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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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oblique ascendentes, transversi, und ganz vorzüglich das
Diaphragma. Damit nun aber diese Muskeln wirklich
die Bauchhöhle verengern und so auf den Uterus mit drücken
können, wird erfordert, daß der Rumpf, zu dessen Beugung
doch eigentlich die erstgenannten Muskeln bestimmt sind, in
eine unbewegliche Lage gebracht werde, damit sich die Kraft
jener Muskeln allein auf Verengerung der Bauchhöhle con-
centrire. Dieses Fixiren des Rumpfes nun, kann nur durch
ein Feststemmen der Gliedmaßen bewirkt werden, und man
bemerkt deshalb, daß Kreisende, um zu pressen, gewaltsam
mit den Händen sich anklammern und festhalten, mit den
Füßen aber sich feststemmen, um mit vorwärts nach der
Brust geneigtem Kopfe, erst den Athem einzuziehen, folglich
die Lungen auszudehnen und das Zwerchfell herabzudrängen,
dann aber die Luft zurück zu halten, und nun bemüht sind,
theils durch Zurückpressen der Luft das Zwerchfell noch mehr
herunter zu drängen, theils durch Einziehen der Bauchwände,
welches bei fixirten Extremitäten nicht auf Beugen des
Rumpfs wirken kann, die Bauchhöhle noch mehr zu verengern.

§. 802.

Dieses gewaltsame Zurückhalten des Athems aber, ver-
bunden mit den Anstrengungen der willkührlichen Muskeln,
hat eine heftige Erregung des Körpers im Allgemeinen zur
Folge, der Puls wird frequenter, die Haut roth, Schweiß
bricht aus, Congestionen nach Kopf und Brust (welche bei
übermäßiger Anstrengung oft gefährlich werden, und selbst
Gefäßzerreißungen zur Folge haben können) treten nicht selten
ein. Die Wirkung des Zwerchfells auf den Magen verur-
sacht Erbrechen, des Uterus auf den Mastdarm und die
Harnblase, unwillkührliche Stuhl- und Urinausleerungen; die
heftige Anstrengung, verbunden mit dem Schmerz, führt Zit-
tern der Glieder, zuweilen leichte Zuckungen, laute Klagen,
Trockenheit im Munde, Durst und Ermattung herbei. Man
bezeichnet diese zum Theil willkührlichen Anstrengungen mit
den Namen des Pressens, des Verarbeitens der
Wehen
(Labores ad partum).


oblique ascendentes, transversi, und ganz vorzuͤglich das
Diaphragma. Damit nun aber dieſe Muskeln wirklich
die Bauchhoͤhle verengern und ſo auf den Uterus mit druͤcken
koͤnnen, wird erfordert, daß der Rumpf, zu deſſen Beugung
doch eigentlich die erſtgenannten Muskeln beſtimmt ſind, in
eine unbewegliche Lage gebracht werde, damit ſich die Kraft
jener Muskeln allein auf Verengerung der Bauchhoͤhle con-
centrire. Dieſes Fixiren des Rumpfes nun, kann nur durch
ein Feſtſtemmen der Gliedmaßen bewirkt werden, und man
bemerkt deshalb, daß Kreiſende, um zu preſſen, gewaltſam
mit den Haͤnden ſich anklammern und feſthalten, mit den
Fuͤßen aber ſich feſtſtemmen, um mit vorwaͤrts nach der
Bruſt geneigtem Kopfe, erſt den Athem einzuziehen, folglich
die Lungen auszudehnen und das Zwerchfell herabzudraͤngen,
dann aber die Luft zuruͤck zu halten, und nun bemuͤht ſind,
theils durch Zuruͤckpreſſen der Luft das Zwerchfell noch mehr
herunter zu draͤngen, theils durch Einziehen der Bauchwaͤnde,
welches bei fixirten Extremitaͤten nicht auf Beugen des
Rumpfs wirken kann, die Bauchhoͤhle noch mehr zu verengern.

§. 802.

Dieſes gewaltſame Zuruͤckhalten des Athems aber, ver-
bunden mit den Anſtrengungen der willkuͤhrlichen Muskeln,
hat eine heftige Erregung des Koͤrpers im Allgemeinen zur
Folge, der Puls wird frequenter, die Haut roth, Schweiß
bricht aus, Congeſtionen nach Kopf und Bruſt (welche bei
uͤbermaͤßiger Anſtrengung oft gefaͤhrlich werden, und ſelbſt
Gefaͤßzerreißungen zur Folge haben koͤnnen) treten nicht ſelten
ein. Die Wirkung des Zwerchfells auf den Magen verur-
ſacht Erbrechen, des Uterus auf den Maſtdarm und die
Harnblaſe, unwillkuͤhrliche Stuhl- und Urinausleerungen; die
heftige Anſtrengung, verbunden mit dem Schmerz, fuͤhrt Zit-
tern der Glieder, zuweilen leichte Zuckungen, laute Klagen,
Trockenheit im Munde, Durſt und Ermattung herbei. Man
bezeichnet dieſe zum Theil willkuͤhrlichen Anſtrengungen mit
den Namen des Preſſens, des Verarbeitens der
Wehen
(Labores ad partum).


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[96/0120] oblique ascendentes, transversi, und ganz vorzuͤglich das Diaphragma. Damit nun aber dieſe Muskeln wirklich die Bauchhoͤhle verengern und ſo auf den Uterus mit druͤcken koͤnnen, wird erfordert, daß der Rumpf, zu deſſen Beugung doch eigentlich die erſtgenannten Muskeln beſtimmt ſind, in eine unbewegliche Lage gebracht werde, damit ſich die Kraft jener Muskeln allein auf Verengerung der Bauchhoͤhle con- centrire. Dieſes Fixiren des Rumpfes nun, kann nur durch ein Feſtſtemmen der Gliedmaßen bewirkt werden, und man bemerkt deshalb, daß Kreiſende, um zu preſſen, gewaltſam mit den Haͤnden ſich anklammern und feſthalten, mit den Fuͤßen aber ſich feſtſtemmen, um mit vorwaͤrts nach der Bruſt geneigtem Kopfe, erſt den Athem einzuziehen, folglich die Lungen auszudehnen und das Zwerchfell herabzudraͤngen, dann aber die Luft zuruͤck zu halten, und nun bemuͤht ſind, theils durch Zuruͤckpreſſen der Luft das Zwerchfell noch mehr herunter zu draͤngen, theils durch Einziehen der Bauchwaͤnde, welches bei fixirten Extremitaͤten nicht auf Beugen des Rumpfs wirken kann, die Bauchhoͤhle noch mehr zu verengern. §. 802. Dieſes gewaltſame Zuruͤckhalten des Athems aber, ver- bunden mit den Anſtrengungen der willkuͤhrlichen Muskeln, hat eine heftige Erregung des Koͤrpers im Allgemeinen zur Folge, der Puls wird frequenter, die Haut roth, Schweiß bricht aus, Congeſtionen nach Kopf und Bruſt (welche bei uͤbermaͤßiger Anſtrengung oft gefaͤhrlich werden, und ſelbſt Gefaͤßzerreißungen zur Folge haben koͤnnen) treten nicht ſelten ein. Die Wirkung des Zwerchfells auf den Magen verur- ſacht Erbrechen, des Uterus auf den Maſtdarm und die Harnblaſe, unwillkuͤhrliche Stuhl- und Urinausleerungen; die heftige Anſtrengung, verbunden mit dem Schmerz, fuͤhrt Zit- tern der Glieder, zuweilen leichte Zuckungen, laute Klagen, Trockenheit im Munde, Durſt und Ermattung herbei. Man bezeichnet dieſe zum Theil willkuͤhrlichen Anſtrengungen mit den Namen des Preſſens, des Verarbeitens der Wehen (Labores ad partum).

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/120>, abgerufen am 21.11.2024.