d'epaisseur), ein Tasterzirkel mit einem zwischen seinen Schenkeln angebrachten verjüngten Zollstabe, mittelst dessen die Zirkelschenkel selbst festgestellt werden können. Man be- zweckt dadurch vorzüglich die Bestimmung der Conjugata des Beckeneinganges, indem die mit platten Knöpfen versehenen Schenkel des Zirkels, einer außen auf der Mitte der Scham- fuge, der andere hinten an der Spitze des Stachelfortsatzes vom letzten Lendenwirbel aufgesetzt werden, und nach festge- stellten Schenkeln nun das Instrument abgenommen, und die Entfernung des Knopfes am verjüngten Maaßstabe gemessen wird, von welcher Weite (bey regelmäßigem Becken insge- mein 7 Zoll) sodann 21/2 Zoll für die hintere, und 1/2 Zoll für die vordere Beckenwand (also überhaupt 3 Zoll) abzu- ziehen ist, um die Conjugata zu finden. Freilich lassen nun hierbey verschiedene Dicke der Beckenwände, innere Knochen- auswüchse u. s. w. Gelegenheit zu manchen Irrungen zu *), demohnerachtet stimme ich H. v. Siebold bey, welcher es in der Mehrzahl der Fälle ein nützliches und brauchbares Werkzeug nennt **). -- Läßt man das Instrument in nicht zu kleinen Dimensionen verfertigen (etwa so, daß die größte Entfernung beider Knöpfe gegen 15 Zoll beträgt), so kann man es zugleich als Hüftenmesser benutzen, ohne hierzu noch eines besondern Instrumentes zu bedürfen, und bestimmt demnach hierdurch theils den Querdurchmesser des großen Be- ckens beynahe unmittelbar, theils den Querdurchmesser des Beckeneinganges durch Messung der Breite an den Trochan- teren (insgemein 13 Zoll), von welchen man 8 Zoll für Seitenwände und Schenkelhals abzieht. --
Ferner ist hier zu erwähnen der Neigungsmesser (Cliseometer) von G. W. Stein, ein Quadrantenähnliches Werkzeug, dessen Zweck ist, die Neigung der untern Becken- öffnung gegen den Horizont zu messen, dessen Anwendung
*) In meiner Anstalt z. B. gebar vor kurzem eine Person ein wohl- ausgetragenes starkes Kind natürlich, und der Dickemesser zeigte nur eine Beckentiefe von 6 Zoll, ließ folglich auf eine Conjugata. von 3 Zoll schließen.
**) Lehrb. d. theoret. prakt. Entbindungsk. 2. Thl. S. 29.
d’epaisseur), ein Taſterzirkel mit einem zwiſchen ſeinen Schenkeln angebrachten verjuͤngten Zollſtabe, mittelſt deſſen die Zirkelſchenkel ſelbſt feſtgeſtellt werden koͤnnen. Man be- zweckt dadurch vorzuͤglich die Beſtimmung der Conjugata des Beckeneinganges, indem die mit platten Knoͤpfen verſehenen Schenkel des Zirkels, einer außen auf der Mitte der Scham- fuge, der andere hinten an der Spitze des Stachelfortſatzes vom letzten Lendenwirbel aufgeſetzt werden, und nach feſtge- ſtellten Schenkeln nun das Inſtrument abgenommen, und die Entfernung des Knopfes am verjuͤngten Maaßſtabe gemeſſen wird, von welcher Weite (bey regelmaͤßigem Becken insge- mein 7 Zoll) ſodann 2½ Zoll fuͤr die hintere, und ½ Zoll fuͤr die vordere Beckenwand (alſo uͤberhaupt 3 Zoll) abzu- ziehen iſt, um die Conjugata zu finden. Freilich laſſen nun hierbey verſchiedene Dicke der Beckenwaͤnde, innere Knochen- auswuͤchſe u. ſ. w. Gelegenheit zu manchen Irrungen zu *), demohnerachtet ſtimme ich H. v. Siebold bey, welcher es in der Mehrzahl der Faͤlle ein nuͤtzliches und brauchbares Werkzeug nennt **). — Laͤßt man das Inſtrument in nicht zu kleinen Dimenſionen verfertigen (etwa ſo, daß die groͤßte Entfernung beider Knoͤpfe gegen 15 Zoll betraͤgt), ſo kann man es zugleich als Huͤftenmeſſer benutzen, ohne hierzu noch eines beſondern Inſtrumentes zu beduͤrfen, und beſtimmt demnach hierdurch theils den Querdurchmeſſer des großen Be- ckens beynahe unmittelbar, theils den Querdurchmeſſer des Beckeneinganges durch Meſſung der Breite an den Trochan- teren (insgemein 13 Zoll), von welchen man 8 Zoll fuͤr Seitenwaͤnde und Schenkelhals abzieht. —
Ferner iſt hier zu erwaͤhnen der Neigungsmeſſer (Cliseometer) von G. W. Stein, ein Quadrantenaͤhnliches Werkzeug, deſſen Zweck iſt, die Neigung der untern Becken- oͤffnung gegen den Horizont zu meſſen, deſſen Anwendung
*) In meiner Anſtalt z. B. gebar vor kurzem eine Perſon ein wohl- ausgetragenes ſtarkes Kind natuͤrlich, und der Dickemeſſer zeigte nur eine Beckentiefe von 6 Zoll, ließ folglich auf eine Conjugata. von 3 Zoll ſchließen.
**) Lehrb. d. theoret. prakt. Entbindungsk. 2. Thl. S. 29.
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d’epaisseur), ein Taſterzirkel mit einem zwiſchen ſeinen
Schenkeln angebrachten verjuͤngten Zollſtabe, mittelſt deſſen
die Zirkelſchenkel ſelbſt feſtgeſtellt werden koͤnnen. Man be-
zweckt dadurch vorzuͤglich die Beſtimmung der Conjugata des
Beckeneinganges, indem die mit platten Knoͤpfen verſehenen
Schenkel des Zirkels, einer außen auf der Mitte der Scham-
fuge, der andere hinten an der Spitze des Stachelfortſatzes
vom letzten Lendenwirbel aufgeſetzt werden, und nach feſtge-
ſtellten Schenkeln nun das Inſtrument abgenommen, und die
Entfernung des Knopfes am verjuͤngten Maaßſtabe gemeſſen
wird, von welcher Weite (bey regelmaͤßigem Becken insge-
mein 7 Zoll) ſodann 2½ Zoll fuͤr die hintere, und ½ Zoll
fuͤr die vordere Beckenwand (alſo uͤberhaupt 3 Zoll) abzu-
ziehen iſt, um die Conjugata zu finden. Freilich laſſen nun
hierbey verſchiedene Dicke der Beckenwaͤnde, innere Knochen-
auswuͤchſe u. ſ. w. Gelegenheit zu manchen Irrungen zu *),
demohnerachtet ſtimme ich H. v. Siebold bey, welcher es
in der Mehrzahl der Faͤlle ein nuͤtzliches und brauchbares
Werkzeug nennt **). — Laͤßt man das Inſtrument in nicht
zu kleinen Dimenſionen verfertigen (etwa ſo, daß die groͤßte
Entfernung beider Knoͤpfe gegen 15 Zoll betraͤgt), ſo kann man
es zugleich als Huͤftenmeſſer benutzen, ohne hierzu noch
eines beſondern Inſtrumentes zu beduͤrfen, und beſtimmt
demnach hierdurch theils den Querdurchmeſſer des großen Be-
ckens beynahe unmittelbar, theils den Querdurchmeſſer des
Beckeneinganges durch Meſſung der Breite an den Trochan-
teren (insgemein 13 Zoll), von welchen man 8 Zoll fuͤr
Seitenwaͤnde und Schenkelhals abzieht. —
Ferner iſt hier zu erwaͤhnen der Neigungsmeſſer
(Cliseometer) von G. W. Stein, ein Quadrantenaͤhnliches
Werkzeug, deſſen Zweck iſt, die Neigung der untern Becken-
oͤffnung gegen den Horizont zu meſſen, deſſen Anwendung
*) In meiner Anſtalt z. B. gebar vor kurzem eine Perſon ein wohl-
ausgetragenes ſtarkes Kind natuͤrlich, und der Dickemeſſer zeigte
nur eine Beckentiefe von 6 Zoll, ließ folglich auf eine Conjugata.
von 3 Zoll ſchließen.
**) Lehrb. d. theoret. prakt. Entbindungsk. 2. Thl. S. 29.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/97>, abgerufen am 22.07.2024.
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