Schleim u. s. w. in ein schon vorbereitetes warmes Bad ge- bracht. Bei dem Abwaschen desselben läßt man vorzüglich darauf achten, daß die Augen nicht durch eindringende Seife gereizt werden, ja bei schwächlichen oder nicht völlig ausge- tragenen Kindern ist wegen der äußerst zarten Haut der Gebrauch der Seife lieber völlig zu vermeiden, und Statt deren Mehl, auf ein Stück wollenes feines Zeug gestreut, zu benutzen. Das Baden selbst muß übrigens nie in der Nähe von Thüren und Fenstern vorgenommen, und jede Erkältung nach dem Bade durch sorgfältiges Einhüllen in warme Tü- cher vermieden werden; auch ist dafür zu sorgen, daß das Wasser eine, der der Geburtstheile ähnliche Temperatur habe und das Kind bis zum Kopf hinlänglich davon bedeckt oder bespült werde. Das Kind wird hierauf sorgfältig abgetrock- net, und man benutzt diese Zeit theils nochmals den Nabel- strang und seine Unterbindung zu untersuchen, um, dafern es nöthig seyn sollte, letztere noch einmal fester anzuziehen (wel- ches namentlich bei den sogenannten fetten Nabelsträngen ge- rathen zu seyn pflegt), theils eine genaue Besichtigung des Kindes vorzunehmen, um Bildungsfehler, welche es etwa mit zur Welt gebracht haben könnte, zeitig zu entdecken, wobei es jedoch als Regel gelten muß, irgend bedeutende Verunstaltungen so viel als möglich für erst der Mutter zu verbergen.
§. 946.
Hierauf wird die Ankleidung und Einhüllung des Kin- des nothwendig, wobei insbesondere auf den Rest des Nabel- stranges Rücksicht zu nehmen ist, welcher blos in ein mit Semon Lycopodii bestreutes Stückchen Leinenzeug am zweckmäßig- sten eingeschlagen und dann durch eine Binde auf dem Leibe des Kindes befestigt wird. Die hierzu gebräuchlichen Binden sind gewöhnlich lang, mit Bändern versehen, und gehen mehreremahle um den Kindesleib herum. Besser sind jedoch die von H. Jörg empfohlnen und in seinem Hebammenbuche abgebildeten breiten Nabelbinden, nach Art der Leibbinden für Schwangere.
Schleim u. ſ. w. in ein ſchon vorbereitetes warmes Bad ge- bracht. Bei dem Abwaſchen deſſelben laͤßt man vorzuͤglich darauf achten, daß die Augen nicht durch eindringende Seife gereizt werden, ja bei ſchwaͤchlichen oder nicht voͤllig ausge- tragenen Kindern iſt wegen der aͤußerſt zarten Haut der Gebrauch der Seife lieber voͤllig zu vermeiden, und Statt deren Mehl, auf ein Stuͤck wollenes feines Zeug geſtreut, zu benutzen. Das Baden ſelbſt muß uͤbrigens nie in der Naͤhe von Thuͤren und Fenſtern vorgenommen, und jede Erkaͤltung nach dem Bade durch ſorgfaͤltiges Einhuͤllen in warme Tuͤ- cher vermieden werden; auch iſt dafuͤr zu ſorgen, daß das Waſſer eine, der der Geburtstheile aͤhnliche Temperatur habe und das Kind bis zum Kopf hinlaͤnglich davon bedeckt oder beſpuͤlt werde. Das Kind wird hierauf ſorgfaͤltig abgetrock- net, und man benutzt dieſe Zeit theils nochmals den Nabel- ſtrang und ſeine Unterbindung zu unterſuchen, um, dafern es noͤthig ſeyn ſollte, letztere noch einmal feſter anzuziehen (wel- ches namentlich bei den ſogenannten fetten Nabelſtraͤngen ge- rathen zu ſeyn pflegt), theils eine genaue Beſichtigung des Kindes vorzunehmen, um Bildungsfehler, welche es etwa mit zur Welt gebracht haben koͤnnte, zeitig zu entdecken, wobei es jedoch als Regel gelten muß, irgend bedeutende Verunſtaltungen ſo viel als moͤglich fuͤr erſt der Mutter zu verbergen.
§. 946.
Hierauf wird die Ankleidung und Einhuͤllung des Kin- des nothwendig, wobei insbeſondere auf den Reſt des Nabel- ſtranges Ruͤckſicht zu nehmen iſt, welcher blos in ein mit Semon Lycopodii beſtreutes Stuͤckchen Leinenzeug am zweckmaͤßig- ſten eingeſchlagen und dann durch eine Binde auf dem Leibe des Kindes befeſtigt wird. Die hierzu gebraͤuchlichen Binden ſind gewoͤhnlich lang, mit Baͤndern verſehen, und gehen mehreremahle um den Kindesleib herum. Beſſer ſind jedoch die von H. Joͤrg empfohlnen und in ſeinem Hebammenbuche abgebildeten breiten Nabelbinden, nach Art der Leibbinden fuͤr Schwangere.
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Schleim u. ſ. w. in ein ſchon vorbereitetes warmes Bad ge-
bracht. Bei dem Abwaſchen deſſelben laͤßt man vorzuͤglich
darauf achten, daß die Augen nicht durch eindringende Seife
gereizt werden, ja bei ſchwaͤchlichen oder nicht voͤllig ausge-
tragenen Kindern iſt wegen der aͤußerſt zarten Haut der
Gebrauch der Seife lieber voͤllig zu vermeiden, und Statt
deren Mehl, auf ein Stuͤck wollenes feines Zeug geſtreut, zu
benutzen. Das Baden ſelbſt muß uͤbrigens nie in der Naͤhe
von Thuͤren und Fenſtern vorgenommen, und jede Erkaͤltung
nach dem Bade durch ſorgfaͤltiges Einhuͤllen in warme Tuͤ-
cher vermieden werden; auch iſt dafuͤr zu ſorgen, daß das
Waſſer eine, der der Geburtstheile aͤhnliche Temperatur habe
und das Kind bis zum Kopf hinlaͤnglich davon bedeckt oder
beſpuͤlt werde. Das Kind wird hierauf ſorgfaͤltig abgetrock-
net, und man benutzt dieſe Zeit theils nochmals den Nabel-
ſtrang und ſeine Unterbindung zu unterſuchen, um, dafern es
noͤthig ſeyn ſollte, letztere noch einmal feſter anzuziehen (wel-
ches namentlich bei den ſogenannten fetten Nabelſtraͤngen ge-
rathen zu ſeyn pflegt), theils eine genaue Beſichtigung des
Kindes vorzunehmen, um Bildungsfehler, welche es etwa
mit zur Welt gebracht haben koͤnnte, zeitig zu entdecken,
wobei es jedoch als Regel gelten muß, irgend bedeutende
Verunſtaltungen ſo viel als moͤglich fuͤr erſt der Mutter zu
verbergen.
§. 946.
Hierauf wird die Ankleidung und Einhuͤllung des Kin-
des nothwendig, wobei insbeſondere auf den Reſt des Nabel-
ſtranges Ruͤckſicht zu nehmen iſt, welcher blos in ein mit Semon
Lycopodii beſtreutes Stuͤckchen Leinenzeug am zweckmaͤßig-
ſten eingeſchlagen und dann durch eine Binde auf dem Leibe
des Kindes befeſtigt wird. Die hierzu gebraͤuchlichen Binden
ſind gewoͤhnlich lang, mit Baͤndern verſehen, und gehen
mehreremahle um den Kindesleib herum. Beſſer ſind jedoch
die von H. Joͤrg empfohlnen und in ſeinem Hebammenbuche
abgebildeten breiten Nabelbinden, nach Art der Leibbinden fuͤr
Schwangere.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/207>, abgerufen am 21.11.2024.
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