ger seyn, bey den aromatischen Injektionen (welche im Gan- zen in den meisten Fällen angezeigt sind) einen Zusatz zu machen, welcher auf Contraktion der blutenden Gefäße mit abzweckt, und hierzu taugt vorzüglich der Zusatz stark bitte- rer Kräuter und des Essigs. Die Einspritzungsmasse, von welcher ich daher immer die vorzüglichste Wirkung sah, berei- tet man ohngefähr so, daß man eine Kanne vom Aufguß der Hb. Melissae, Serpilli und Absinthii mit einer reichli- chen Tasse guten Weinessigs und einer Tasse Branntwein oder zwey Tassen Wein versetzt und dieses durch den wohl eingebrachten (für den nicht schwangern Uterus nicht zu gro- ßen) Knopf der Mutterspritze langsam in die Gebärmutter- höhle selbst leitet.
§. 373.
c) Das Tamponiren wirkt wieder nur auf die blu- tenden Gefäßmündungen unmittelbar, theils durch mechanischen Druck, theils durch die damit verbundenen styptischen Mittel, und kann folglich nur angezeigt seyn, wo die blutenden Ge- fäßmündungen selbst erreicht werden können. Es findet sonach Statt bey Blutungen in Folge von Geschwüren, carcinoma- tösen Erosionen, schwammiger Auflockerung der Vaginalportion u. s. w., und wird entweder nach Le Roux angewendet, in- dem man weiche Leinwand in Essig taucht und diese sodann in die Mutterscheide und zum Theil in den Uterus selbst ein- bringt, oder aber, indem man Wolle, Charpie oder Schwamm auf ähnliche Weise befeuchtet (wozu man sich der erwähnten adstringirenden Dekokte, oder bey großer Atonie auch des reinen Branntweins bedient) und diese sogenannten Mutter- zapfen mit einem Pulver aus Alaun, arabischem Gummi, Drachenblut u. s. w. bestreut. -- Daß übrigens, wo der Tam- pon die blutenden Gefäße nicht erreicht, sondern nur den Muttermund verstopft, seine Anwendung oft innere Blu- tungen herbeyführen und dadurch höchst nachtheilig, ja ge- fährlich werden könne, liegt am Tage.
ger ſeyn, bey den aromatiſchen Injektionen (welche im Gan- zen in den meiſten Faͤllen angezeigt ſind) einen Zuſatz zu machen, welcher auf Contraktion der blutenden Gefaͤße mit abzweckt, und hierzu taugt vorzuͤglich der Zuſatz ſtark bitte- rer Kraͤuter und des Eſſigs. Die Einſpritzungsmaſſe, von welcher ich daher immer die vorzuͤglichſte Wirkung ſah, berei- tet man ohngefaͤhr ſo, daß man eine Kanne vom Aufguß der Hb. Melissae, Serpilli und Absinthii mit einer reichli- chen Taſſe guten Weineſſigs und einer Taſſe Branntwein oder zwey Taſſen Wein verſetzt und dieſes durch den wohl eingebrachten (fuͤr den nicht ſchwangern Uterus nicht zu gro- ßen) Knopf der Mutterſpritze langſam in die Gebaͤrmutter- hoͤhle ſelbſt leitet.
§. 373.
c) Das Tamponiren wirkt wieder nur auf die blu- tenden Gefaͤßmuͤndungen unmittelbar, theils durch mechaniſchen Druck, theils durch die damit verbundenen ſtyptiſchen Mittel, und kann folglich nur angezeigt ſeyn, wo die blutenden Ge- faͤßmuͤndungen ſelbſt erreicht werden koͤnnen. Es findet ſonach Statt bey Blutungen in Folge von Geſchwuͤren, carcinoma- toͤſen Eroſionen, ſchwammiger Auflockerung der Vaginalportion u. ſ. w., und wird entweder nach Le Roux angewendet, in- dem man weiche Leinwand in Eſſig taucht und dieſe ſodann in die Mutterſcheide und zum Theil in den Uterus ſelbſt ein- bringt, oder aber, indem man Wolle, Charpie oder Schwamm auf aͤhnliche Weiſe befeuchtet (wozu man ſich der erwaͤhnten adſtringirenden Dekokte, oder bey großer Atonie auch des reinen Branntweins bedient) und dieſe ſogenannten Mutter- zapfen mit einem Pulver aus Alaun, arabiſchem Gummi, Drachenblut u. ſ. w. beſtreut. — Daß uͤbrigens, wo der Tam- pon die blutenden Gefaͤße nicht erreicht, ſondern nur den Muttermund verſtopft, ſeine Anwendung oft innere Blu- tungen herbeyfuͤhren und dadurch hoͤchſt nachtheilig, ja ge- faͤhrlich werden koͤnne, liegt am Tage.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0310"n="290"/>
ger ſeyn, bey den aromatiſchen Injektionen (welche im Gan-<lb/>
zen in den meiſten Faͤllen angezeigt ſind) einen Zuſatz zu<lb/>
machen, welcher auf Contraktion der blutenden Gefaͤße mit<lb/>
abzweckt, und hierzu taugt vorzuͤglich der Zuſatz ſtark bitte-<lb/>
rer Kraͤuter und des Eſſigs. Die Einſpritzungsmaſſe, von<lb/>
welcher ich daher immer die vorzuͤglichſte Wirkung ſah, berei-<lb/>
tet man ohngefaͤhr ſo, daß man eine Kanne vom Aufguß<lb/>
der <hirendition="#aq">Hb. Melissae, Serpilli</hi> und <hirendition="#aq">Absinthii</hi> mit einer reichli-<lb/>
chen Taſſe guten Weineſſigs und einer Taſſe Branntwein<lb/>
oder zwey Taſſen Wein verſetzt und dieſes durch den wohl<lb/>
eingebrachten (fuͤr den nicht ſchwangern Uterus nicht zu gro-<lb/>
ßen) Knopf der Mutterſpritze langſam in die Gebaͤrmutter-<lb/>
hoͤhle ſelbſt leitet.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 373.</head><lb/><p><hirendition="#aq">c</hi>) <hirendition="#g">Das Tamponiren</hi> wirkt wieder nur auf die blu-<lb/>
tenden Gefaͤßmuͤndungen unmittelbar, theils durch mechaniſchen<lb/>
Druck, theils durch die damit verbundenen ſtyptiſchen Mittel,<lb/>
und kann folglich nur angezeigt ſeyn, wo die blutenden Ge-<lb/>
faͤßmuͤndungen ſelbſt erreicht werden koͤnnen. Es findet ſonach<lb/>
Statt bey Blutungen in Folge von Geſchwuͤren, carcinoma-<lb/>
toͤſen Eroſionen, ſchwammiger Auflockerung der Vaginalportion<lb/>
u. ſ. w., und wird entweder nach <hirendition="#g">Le Roux</hi> angewendet, in-<lb/>
dem man weiche Leinwand in Eſſig taucht und dieſe ſodann<lb/>
in die Mutterſcheide und zum Theil in den Uterus ſelbſt ein-<lb/>
bringt, oder aber, indem man Wolle, Charpie oder Schwamm<lb/>
auf aͤhnliche Weiſe befeuchtet (wozu man ſich der erwaͤhnten<lb/>
adſtringirenden Dekokte, oder bey großer Atonie auch des<lb/>
reinen Branntweins bedient) und dieſe ſogenannten Mutter-<lb/>
zapfen mit einem Pulver aus Alaun, arabiſchem Gummi,<lb/>
Drachenblut u. ſ. w. beſtreut. — Daß uͤbrigens, wo der Tam-<lb/>
pon die blutenden Gefaͤße nicht erreicht, ſondern nur den<lb/>
Muttermund verſtopft, ſeine Anwendung oft <hirendition="#g">innere</hi> Blu-<lb/>
tungen herbeyfuͤhren und dadurch hoͤchſt nachtheilig, ja ge-<lb/>
faͤhrlich werden koͤnne, liegt am Tage.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[290/0310]
ger ſeyn, bey den aromatiſchen Injektionen (welche im Gan-
zen in den meiſten Faͤllen angezeigt ſind) einen Zuſatz zu
machen, welcher auf Contraktion der blutenden Gefaͤße mit
abzweckt, und hierzu taugt vorzuͤglich der Zuſatz ſtark bitte-
rer Kraͤuter und des Eſſigs. Die Einſpritzungsmaſſe, von
welcher ich daher immer die vorzuͤglichſte Wirkung ſah, berei-
tet man ohngefaͤhr ſo, daß man eine Kanne vom Aufguß
der Hb. Melissae, Serpilli und Absinthii mit einer reichli-
chen Taſſe guten Weineſſigs und einer Taſſe Branntwein
oder zwey Taſſen Wein verſetzt und dieſes durch den wohl
eingebrachten (fuͤr den nicht ſchwangern Uterus nicht zu gro-
ßen) Knopf der Mutterſpritze langſam in die Gebaͤrmutter-
hoͤhle ſelbſt leitet.
§. 373.
c) Das Tamponiren wirkt wieder nur auf die blu-
tenden Gefaͤßmuͤndungen unmittelbar, theils durch mechaniſchen
Druck, theils durch die damit verbundenen ſtyptiſchen Mittel,
und kann folglich nur angezeigt ſeyn, wo die blutenden Ge-
faͤßmuͤndungen ſelbſt erreicht werden koͤnnen. Es findet ſonach
Statt bey Blutungen in Folge von Geſchwuͤren, carcinoma-
toͤſen Eroſionen, ſchwammiger Auflockerung der Vaginalportion
u. ſ. w., und wird entweder nach Le Roux angewendet, in-
dem man weiche Leinwand in Eſſig taucht und dieſe ſodann
in die Mutterſcheide und zum Theil in den Uterus ſelbſt ein-
bringt, oder aber, indem man Wolle, Charpie oder Schwamm
auf aͤhnliche Weiſe befeuchtet (wozu man ſich der erwaͤhnten
adſtringirenden Dekokte, oder bey großer Atonie auch des
reinen Branntweins bedient) und dieſe ſogenannten Mutter-
zapfen mit einem Pulver aus Alaun, arabiſchem Gummi,
Drachenblut u. ſ. w. beſtreut. — Daß uͤbrigens, wo der Tam-
pon die blutenden Gefaͤße nicht erreicht, ſondern nur den
Muttermund verſtopft, ſeine Anwendung oft innere Blu-
tungen herbeyfuͤhren und dadurch hoͤchſt nachtheilig, ja ge-
faͤhrlich werden koͤnne, liegt am Tage.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/310>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.