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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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thige Rücksicht genommen hat darauf, daß nicht etwa eine
zu plötzliche Hemmung Statt finde, in Anwendung zu ziehen
sind. Man wählt dazu entweder das reine, oder nur mit
wenig Milch versetzte Kalchwasser, die ebenfalls mit etwas
Milch oder mit einer Abkochung der Mohnköpfe vermischte
Aqua vegeto-min. Goulardi, die Aqua phagadaenica, die
Auflösungen des Alauns, des Zink-, Eisen-, so wie des
Kupfervitriols oder Bleyzuckers, ohngefähr zu einem Quent-
chen auf ein Pfund Flüssigkeit, oder, in besonders hartnäcki-
gen Fällen, vorzüglich wo vielleicht früher syphilitische Com-
plicationen vorhanden gewesen sind, den Mercurius sublima-
tus corros.
zu 2 bis 4 Gran in derselben Quantität Flüssig-
keit aufgelöst.

§. 394.

Alle diese Mittel werden entweder als Injektionen oder
als Waschungen der äußern Genitalien (vorzüglich wenn die
Leukorrhöe, obwohl dies selten der Fall ist, sich mehr auf
die äußern Geschlechtstheile beschränkte) angewendet, oder
können endlich auch mittelst eines befeuchteten Schwammes in
die Vagina gebracht werden. Immer ist es hierbey zweck-
mäßig, vor Anwendung dieser Mittel die Geburtstheile von
anhaftendem Schleime reinigen und abtrocknen zu lassen, dann
diese Mittel, sey es nun durch langsame Injection oder durch
den Schwamm, 10 Minuten bis eine Viertelstunde mit der
absondernden Fläche in Berührung zu lassen und nach dieser
Zeit abermals durch ein Bidetbad, oder durch laues Wasser
und Schwamm eine Reinigung und Austrocknung vornehmen
zu lassen. -- Zu diesen Mitteln ist ferner auch die Anwen-
dung der Kälte zu ziehen, obwohl sie, sey es nun als sehr
kalte Einspritzung oder Waschung (in der letztern Form aller-
dings noch am ersten), wegen der oft anderweitig nachthei-
lig werdenden Wirkung nicht allgemein empfohlen werden kann.
-- Endlich gehören auch die kalten Bäder, so wie die mit
adstringirenden Mitteln (z. B. Eisenvitriol zu 1 -- 2 Loth)
versetzten, hierher, bey welchen Mitteln sämmtlich die im vorigen
Paragraph erwähnte Vorsicht nicht zu übergehen ist.


thige Ruͤckſicht genommen hat darauf, daß nicht etwa eine
zu ploͤtzliche Hemmung Statt finde, in Anwendung zu ziehen
ſind. Man waͤhlt dazu entweder das reine, oder nur mit
wenig Milch verſetzte Kalchwaſſer, die ebenfalls mit etwas
Milch oder mit einer Abkochung der Mohnkoͤpfe vermiſchte
Aqua vegeto-min. Goulardi, die Aqua phagadaenica, die
Aufloͤſungen des Alauns, des Zink-, Eiſen-, ſo wie des
Kupfervitriols oder Bleyzuckers, ohngefaͤhr zu einem Quent-
chen auf ein Pfund Fluͤſſigkeit, oder, in beſonders hartnaͤcki-
gen Faͤllen, vorzuͤglich wo vielleicht fruͤher ſyphilitiſche Com-
plicationen vorhanden geweſen ſind, den Mercurius sublima-
tus corros.
zu 2 bis 4 Gran in derſelben Quantitaͤt Fluͤſſig-
keit aufgeloͤſt.

§. 394.

Alle dieſe Mittel werden entweder als Injektionen oder
als Waſchungen der aͤußern Genitalien (vorzuͤglich wenn die
Leukorrhoͤe, obwohl dies ſelten der Fall iſt, ſich mehr auf
die aͤußern Geſchlechtstheile beſchraͤnkte) angewendet, oder
koͤnnen endlich auch mittelſt eines befeuchteten Schwammes in
die Vagina gebracht werden. Immer iſt es hierbey zweck-
maͤßig, vor Anwendung dieſer Mittel die Geburtstheile von
anhaftendem Schleime reinigen und abtrocknen zu laſſen, dann
dieſe Mittel, ſey es nun durch langſame Injection oder durch
den Schwamm, 10 Minuten bis eine Viertelſtunde mit der
abſondernden Flaͤche in Beruͤhrung zu laſſen und nach dieſer
Zeit abermals durch ein Bidetbad, oder durch laues Waſſer
und Schwamm eine Reinigung und Austrocknung vornehmen
zu laſſen. — Zu dieſen Mitteln iſt ferner auch die Anwen-
dung der Kaͤlte zu ziehen, obwohl ſie, ſey es nun als ſehr
kalte Einſpritzung oder Waſchung (in der letztern Form aller-
dings noch am erſten), wegen der oft anderweitig nachthei-
lig werdenden Wirkung nicht allgemein empfohlen werden kann.
— Endlich gehoͤren auch die kalten Baͤder, ſo wie die mit
adſtringirenden Mitteln (z. B. Eiſenvitriol zu 1 — 2 Loth)
verſetzten, hierher, bey welchen Mitteln ſaͤmmtlich die im vorigen
Paragraph erwaͤhnte Vorſicht nicht zu uͤbergehen iſt.


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[306/0326] thige Ruͤckſicht genommen hat darauf, daß nicht etwa eine zu ploͤtzliche Hemmung Statt finde, in Anwendung zu ziehen ſind. Man waͤhlt dazu entweder das reine, oder nur mit wenig Milch verſetzte Kalchwaſſer, die ebenfalls mit etwas Milch oder mit einer Abkochung der Mohnkoͤpfe vermiſchte Aqua vegeto-min. Goulardi, die Aqua phagadaenica, die Aufloͤſungen des Alauns, des Zink-, Eiſen-, ſo wie des Kupfervitriols oder Bleyzuckers, ohngefaͤhr zu einem Quent- chen auf ein Pfund Fluͤſſigkeit, oder, in beſonders hartnaͤcki- gen Faͤllen, vorzuͤglich wo vielleicht fruͤher ſyphilitiſche Com- plicationen vorhanden geweſen ſind, den Mercurius sublima- tus corros. zu 2 bis 4 Gran in derſelben Quantitaͤt Fluͤſſig- keit aufgeloͤſt. §. 394. Alle dieſe Mittel werden entweder als Injektionen oder als Waſchungen der aͤußern Genitalien (vorzuͤglich wenn die Leukorrhoͤe, obwohl dies ſelten der Fall iſt, ſich mehr auf die aͤußern Geſchlechtstheile beſchraͤnkte) angewendet, oder koͤnnen endlich auch mittelſt eines befeuchteten Schwammes in die Vagina gebracht werden. Immer iſt es hierbey zweck- maͤßig, vor Anwendung dieſer Mittel die Geburtstheile von anhaftendem Schleime reinigen und abtrocknen zu laſſen, dann dieſe Mittel, ſey es nun durch langſame Injection oder durch den Schwamm, 10 Minuten bis eine Viertelſtunde mit der abſondernden Flaͤche in Beruͤhrung zu laſſen und nach dieſer Zeit abermals durch ein Bidetbad, oder durch laues Waſſer und Schwamm eine Reinigung und Austrocknung vornehmen zu laſſen. — Zu dieſen Mitteln iſt ferner auch die Anwen- dung der Kaͤlte zu ziehen, obwohl ſie, ſey es nun als ſehr kalte Einſpritzung oder Waſchung (in der letztern Form aller- dings noch am erſten), wegen der oft anderweitig nachthei- lig werdenden Wirkung nicht allgemein empfohlen werden kann. — Endlich gehoͤren auch die kalten Baͤder, ſo wie die mit adſtringirenden Mitteln (z. B. Eiſenvitriol zu 1 — 2 Loth) verſetzten, hierher, bey welchen Mitteln ſaͤmmtlich die im vorigen Paragraph erwaͤhnte Vorſicht nicht zu uͤbergehen iſt.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/326>, abgerufen am 22.11.2024.