sehr großen Theile Sitte ist *), gleichso wie auch an männ- lichen Kindern bey beschnittenen Völkern, der Mangel der Vorhaut zuweilen angeboren erscheint. Hinwiederum findet sich zuweilen der Umfang der Schamlippen besonders groß, namentlich sind die kleinern häufig verlängert und umgaben in einem von Haller erwähnten Falle sogar den After. -- Nur Fälle der letztern Art wären es auch hier, welche durch ärztliche Kunst beseitigt werden könnten, indem mittelst einer leichten chirurgischen Operation die überflüßigen, mancherley Unbequemlichkeiten veranlassenden Theile entfernt würden.
§. 136.
Die Klitoris ferner zeigt mehrere ähnliche Abnormi- täten, ist bald zu groß **), bald zu klein, selten (welches als eine Annäherung an verschiedene Thierbildungen, z. B. der Beutelthiere betrachtet werden darf) in zwei Spitzen auslaufend. Abhülfe wird wieder nur bey zu beträchtlicher Entwicklung durch Abbindung oder Beschneidung Statt fin- den, und auch dieser Theil wird daher in mehreren südlichen Ländern, wo er insgemein größer als in nördlichen wird, einer gewöhnlich im zehnten Jahre unternommenen Beschnei- dung unterworfen.
§. 137.
Das Hymen. So wie es in einigen Fällen gänzlich mangelte oder eine ungewöhnliche, bald völlig ringförmige Gestalt, verdickte Substanz, oder mehr nach vorwärts gerich- tete Lage zeigte, so verschloß es auch zuweilen die Schei- denmündung vollkommen (Atresia hymenaica) und hinderte dadurch späterhin den Ausfluß des monathlichen Blutes so- wohl als die Conception. Im letztern Falle wird die Ein-
*) S. darüber Osianders Denkwürdigkeiten für die Heilkunde und Ge- burtshülfe. II. Bd. S. 66.
**) Daß dieser Theil sehr selten beträchtlich vergrößert ist, und die meisten Fälle, wo man eine solche Vergrößerung beobachtet haben wollte, wohl verunstalteten männlichen Individuen angehörten, ist neuerlich von H. Osiauder (Handbuch d. Entbindungsk. 1r Thl. S. 145.) mit Recht bemerkt worden.
ſehr großen Theile Sitte iſt *), gleichſo wie auch an maͤnn- lichen Kindern bey beſchnittenen Voͤlkern, der Mangel der Vorhaut zuweilen angeboren erſcheint. Hinwiederum findet ſich zuweilen der Umfang der Schamlippen beſonders groß, namentlich ſind die kleinern haͤufig verlaͤngert und umgaben in einem von Haller erwaͤhnten Falle ſogar den After. — Nur Faͤlle der letztern Art waͤren es auch hier, welche durch aͤrztliche Kunſt beſeitigt werden koͤnnten, indem mittelſt einer leichten chirurgiſchen Operation die uͤberfluͤßigen, mancherley Unbequemlichkeiten veranlaſſenden Theile entfernt wuͤrden.
§. 136.
Die Klitoris ferner zeigt mehrere aͤhnliche Abnormi- taͤten, iſt bald zu groß **), bald zu klein, ſelten (welches als eine Annaͤherung an verſchiedene Thierbildungen, z. B. der Beutelthiere betrachtet werden darf) in zwei Spitzen auslaufend. Abhuͤlfe wird wieder nur bey zu betraͤchtlicher Entwicklung durch Abbindung oder Beſchneidung Statt fin- den, und auch dieſer Theil wird daher in mehreren ſuͤdlichen Laͤndern, wo er insgemein groͤßer als in noͤrdlichen wird, einer gewoͤhnlich im zehnten Jahre unternommenen Beſchnei- dung unterworfen.
§. 137.
Das Hymen. So wie es in einigen Faͤllen gaͤnzlich mangelte oder eine ungewoͤhnliche, bald voͤllig ringfoͤrmige Geſtalt, verdickte Subſtanz, oder mehr nach vorwaͤrts gerich- tete Lage zeigte, ſo verſchloß es auch zuweilen die Schei- denmuͤndung vollkommen (Atresia hymenaica) und hinderte dadurch ſpaͤterhin den Ausfluß des monathlichen Blutes ſo- wohl als die Conception. Im letztern Falle wird die Ein-
*) S. daruͤber Oſianders Denkwuͤrdigkeiten fuͤr die Heilkunde und Ge- burtshuͤlfe. II. Bd. S. 66.
**) Daß dieſer Theil ſehr ſelten betraͤchtlich vergroͤßert iſt, und die meiſten Faͤlle, wo man eine ſolche Vergroͤßerung beobachtet haben wollte, wohl verunſtalteten maͤnnlichen Individuen angehoͤrten, iſt neuerlich von H. Oſiauder (Handbuch d. Entbindungsk. 1r Thl. S. 145.) mit Recht bemerkt worden.
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ſehr großen Theile Sitte iſt *), gleichſo wie auch an maͤnn-
lichen Kindern bey beſchnittenen Voͤlkern, der Mangel der
Vorhaut zuweilen angeboren erſcheint. Hinwiederum findet
ſich zuweilen der Umfang der Schamlippen beſonders groß,
namentlich ſind die kleinern haͤufig verlaͤngert und umgaben
in einem von Haller erwaͤhnten Falle ſogar den After. —
Nur Faͤlle der letztern Art waͤren es auch hier, welche durch
aͤrztliche Kunſt beſeitigt werden koͤnnten, indem mittelſt einer
leichten chirurgiſchen Operation die uͤberfluͤßigen, mancherley
Unbequemlichkeiten veranlaſſenden Theile entfernt wuͤrden.
§. 136.
Die Klitoris ferner zeigt mehrere aͤhnliche Abnormi-
taͤten, iſt bald zu groß **), bald zu klein, ſelten (welches
als eine Annaͤherung an verſchiedene Thierbildungen, z. B.
der Beutelthiere betrachtet werden darf) in zwei Spitzen
auslaufend. Abhuͤlfe wird wieder nur bey zu betraͤchtlicher
Entwicklung durch Abbindung oder Beſchneidung Statt fin-
den, und auch dieſer Theil wird daher in mehreren ſuͤdlichen
Laͤndern, wo er insgemein groͤßer als in noͤrdlichen wird,
einer gewoͤhnlich im zehnten Jahre unternommenen Beſchnei-
dung unterworfen.
§. 137.
Das Hymen. So wie es in einigen Faͤllen gaͤnzlich
mangelte oder eine ungewoͤhnliche, bald voͤllig ringfoͤrmige
Geſtalt, verdickte Subſtanz, oder mehr nach vorwaͤrts gerich-
tete Lage zeigte, ſo verſchloß es auch zuweilen die Schei-
denmuͤndung vollkommen (Atresia hymenaica) und hinderte
dadurch ſpaͤterhin den Ausfluß des monathlichen Blutes ſo-
wohl als die Conception. Im letztern Falle wird die Ein-
*) S. daruͤber Oſianders Denkwuͤrdigkeiten fuͤr die Heilkunde und Ge-
burtshuͤlfe. II. Bd. S. 66.
**) Daß dieſer Theil ſehr ſelten betraͤchtlich vergroͤßert iſt, und die
meiſten Faͤlle, wo man eine ſolche Vergroͤßerung beobachtet haben
wollte, wohl verunſtalteten maͤnnlichen Individuen angehoͤrten, iſt
neuerlich von H. Oſiauder (Handbuch d. Entbindungsk. 1r Thl.
S. 145.) mit Recht bemerkt worden.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/123>, abgerufen am 26.06.2024.
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