Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

kaltes und warmes Wasser, Wein, Brandtwein, Weinessig,
Oehl oder etwas Pomade, Fett oder ungesalzene Butter zum
Untersuchen, nebst Seife und Handtüchern. Ferner Bade-
wanne oder Mulde, Becken zum Empfang der Nachgeburt,
so wie die nöthigen Erfordernisse an Wäsche für Mutter
und Kind, Nabelbinden (welchen man am beßten die in
H. D. Jörg's Hebammenbuche Taf. 7. f. 3. abgebildete
Form geben läßt), Unterlagen von Wachsleinwand, wolle-
nem Zeuge und Leinwand, nebst den nöthigen Geräthschaf-
ten um ein zweckmäßiges Geburtslager vorzurichten, von
dessen Anordnung nun ausführlicher die Rede seyn muß.

§. 908.

Bedenkt man aber die Wichtigkeit der Geburtsverrich-
tung, die Anstrengungen welche dieselbe für den weiblichen
Körper herbeiführt, und die mancherlei Gefahren welche bei
dieser großen Revolution dem Leben des Kindes und der
Mutter drohen, so wird man berechtigt, an den Apparat,
auf welchem eine natürliche Entbindung vor sich gehen soll,
vorzüglich folgende Anforderungen zu machen: 1) Ein sol-
cher muß dem Körper der Kreisenden hinlängliche Sicherheit,
Unterstützung und möglichste Bequemlichkeit gewähren; 2) er
muß für den Austritt des Kindes, selbst im Falle die Ge-
burt desselben, im unglücklichen Falle, plötzlich, in einem un-
bewachten Augenblicke, ohne Aufsicht erfolgte, vollkommene
Sicherheit darbieten; 3) es muß derselbe für den Empfang
des Kindes selbst, und für die dabei der Kreisenden zu lei-
stende Unterstützung die nöthige Freiheit gewähren; 4) er
muß die Annahme verschiedener Haltungen des Körpers,
welche für den jedesmaligen Stand des Geburtsgeschäfts
zweckmäßig seyn könnten, so wie hinlängliche Gelegenheit zu
Verarbeitung der Wehen, auf keine Weise aber Veranlassung
zu Erkältungen, oder Entstehen von Blutungen geben; 5)
endlich muß aber eine solche Vorrichtung einfach seyn, und
leicht an jedem Orte und ohne Kosten hergestellt werden
können.

II. Theil. 11

kaltes und warmes Waſſer, Wein, Brandtwein, Weineſſig,
Oehl oder etwas Pomade, Fett oder ungeſalzene Butter zum
Unterſuchen, nebſt Seife und Handtuͤchern. Ferner Bade-
wanne oder Mulde, Becken zum Empfang der Nachgeburt,
ſo wie die noͤthigen Erforderniſſe an Waͤſche fuͤr Mutter
und Kind, Nabelbinden (welchen man am beßten die in
H. D. Joͤrg’s Hebammenbuche Taf. 7. f. 3. abgebildete
Form geben laͤßt), Unterlagen von Wachsleinwand, wolle-
nem Zeuge und Leinwand, nebſt den noͤthigen Geraͤthſchaf-
ten um ein zweckmaͤßiges Geburtslager vorzurichten, von
deſſen Anordnung nun ausfuͤhrlicher die Rede ſeyn muß.

§. 908.

Bedenkt man aber die Wichtigkeit der Geburtsverrich-
tung, die Anſtrengungen welche dieſelbe fuͤr den weiblichen
Koͤrper herbeifuͤhrt, und die mancherlei Gefahren welche bei
dieſer großen Revolution dem Leben des Kindes und der
Mutter drohen, ſo wird man berechtigt, an den Apparat,
auf welchem eine natuͤrliche Entbindung vor ſich gehen ſoll,
vorzuͤglich folgende Anforderungen zu machen: 1) Ein ſol-
cher muß dem Koͤrper der Kreiſenden hinlaͤngliche Sicherheit,
Unterſtuͤtzung und moͤglichſte Bequemlichkeit gewaͤhren; 2) er
muß fuͤr den Austritt des Kindes, ſelbſt im Falle die Ge-
burt deſſelben, im ungluͤcklichen Falle, ploͤtzlich, in einem un-
bewachten Augenblicke, ohne Aufſicht erfolgte, vollkommene
Sicherheit darbieten; 3) es muß derſelbe fuͤr den Empfang
des Kindes ſelbſt, und fuͤr die dabei der Kreiſenden zu lei-
ſtende Unterſtuͤtzung die noͤthige Freiheit gewaͤhren; 4) er
muß die Annahme verſchiedener Haltungen des Koͤrpers,
welche fuͤr den jedesmaligen Stand des Geburtsgeſchaͤfts
zweckmaͤßig ſeyn koͤnnten, ſo wie hinlaͤngliche Gelegenheit zu
Verarbeitung der Wehen, auf keine Weiſe aber Veranlaſſung
zu Erkaͤltungen, oder Entſtehen von Blutungen geben; 5)
endlich muß aber eine ſolche Vorrichtung einfach ſeyn, und
leicht an jedem Orte und ohne Koſten hergeſtellt werden
koͤnnen.

II. Theil. 11

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0185" n="161"/>
kaltes und warmes Wa&#x017F;&#x017F;er, Wein, Brandtwein, Weine&#x017F;&#x017F;ig,<lb/>
Oehl oder etwas Pomade, Fett oder unge&#x017F;alzene Butter zum<lb/>
Unter&#x017F;uchen, neb&#x017F;t Seife und Handtu&#x0364;chern. Ferner Bade-<lb/>
wanne oder Mulde, Becken zum Empfang der Nachgeburt,<lb/>
&#x017F;o wie die no&#x0364;thigen Erforderni&#x017F;&#x017F;e an Wa&#x0364;&#x017F;che fu&#x0364;r Mutter<lb/>
und Kind, Nabelbinden (welchen man am beßten die in<lb/>
H. <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#g">Jo&#x0364;rg&#x2019;s</hi> Hebammenbuche <hi rendition="#aq">Taf. 7. f.</hi> 3. abgebildete<lb/>
Form geben la&#x0364;ßt), Unterlagen von Wachsleinwand, wolle-<lb/>
nem Zeuge und Leinwand, neb&#x017F;t den no&#x0364;thigen Gera&#x0364;th&#x017F;chaf-<lb/>
ten um ein zweckma&#x0364;ßiges <hi rendition="#g">Geburtslager</hi> vorzurichten, von<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Anordnung nun ausfu&#x0364;hrlicher die Rede &#x017F;eyn muß.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 908.</head><lb/>
                  <p>Bedenkt man aber die Wichtigkeit der Geburtsverrich-<lb/>
tung, die An&#x017F;trengungen welche die&#x017F;elbe fu&#x0364;r den weiblichen<lb/>
Ko&#x0364;rper herbeifu&#x0364;hrt, und die mancherlei Gefahren welche bei<lb/>
die&#x017F;er großen Revolution dem Leben des Kindes und der<lb/>
Mutter drohen, &#x017F;o wird man berechtigt, an den Apparat,<lb/>
auf welchem eine natu&#x0364;rliche Entbindung vor &#x017F;ich gehen &#x017F;oll,<lb/>
vorzu&#x0364;glich folgende Anforderungen zu machen: 1) Ein &#x017F;ol-<lb/>
cher muß dem Ko&#x0364;rper der Krei&#x017F;enden hinla&#x0364;ngliche Sicherheit,<lb/>
Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung und mo&#x0364;glich&#x017F;te Bequemlichkeit gewa&#x0364;hren; 2) er<lb/>
muß fu&#x0364;r den Austritt des Kindes, &#x017F;elb&#x017F;t im Falle die Ge-<lb/>
burt de&#x017F;&#x017F;elben, im unglu&#x0364;cklichen Falle, plo&#x0364;tzlich, in einem un-<lb/>
bewachten Augenblicke, ohne Auf&#x017F;icht erfolgte, vollkommene<lb/>
Sicherheit darbieten; 3) es muß der&#x017F;elbe fu&#x0364;r den Empfang<lb/>
des Kindes &#x017F;elb&#x017F;t, und fu&#x0364;r die dabei der Krei&#x017F;enden zu lei-<lb/>
&#x017F;tende Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung die no&#x0364;thige Freiheit gewa&#x0364;hren; 4) er<lb/>
muß die Annahme ver&#x017F;chiedener Haltungen des Ko&#x0364;rpers,<lb/>
welche fu&#x0364;r den jedesmaligen Stand des Geburtsge&#x017F;cha&#x0364;fts<lb/>
zweckma&#x0364;ßig &#x017F;eyn ko&#x0364;nnten, &#x017F;o wie hinla&#x0364;ngliche Gelegenheit zu<lb/>
Verarbeitung der Wehen, auf keine Wei&#x017F;e aber Veranla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
zu Erka&#x0364;ltungen, oder Ent&#x017F;tehen von Blutungen geben; 5)<lb/>
endlich muß aber eine &#x017F;olche Vorrichtung einfach &#x017F;eyn, und<lb/>
leicht an jedem Orte und ohne Ko&#x017F;ten herge&#x017F;tellt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p>
                </div><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. 11</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[161/0185] kaltes und warmes Waſſer, Wein, Brandtwein, Weineſſig, Oehl oder etwas Pomade, Fett oder ungeſalzene Butter zum Unterſuchen, nebſt Seife und Handtuͤchern. Ferner Bade- wanne oder Mulde, Becken zum Empfang der Nachgeburt, ſo wie die noͤthigen Erforderniſſe an Waͤſche fuͤr Mutter und Kind, Nabelbinden (welchen man am beßten die in H. D. Joͤrg’s Hebammenbuche Taf. 7. f. 3. abgebildete Form geben laͤßt), Unterlagen von Wachsleinwand, wolle- nem Zeuge und Leinwand, nebſt den noͤthigen Geraͤthſchaf- ten um ein zweckmaͤßiges Geburtslager vorzurichten, von deſſen Anordnung nun ausfuͤhrlicher die Rede ſeyn muß. §. 908. Bedenkt man aber die Wichtigkeit der Geburtsverrich- tung, die Anſtrengungen welche dieſelbe fuͤr den weiblichen Koͤrper herbeifuͤhrt, und die mancherlei Gefahren welche bei dieſer großen Revolution dem Leben des Kindes und der Mutter drohen, ſo wird man berechtigt, an den Apparat, auf welchem eine natuͤrliche Entbindung vor ſich gehen ſoll, vorzuͤglich folgende Anforderungen zu machen: 1) Ein ſol- cher muß dem Koͤrper der Kreiſenden hinlaͤngliche Sicherheit, Unterſtuͤtzung und moͤglichſte Bequemlichkeit gewaͤhren; 2) er muß fuͤr den Austritt des Kindes, ſelbſt im Falle die Ge- burt deſſelben, im ungluͤcklichen Falle, ploͤtzlich, in einem un- bewachten Augenblicke, ohne Aufſicht erfolgte, vollkommene Sicherheit darbieten; 3) es muß derſelbe fuͤr den Empfang des Kindes ſelbſt, und fuͤr die dabei der Kreiſenden zu lei- ſtende Unterſtuͤtzung die noͤthige Freiheit gewaͤhren; 4) er muß die Annahme verſchiedener Haltungen des Koͤrpers, welche fuͤr den jedesmaligen Stand des Geburtsgeſchaͤfts zweckmaͤßig ſeyn koͤnnten, ſo wie hinlaͤngliche Gelegenheit zu Verarbeitung der Wehen, auf keine Weiſe aber Veranlaſſung zu Erkaͤltungen, oder Entſtehen von Blutungen geben; 5) endlich muß aber eine ſolche Vorrichtung einfach ſeyn, und leicht an jedem Orte und ohne Koſten hergeſtellt werden koͤnnen. II. Theil. 11

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/185
Zitationshilfe:	Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/185>, abgerufen am 18.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.