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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
Absicht der würdigste sey: daher übergab er ihm die Verwaltung über die
ganze Landschaft Ankyra, und bestellete ihn zugleich zum obersten Feldherrn
seiner Kriegesheere.

Erdogruls Tha-ten und Tod.
5.

Erdogrul vereinigte also seine Macht mit des Sultans seiner, und
that damit nicht nur den Streifereyen der Tatarn Einhalt: sondern erlegte und
erschlug sie auch aller Orten, und zwang dieselben, sich von den Grenzen des
Reichs zu entfernen. Solchergestalt bewahrte er nicht nur das Gebiete des
Sultans, sondern er erweiterte auch dasselbe. In dem Jahre der Hidschret
H. 680.



J. C. 1284.680 (nach dem Zeugnisse des sorgfältigen Geschichtschreibers Sädis) verherr-
lichte er seine Siege durch die Eroberung der berühmten Stadt Kjutahi von
den Griechen, und würde noch weit größere Dinge verrichtet haben, wenn
nicht der Tod, der gegen den Ruhm der Helden so unbillig ist, ihn von der
Welt hinweg genommen hätte. Denn nachdem er durch das Alter und die
Mühseligkeiten so vieler Siege entkräftet worden war: so endigte er sein Leben
noch in demselben Jahre; zwar mit großem Ruhme für sich selbst und sein Volk,
aber auch zu noch weit größerem Leidwesen Aeladdins und des gesamten Reiches.
[Spaltenumbruch]
7 Osman] der einzige Sohn Erdogruls,
wie die türkischen Geschichtschreiber dafür
halten, der (wie sie sagen) in Ansehung der
heldenmäßigen Tugenden seines Vaters, dem-
selben in der Feldherrnstelle bey Aeladdins
Heere noch als ein ganz junger Mensch nach-
folgte, und daher den Namen Osmanchen
bekam.
8 Täbli Aelem] Alle Statthalter und
Verweser in den Landschaften werden Täbli
Aelem Sahibi (Besitzer des Täbli Aelem) ge-
nennet: als da sind die Weßire, Paschen,
Begje und dergleichen. Aelem ist eine große
breite Standarte, oben anstatt der Spitze mit
einem silbernen Bleche versehen, das in der
Mitte wie ein halber Mond ausgeschnitten
ist. Täbl* aber ist eine Trommel, von der
die ganze Ausrüstung, damit die türkischen
Kaiser die höchsten Kriegsbefehlhaber zu be-
ehren pflegen, den Namen Täbilchane2* (die
[Spaltenumbruch]
Feldmusik) bekommt. Die Täbilchane eines
Weßirs bestehet in neun Trommeln, neun
Sürnaßen, das ist Spielern auf der Sürna
oder Schalmey, sieben Borußen oder Trom-
petern, vier Ssildschi, das ist Spielern mit
dem Ssill (oder den messingenen Becken,
welche gegen einander geschlagen werden, und
auf diese Weise einen lauten und hellen Klang
von sich geben), drey Roßschweifen sehr künst-
lich mit Silberbleche beschlagen, Tug genen-
net, einer Aelem, einer Sandschak (oder
Standarte, die von Muhämmeds Stan-
darte bloß der Farbe nach unterschieden ist:
denn Muhämmeds seine ist roth, und diese
grün): hiezu kommen noch zwo andere sehr
große Standarten, Bajrak genennet. An-
dere Paschen, welche die Ehre nicht haben
Weßire genennet zu werden, und dennoch
nicht geringer sind, als diese, haben die Frey-
heit, zum wenigsten zweene Roßschweife zu
führen, nebst den übrigen Standarten und

Sein
* Dawul.
2* Dawulchane.

Osmaniſche Geſchichte
Abſicht der wuͤrdigſte ſey: daher uͤbergab er ihm die Verwaltung uͤber die
ganze Landſchaft Ankyra, und beſtellete ihn zugleich zum oberſten Feldherrn
ſeiner Kriegesheere.

Erdogruls Tha-ten und Tod.
5.

Erdogrul vereinigte alſo ſeine Macht mit des Sultans ſeiner, und
that damit nicht nur den Streifereyen der Tatarn Einhalt: ſondern erlegte und
erſchlug ſie auch aller Orten, und zwang dieſelben, ſich von den Grenzen des
Reichs zu entfernen. Solchergeſtalt bewahrte er nicht nur das Gebiete des
Sultans, ſondern er erweiterte auch daſſelbe. In dem Jahre der Hidſchret
H. 680.



J. C. 1284.680 (nach dem Zeugniſſe des ſorgfaͤltigen Geſchichtſchreibers Saͤdis) verherr-
lichte er ſeine Siege durch die Eroberung der beruͤhmten Stadt Kjutahi von
den Griechen, und wuͤrde noch weit groͤßere Dinge verrichtet haben, wenn
nicht der Tod, der gegen den Ruhm der Helden ſo unbillig iſt, ihn von der
Welt hinweg genommen haͤtte. Denn nachdem er durch das Alter und die
Muͤhſeligkeiten ſo vieler Siege entkraͤftet worden war: ſo endigte er ſein Leben
noch in demſelben Jahre; zwar mit großem Ruhme fuͤr ſich ſelbſt und ſein Volk,
aber auch zu noch weit groͤßerem Leidweſen Aeladdins und des geſamten Reiches.
[Spaltenumbruch]
7 Osman] der einzige Sohn Erdogruls,
wie die tuͤrkiſchen Geſchichtſchreiber dafuͤr
halten, der (wie ſie ſagen) in Anſehung der
heldenmaͤßigen Tugenden ſeines Vaters, dem-
ſelben in der Feldherrnſtelle bey Aeladdins
Heere noch als ein ganz junger Menſch nach-
folgte, und daher den Namen Osmanchen
bekam.
8 Taͤbli Aelem] Alle Statthalter und
Verweſer in den Landſchaften werden Taͤbli
Aelem Sahibi (Beſitzer des Taͤbli Aelem) ge-
nennet: als da ſind die Weßire, Paſchen,
Begje und dergleichen. Aelem iſt eine große
breite Standarte, oben anſtatt der Spitze mit
einem ſilbernen Bleche verſehen, das in der
Mitte wie ein halber Mond ausgeſchnitten
iſt. Taͤbl* aber iſt eine Trommel, von der
die ganze Ausruͤſtung, damit die tuͤrkiſchen
Kaiſer die hoͤchſten Kriegsbefehlhaber zu be-
ehren pflegen, den Namen Taͤbilchane2* (die
[Spaltenumbruch]
Feldmuſik) bekommt. Die Taͤbilchane eines
Weßirs beſtehet in neun Trommeln, neun
Suͤrnaßen, das iſt Spielern auf der Suͤrna
oder Schalmey, ſieben Borußen oder Trom-
petern, vier Sſildſchi, das iſt Spielern mit
dem Sſill (oder den meſſingenen Becken,
welche gegen einander geſchlagen werden, und
auf dieſe Weiſe einen lauten und hellen Klang
von ſich geben), drey Roßſchweifen ſehr kuͤnſt-
lich mit Silberbleche beſchlagen, Tug genen-
net, einer Aelem, einer Sandſchak (oder
Standarte, die von Muhaͤmmeds Stan-
darte bloß der Farbe nach unterſchieden iſt:
denn Muhaͤmmeds ſeine iſt roth, und dieſe
gruͤn): hiezu kommen noch zwo andere ſehr
große Standarten, Bajrak genennet. An-
dere Paſchen, welche die Ehre nicht haben
Weßire genennet zu werden, und dennoch
nicht geringer ſind, als dieſe, haben die Frey-
heit, zum wenigſten zweene Roßſchweife zu
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Sein
* Dawul.
2* Dawulchane.
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[16/0088] Osmaniſche Geſchichte Abſicht der wuͤrdigſte ſey: daher uͤbergab er ihm die Verwaltung uͤber die ganze Landſchaft Ankyra, und beſtellete ihn zugleich zum oberſten Feldherrn ſeiner Kriegesheere. 5. Erdogrul vereinigte alſo ſeine Macht mit des Sultans ſeiner, und that damit nicht nur den Streifereyen der Tatarn Einhalt: ſondern erlegte und erſchlug ſie auch aller Orten, und zwang dieſelben, ſich von den Grenzen des Reichs zu entfernen. Solchergeſtalt bewahrte er nicht nur das Gebiete des Sultans, ſondern er erweiterte auch daſſelbe. In dem Jahre der Hidſchret 680 (nach dem Zeugniſſe des ſorgfaͤltigen Geſchichtſchreibers Saͤdis) verherr- lichte er ſeine Siege durch die Eroberung der beruͤhmten Stadt Kjutahi von den Griechen, und wuͤrde noch weit groͤßere Dinge verrichtet haben, wenn nicht der Tod, der gegen den Ruhm der Helden ſo unbillig iſt, ihn von der Welt hinweg genommen haͤtte. Denn nachdem er durch das Alter und die Muͤhſeligkeiten ſo vieler Siege entkraͤftet worden war: ſo endigte er ſein Leben noch in demſelben Jahre; zwar mit großem Ruhme fuͤr ſich ſelbſt und ſein Volk, aber auch zu noch weit groͤßerem Leidweſen Aeladdins und des geſamten Reiches. Sein ⁷ Osman] der einzige Sohn Erdogruls, wie die tuͤrkiſchen Geſchichtſchreiber dafuͤr halten, der (wie ſie ſagen) in Anſehung der heldenmaͤßigen Tugenden ſeines Vaters, dem- ſelben in der Feldherrnſtelle bey Aeladdins Heere noch als ein ganz junger Menſch nach- folgte, und daher den Namen Osmanchen bekam. ⁸ Taͤbli Aelem] Alle Statthalter und Verweſer in den Landſchaften werden Taͤbli Aelem Sahibi (Beſitzer des Taͤbli Aelem) ge- nennet: als da ſind die Weßire, Paſchen, Begje und dergleichen. Aelem iſt eine große breite Standarte, oben anſtatt der Spitze mit einem ſilbernen Bleche verſehen, das in der Mitte wie ein halber Mond ausgeſchnitten iſt. Taͤbl * aber iſt eine Trommel, von der die ganze Ausruͤſtung, damit die tuͤrkiſchen Kaiſer die hoͤchſten Kriegsbefehlhaber zu be- ehren pflegen, den Namen Taͤbilchane 2* (die Feldmuſik) bekommt. Die Taͤbilchane eines Weßirs beſtehet in neun Trommeln, neun Suͤrnaßen, das iſt Spielern auf der Suͤrna oder Schalmey, ſieben Borußen oder Trom- petern, vier Sſildſchi, das iſt Spielern mit dem Sſill (oder den meſſingenen Becken, welche gegen einander geſchlagen werden, und auf dieſe Weiſe einen lauten und hellen Klang von ſich geben), drey Roßſchweifen ſehr kuͤnſt- lich mit Silberbleche beſchlagen, Tug genen- net, einer Aelem, einer Sandſchak (oder Standarte, die von Muhaͤmmeds Stan- darte bloß der Farbe nach unterſchieden iſt: denn Muhaͤmmeds ſeine iſt roth, und dieſe gruͤn): hiezu kommen noch zwo andere ſehr große Standarten, Bajrak genennet. An- dere Paſchen, welche die Ehre nicht haben Weßire genennet zu werden, und dennoch nicht geringer ſind, als dieſe, haben die Frey- heit, zum wenigſten zweene Roßſchweife zu fuͤhren, nebſt den uͤbrigen Standarten und Ehren- H. 680. J. C. 1284. * Dawul. 2* Dawulchane.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/88>, abgerufen am 22.11.2024.