßhalb
gleichfalls Abhaltung aller äußern schädlichen Einflüsse, so
wie zweckmäßige Unterstützung der Processe mit denen die
Natur vorzüglich beschäftigt ist, höchst nothwendig.

§. 972.

Was zuvörderst das allgemeine Verhalten be-
trifft, so ist Reinlichkeit und gleichmäßige Wärme einer der
Hauptpunkte. Um die erstere zu erhalten, ist aber das täg-
liche Baden während der ganzen Periode des Säuglingsalters,
und zwar immer unter den bei Gelegenheit des ersten Bades
erwähnten Vorsichtsmaaßregeln, das wichtigste Moment. Es
wird dadurch die in den ersten Tagen vor sich gehende Ab-
schuppung der ersten Oberhaut befördert, die gehörige Per-
spiration möglich gemacht, ja selbst Flüssigkeit dabei einge-
sogen, und so denn zugleich immer noch eine kurze Annä-

mehrung der oͤrtlichen Tranſpiration der Bruͤſte durch Auf-
legen von Baumwolle, oder Hanfwerg ſehr nuͤtzlich, eben ſo
wie ein maͤßiges Heraufbinden der Bruͤſte und ein Befoͤrdern
des Milchausfluſſes ſelbſt, welches entweder durch Ausſau-
gen mittelſt eines Ziehglaſes oder einer Milchpumpe (in man-
chen Gegenden uͤbernehmen alte zahnloſe Weiber dieß Ge-
Geſchaͤft) geſchieht, oder auch durch Baͤhungen der Bruͤſte
mit dem Dampfe eines Kamillen- oder Fliederaufguſſes be-
wirkt wird. — Beſonders ſind aber waͤhrend dieſer Zeit
ſehr ſorgfaͤltig Druck und Stoß der Bruͤſte zu vermeiden, da
ſolche mechaniſche Schaͤdlichkeiten, eben ſo wie Ueberfuͤllung
des Magens oder Erkaͤltung, hier gewoͤhnlich ſehr leicht Ent-
zuͤndung herbeifuͤhren.

II. Von der Pflege des Saͤuglings.
§. 971.

Wie der muͤtterliche Koͤrper, ja in vieler Hinſicht noch
mehr als dieſer, hat der Koͤrper des Kindes bei der Ge-
burt eine wichtige Revolution erlitten, und macht deßhalb
gleichfalls Abhaltung aller aͤußern ſchaͤdlichen Einfluͤſſe, ſo
wie zweckmaͤßige Unterſtuͤtzung der Proceſſe mit denen die
Natur vorzuͤglich beſchaͤftigt iſt, hoͤchſt nothwendig.

§. 972.

Was zuvoͤrderſt das allgemeine Verhalten be-
trifft, ſo iſt Reinlichkeit und gleichmaͤßige Waͤrme einer der
Hauptpunkte. Um die erſtere zu erhalten, iſt aber das taͤg-
liche Baden waͤhrend der ganzen Periode des Saͤuglingsalters,
und zwar immer unter den bei Gelegenheit des erſten Bades
erwaͤhnten Vorſichtsmaaßregeln, das wichtigſte Moment. Es
wird dadurch die in den erſten Tagen vor ſich gehende Ab-
ſchuppung der erſten Oberhaut befoͤrdert, die gehoͤrige Per-
ſpiration moͤglich gemacht, ja ſelbſt Fluͤſſigkeit dabei einge-
ſogen, und ſo denn zugleich immer noch eine kurze Annaͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0222" n="198"/>
mehrung der o&#x0364;rtlichen Tran&#x017F;piration der Bru&#x0364;&#x017F;te durch Auf-<lb/>
legen von Baumwolle, oder Hanfwerg &#x017F;ehr nu&#x0364;tzlich, eben &#x017F;o<lb/>
wie ein ma&#x0364;ßiges Heraufbinden der Bru&#x0364;&#x017F;te und ein Befo&#x0364;rdern<lb/>
des Milchausflu&#x017F;&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t, welches entweder durch Aus&#x017F;au-<lb/>
gen mittel&#x017F;t eines Ziehgla&#x017F;es oder einer Milchpumpe (in man-<lb/>
chen Gegenden u&#x0364;bernehmen alte zahnlo&#x017F;e Weiber dieß Ge-<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ft) ge&#x017F;chieht, oder auch durch Ba&#x0364;hungen der Bru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
mit dem Dampfe eines Kamillen- oder Fliederaufgu&#x017F;&#x017F;es be-<lb/>
wirkt wird. &#x2014; Be&#x017F;onders &#x017F;ind aber wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Zeit<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;orgfa&#x0364;ltig Druck und Stoß der Bru&#x0364;&#x017F;te zu vermeiden, da<lb/>
&#x017F;olche mechani&#x017F;che Scha&#x0364;dlichkeiten, eben &#x017F;o wie Ueberfu&#x0364;llung<lb/>
des Magens oder Erka&#x0364;ltung, hier gewo&#x0364;hnlich &#x017F;ehr leicht Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung herbeifu&#x0364;hren.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Von der Pflege des Sa&#x0364;uglings</hi>.</head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 971.</head><lb/>
                  <p>Wie der mu&#x0364;tterliche Ko&#x0364;rper, ja in vieler Hin&#x017F;icht noch<lb/>
mehr als die&#x017F;er, hat der Ko&#x0364;rper des Kindes bei der Ge-<lb/>
burt eine wichtige Revolution erlitten, und macht deßhalb<lb/>
gleichfalls Abhaltung aller a&#x0364;ußern &#x017F;cha&#x0364;dlichen Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o<lb/>
wie zweckma&#x0364;ßige Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der Proce&#x017F;&#x017F;e mit denen die<lb/>
Natur vorzu&#x0364;glich be&#x017F;cha&#x0364;ftigt i&#x017F;t, ho&#x0364;ch&#x017F;t nothwendig.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 972.</head><lb/>
                  <p>Was zuvo&#x0364;rder&#x017F;t das <hi rendition="#g">allgemeine Verhalten</hi> be-<lb/>
trifft, &#x017F;o i&#x017F;t Reinlichkeit und gleichma&#x0364;ßige Wa&#x0364;rme einer der<lb/>
Hauptpunkte. Um die er&#x017F;tere zu erhalten, i&#x017F;t aber das ta&#x0364;g-<lb/>
liche Baden wa&#x0364;hrend der ganzen Periode des Sa&#x0364;uglingsalters,<lb/>
und zwar immer unter den bei Gelegenheit des er&#x017F;ten Bades<lb/>
erwa&#x0364;hnten Vor&#x017F;ichtsmaaßregeln, das wichtig&#x017F;te Moment. Es<lb/>
wird dadurch die in den er&#x017F;ten Tagen vor &#x017F;ich gehende Ab-<lb/>
&#x017F;chuppung der er&#x017F;ten Oberhaut befo&#x0364;rdert, die geho&#x0364;rige Per-<lb/>
&#x017F;piration mo&#x0364;glich gemacht, ja &#x017F;elb&#x017F;t Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit dabei einge-<lb/>
&#x017F;ogen, und &#x017F;o denn zugleich immer noch eine kurze Anna&#x0364;-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0222] mehrung der oͤrtlichen Tranſpiration der Bruͤſte durch Auf- legen von Baumwolle, oder Hanfwerg ſehr nuͤtzlich, eben ſo wie ein maͤßiges Heraufbinden der Bruͤſte und ein Befoͤrdern des Milchausfluſſes ſelbſt, welches entweder durch Ausſau- gen mittelſt eines Ziehglaſes oder einer Milchpumpe (in man- chen Gegenden uͤbernehmen alte zahnloſe Weiber dieß Ge- Geſchaͤft) geſchieht, oder auch durch Baͤhungen der Bruͤſte mit dem Dampfe eines Kamillen- oder Fliederaufguſſes be- wirkt wird. — Beſonders ſind aber waͤhrend dieſer Zeit ſehr ſorgfaͤltig Druck und Stoß der Bruͤſte zu vermeiden, da ſolche mechaniſche Schaͤdlichkeiten, eben ſo wie Ueberfuͤllung des Magens oder Erkaͤltung, hier gewoͤhnlich ſehr leicht Ent- zuͤndung herbeifuͤhren. II. Von der Pflege des Saͤuglings. §. 971. Wie der muͤtterliche Koͤrper, ja in vieler Hinſicht noch mehr als dieſer, hat der Koͤrper des Kindes bei der Ge- burt eine wichtige Revolution erlitten, und macht deßhalb gleichfalls Abhaltung aller aͤußern ſchaͤdlichen Einfluͤſſe, ſo wie zweckmaͤßige Unterſtuͤtzung der Proceſſe mit denen die Natur vorzuͤglich beſchaͤftigt iſt, hoͤchſt nothwendig. §. 972. Was zuvoͤrderſt das allgemeine Verhalten be- trifft, ſo iſt Reinlichkeit und gleichmaͤßige Waͤrme einer der Hauptpunkte. Um die erſtere zu erhalten, iſt aber das taͤg- liche Baden waͤhrend der ganzen Periode des Saͤuglingsalters, und zwar immer unter den bei Gelegenheit des erſten Bades erwaͤhnten Vorſichtsmaaßregeln, das wichtigſte Moment. Es wird dadurch die in den erſten Tagen vor ſich gehende Ab- ſchuppung der erſten Oberhaut befoͤrdert, die gehoͤrige Per- ſpiration moͤglich gemacht, ja ſelbſt Fluͤſſigkeit dabei einge- ſogen, und ſo denn zugleich immer noch eine kurze Annaͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/222
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/222>, abgerufen am 23.11.2024.