Wir theilen die Pessarien ein in gestielte und unge- stielte. Beide Arten haben ihre besondern Vortheile und Nachtheile. Die ungestielten werden ohne Schmerzen getra- gen, bedürfen keiner besondern Binde zum Zurückhalten, ja hindern (gut gelegt) nicht einmal die Empfängniß; dagegen sind sie nicht leicht den gegebenen Umständen, vorzüglich dem Becken, genau anzupassen, müssen daher, wenn sie zu groß sind, die benachbarten Theile bedeutend drücken, oder werden, wenn sie zu klein sind, bald ausfallen, ja das Uebelste ist, daß die weichen Theile gewöhnlich durch den Druck des Pes- sarii nachgeben und so, wenn es auch anfänglich fest lag, doch späterhin das Ausfallen desselben bewirken. -- Was die gestielten Mutterkränze anbelangt, so halten sie zwar den Uterus mit Sicherheit zurück, dagegen machen sie auch viele Beschwerden, fordern das Tragen einer besondern Binde, deren Durchnässung vom Urinabgange unvermeidlich ist, der Stiel des Mutterkranzes reibt und drückt die Vagina und die äußern Geburtstheile, veranlaßt Leukorrhöe und Excoriationen. Außerdem sinkt auch, selbst bey bestens angelegter Binde, der Uterus doch im Gehen etwas herab, und wenn sich die Kranke dann schnell und unvorsichtig niedersetzt, so stößt der Mutterkranz den Uterus gewaltsam in die Höhe, welches denn nicht nur schmerzhafte Empfindungen macht, sondern zu nachtheiligen Reizungen des Muttermundes, selbst zu Ent- stehung von Skirrhositäten führen kann.
§. 487.
Da sonach die ungestielten Pessarien allerdings weniger beschwerlich und gefährlich sind, als die gestielten, so wird man ihnen, wo nur immer möglich, den Vorzug
Diss. de Pessariis. Marb. 1799. 8. und in Richter's Anfangsgr. der Wundarzneykunst. Bd. VII. S. 16.
§. 486.
Wir theilen die Peſſarien ein in geſtielte und unge- ſtielte. Beide Arten haben ihre beſondern Vortheile und Nachtheile. Die ungeſtielten werden ohne Schmerzen getra- gen, beduͤrfen keiner beſondern Binde zum Zuruͤckhalten, ja hindern (gut gelegt) nicht einmal die Empfaͤngniß; dagegen ſind ſie nicht leicht den gegebenen Umſtaͤnden, vorzuͤglich dem Becken, genau anzupaſſen, muͤſſen daher, wenn ſie zu groß ſind, die benachbarten Theile bedeutend druͤcken, oder werden, wenn ſie zu klein ſind, bald ausfallen, ja das Uebelſte iſt, daß die weichen Theile gewoͤhnlich durch den Druck des Peſ- ſarii nachgeben und ſo, wenn es auch anfaͤnglich feſt lag, doch ſpaͤterhin das Ausfallen deſſelben bewirken. — Was die geſtielten Mutterkraͤnze anbelangt, ſo halten ſie zwar den Uterus mit Sicherheit zuruͤck, dagegen machen ſie auch viele Beſchwerden, fordern das Tragen einer beſondern Binde, deren Durchnaͤſſung vom Urinabgange unvermeidlich iſt, der Stiel des Mutterkranzes reibt und druͤckt die Vagina und die aͤußern Geburtstheile, veranlaßt Leukorrhoͤe und Excoriationen. Außerdem ſinkt auch, ſelbſt bey beſtens angelegter Binde, der Uterus doch im Gehen etwas herab, und wenn ſich die Kranke dann ſchnell und unvorſichtig niederſetzt, ſo ſtoͤßt der Mutterkranz den Uterus gewaltſam in die Hoͤhe, welches denn nicht nur ſchmerzhafte Empfindungen macht, ſondern zu nachtheiligen Reizungen des Muttermundes, ſelbſt zu Ent- ſtehung von Skirrhoſitaͤten fuͤhren kann.
§. 487.
Da ſonach die ungeſtielten Peſſarien allerdings weniger beſchwerlich und gefaͤhrlich ſind, als die geſtielten, ſo wird man ihnen, wo nur immer moͤglich, den Vorzug
Diss. de Pessariis. Marb. 1799. 8. und in Richter’s Anfangsgr. der Wundarzneykunſt. Bd. VII. S. 16.
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§. 486.
Wir theilen die Peſſarien ein in geſtielte und unge-
ſtielte. Beide Arten haben ihre beſondern Vortheile und
Nachtheile. Die ungeſtielten werden ohne Schmerzen getra-
gen, beduͤrfen keiner beſondern Binde zum Zuruͤckhalten, ja
hindern (gut gelegt) nicht einmal die Empfaͤngniß; dagegen
ſind ſie nicht leicht den gegebenen Umſtaͤnden, vorzuͤglich dem
Becken, genau anzupaſſen, muͤſſen daher, wenn ſie zu groß
ſind, die benachbarten Theile bedeutend druͤcken, oder werden,
wenn ſie zu klein ſind, bald ausfallen, ja das Uebelſte iſt,
daß die weichen Theile gewoͤhnlich durch den Druck des Peſ-
ſarii nachgeben und ſo, wenn es auch anfaͤnglich feſt lag,
doch ſpaͤterhin das Ausfallen deſſelben bewirken. — Was die
geſtielten Mutterkraͤnze anbelangt, ſo halten ſie zwar den
Uterus mit Sicherheit zuruͤck, dagegen machen ſie auch viele
Beſchwerden, fordern das Tragen einer beſondern Binde,
deren Durchnaͤſſung vom Urinabgange unvermeidlich iſt, der
Stiel des Mutterkranzes reibt und druͤckt die Vagina und die
aͤußern Geburtstheile, veranlaßt Leukorrhoͤe und Excoriationen.
Außerdem ſinkt auch, ſelbſt bey beſtens angelegter Binde,
der Uterus doch im Gehen etwas herab, und wenn ſich die
Kranke dann ſchnell und unvorſichtig niederſetzt, ſo ſtoͤßt der
Mutterkranz den Uterus gewaltſam in die Hoͤhe, welches
denn nicht nur ſchmerzhafte Empfindungen macht, ſondern
zu nachtheiligen Reizungen des Muttermundes, ſelbſt zu Ent-
ſtehung von Skirrhoſitaͤten fuͤhren kann.
§. 487.
Da ſonach die ungeſtielten Peſſarien allerdings
weniger beſchwerlich und gefaͤhrlich ſind, als die geſtielten,
ſo wird man ihnen, wo nur immer moͤglich, den Vorzug
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*) Diss. de Pessariis. Marb. 1799. 8. und in Richter’s Anfangsgr.
der Wundarzneykunſt. Bd. VII. S. 16.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/393>, abgerufen am 24.11.2024.
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