daß sie aber die Art ihrer Lebensweise dahin modificire, daß alle zu rasche, angreifende Bewegung, jede heftige Anstren- gung vermieden werde. Man suche demnach ein schickliches Gleichmaaß zwischen Ruhe und Bewegung herzustellen, und verhindere vorzüglich anhaltendes Stillsitzen mit zusammen- gedrücktem Unterleibe, welches Schwangern eben so nach- theilig, als eine mäßige Bewegung wohlthätig zn seyn pflegt. -- Die Kleidung der Schwangern sey einfach, warm (vor- züglich was Brüste, Unterleib und Füße betrifft), und den Körper in keiner Hinsicht belästigend oder beengend. Vor- züglich sind Kleidungsstücke, welche den Unterleib zusammen- pressen, auf keine Weise zu gestatten. -- Was den Aufent- haltsort betrifft, so darf es ihm vorzüglich an reiner gesun- der Luft nicht fehlen, indem die an sich schon herabgesetzte Oxydation des Blutes außerdem noch mehr beeinträchtigt, und zu Entstehungen von Stockungen, Congestionen u. s. w. Gelegenheit gegeben wird. Der Aufenthalt auf dem Lande, und häufige Bewegung in freier Luft sind daher Schwangern äußerst nützlich.
§. 896.
Eben so aber wie die Bewegungen des Körpers an ein gewisses Gleichmaaß gebunden seyn sollen, so ist auch eine heitere gleichmäßige Thätigkeit der Seele, der Schwangern und ihrem Kinde höchst vortheilhaft; alle gewaltsame leiden- schaftliche Bewegung hingegen, alle heftigen Gemüthserschüt- terungen müssen als physisch und moralisch nachtheilig für die Frucht *), sorgfältig vermieden werden. -- Besondere Rücksicht aber verdient der Zustand des Schlafs, welcher für alles reproduktive Leben, und somit auch für die er- höhte Bildungsthätigkeit des weiblichen Körpers höchst wich- tig ist, und durch angemessene, nicht zu heiße Schlafstellen, durch Vermeidung aller zu lebhaften Erregung der See-
*) Auf die Lehre vom sogenannten Versehen werden wir in der Pathologie des Fetus zurückkommen.
daß ſie aber die Art ihrer Lebensweiſe dahin modificire, daß alle zu raſche, angreifende Bewegung, jede heftige Anſtren- gung vermieden werde. Man ſuche demnach ein ſchickliches Gleichmaaß zwiſchen Ruhe und Bewegung herzuſtellen, und verhindere vorzuͤglich anhaltendes Stillſitzen mit zuſammen- gedruͤcktem Unterleibe, welches Schwangern eben ſo nach- theilig, als eine maͤßige Bewegung wohlthaͤtig zn ſeyn pflegt. — Die Kleidung der Schwangern ſey einfach, warm (vor- zuͤglich was Bruͤſte, Unterleib und Fuͤße betrifft), und den Koͤrper in keiner Hinſicht belaͤſtigend oder beengend. Vor- zuͤglich ſind Kleidungsſtuͤcke, welche den Unterleib zuſammen- preſſen, auf keine Weiſe zu geſtatten. — Was den Aufent- haltsort betrifft, ſo darf es ihm vorzuͤglich an reiner geſun- der Luft nicht fehlen, indem die an ſich ſchon herabgeſetzte Oxydation des Blutes außerdem noch mehr beeintraͤchtigt, und zu Entſtehungen von Stockungen, Congeſtionen u. ſ. w. Gelegenheit gegeben wird. Der Aufenthalt auf dem Lande, und haͤufige Bewegung in freier Luft ſind daher Schwangern aͤußerſt nuͤtzlich.
§. 896.
Eben ſo aber wie die Bewegungen des Koͤrpers an ein gewiſſes Gleichmaaß gebunden ſeyn ſollen, ſo iſt auch eine heitere gleichmaͤßige Thaͤtigkeit der Seele, der Schwangern und ihrem Kinde hoͤchſt vortheilhaft; alle gewaltſame leiden- ſchaftliche Bewegung hingegen, alle heftigen Gemuͤthserſchuͤt- terungen muͤſſen als phyſiſch und moraliſch nachtheilig fuͤr die Frucht *), ſorgfaͤltig vermieden werden. — Beſondere Ruͤckſicht aber verdient der Zuſtand des Schlafs, welcher fuͤr alles reproduktive Leben, und ſomit auch fuͤr die er- hoͤhte Bildungsthaͤtigkeit des weiblichen Koͤrpers hoͤchſt wich- tig iſt, und durch angemeſſene, nicht zu heiße Schlafſtellen, durch Vermeidung aller zu lebhaften Erregung der See-
*) Auf die Lehre vom ſogenannten Verſehen werden wir in der Pathologie des Fetus zuruͤckkommen.
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daß ſie aber die Art ihrer Lebensweiſe dahin modificire, daß
alle zu raſche, angreifende Bewegung, jede heftige Anſtren-
gung vermieden werde. Man ſuche demnach ein ſchickliches
Gleichmaaß zwiſchen Ruhe und Bewegung herzuſtellen, und
verhindere vorzuͤglich anhaltendes Stillſitzen mit zuſammen-
gedruͤcktem Unterleibe, welches Schwangern eben ſo nach-
theilig, als eine maͤßige Bewegung wohlthaͤtig zn ſeyn pflegt.
— Die Kleidung der Schwangern ſey einfach, warm (vor-
zuͤglich was Bruͤſte, Unterleib und Fuͤße betrifft), und den
Koͤrper in keiner Hinſicht belaͤſtigend oder beengend. Vor-
zuͤglich ſind Kleidungsſtuͤcke, welche den Unterleib zuſammen-
preſſen, auf keine Weiſe zu geſtatten. — Was den Aufent-
haltsort betrifft, ſo darf es ihm vorzuͤglich an reiner geſun-
der Luft nicht fehlen, indem die an ſich ſchon herabgeſetzte
Oxydation des Blutes außerdem noch mehr beeintraͤchtigt,
und zu Entſtehungen von Stockungen, Congeſtionen u. ſ. w.
Gelegenheit gegeben wird. Der Aufenthalt auf dem Lande,
und haͤufige Bewegung in freier Luft ſind daher Schwangern
aͤußerſt nuͤtzlich.
§. 896.
Eben ſo aber wie die Bewegungen des Koͤrpers an ein
gewiſſes Gleichmaaß gebunden ſeyn ſollen, ſo iſt auch eine
heitere gleichmaͤßige Thaͤtigkeit der Seele, der Schwangern
und ihrem Kinde hoͤchſt vortheilhaft; alle gewaltſame leiden-
ſchaftliche Bewegung hingegen, alle heftigen Gemuͤthserſchuͤt-
terungen muͤſſen als phyſiſch und moraliſch nachtheilig fuͤr
die Frucht *), ſorgfaͤltig vermieden werden. — Beſondere
Ruͤckſicht aber verdient der Zuſtand des Schlafs, welcher
fuͤr alles reproduktive Leben, und ſomit auch fuͤr die er-
hoͤhte Bildungsthaͤtigkeit des weiblichen Koͤrpers hoͤchſt wich-
tig iſt, und durch angemeſſene, nicht zu heiße Schlafſtellen,
durch Vermeidung aller zu lebhaften Erregung der See-
*) Auf die Lehre vom ſogenannten Verſehen werden wir in der
Pathologie des Fetus zuruͤckkommen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/178>, abgerufen am 21.11.2024.
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