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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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20. Sülejman der II
37.

Als die russischen Truppen wieder zurück kamen: so stellete PeterPeter Alexio-
witsch bestrafet
die Aufrührer,
und richtet ein
ordentliches
Kriegesheer auf.

Alexiowitsch, dem die Regierung dieses weitläuftigen Reiches durch einstim-
mige Einwilligung des Volks allein aufgetragen war, eine scharfe Untersuchung
gegen die Aufrührer an; sperrete seine Schwester, die die hauptsächlichste Ver-
anlassung zu der Empörung gegeben hatte, in das Kloster Nowodjewitsch ein;
setzte Basilius Gallitschin, der um die Unternehmungen gegen die Wohlfahrt
des Reiches Mitwissen gehabt hatte, von seiner Würde ab, zog alle dessen Güter
ein, und verbannete ihn nach Archangel; ließ acht von den Großen, die die
Urheber des Aufruhrs gewesen waren, hinrichten; ließ zwölf tausend Strelizen
auf den Marktplätzen und den Straßen, wie die wilden Thiere, öffentlich um-
bringen; und richtete, nach Abschaffung dieser Ordnung Soldaten, ein ordent-
liches Kriegesheer, nach Art der übrigen christlichen Fürsten, auf.

38.

In Morea belagerten die Venetianer Monembasia, und schnittenDie Venetia-
ner belagern
Monembasia.

demselben alle Zufuhre ab. Liberaki, der letztens eingesetzte Fürst von Mania,
bemühete sich zwar, die Stadt zu entsetzen; wurde aber mit Verlust zurück
getrieben.

39.

Gegen das Ende dieses Feldzuges kehrete der Sultan Sülejman,Der Sultan
kehret nach Con-
stantinopel zu-
rück.

der an der Wassersucht krank war, auf Anrathen seiner Aerzte, von Adrianopel
nach Constantinopel zurück, und ließ daselbst den Seräskjer von Ungarn, Re-
dscheb Pascha, um das Leben bringen, weil er gegen seinen Befehl mit den Deut-
schen geschlagen hatte.

40.

Ferner setzte er den Weßir, Tekkjurdagi Mustäfa Pascha, als einenDer Weßir
wird abgesetzet,
und Kjüprili
Ogli gelanget
an seine Stelle.

Mann, der zu Führung des Krieges und zur Verwaltung des Stats untüchtig sey,
von seiner Würde ab, und verbannete denselben nach Malgara, einer kleinen
Stadt nicht weit von Rodostus, sein Leben allda in der Stille zuzubringen.
An seine Stelle beförderte derselbe Kjüprili Mustäfa Pascha, der, wie vorhin
gedacht worden, damals Kaimmäkam von Constantinopel war, als der Sultan
Muhämmed abgesetzet wurde.

41.

Der neue Weßir ließ, unverzüglich nach seiner Erhebung, den Müfti,Der Weßir be-
rufet eine allge-
meine Raths-
versammlung
zusammen.

die Kaßijüläskjer nebst den übrigen Ulema, und die Feldhauptleute des Heeres,
[Spaltenumbruch]

lesen hätte (dieses ist ein Buch, darinnen,
nach dem Gedichte der Muhämmedischen,
[Spaltenumbruch]
alle Handlungen der Menschen von den En-
geln verzeichnet stehen).

zu
4 E 3
20. Suͤlejman der II
37.

Als die ruſſiſchen Truppen wieder zuruͤck kamen: ſo ſtellete PeterPeter Alexio-
witſch beſtrafet
die Aufruͤhrer,
und richtet ein
ordentliches
Kriegesheer auf.

Alexiowitſch, dem die Regierung dieſes weitlaͤuftigen Reiches durch einſtim-
mige Einwilligung des Volks allein aufgetragen war, eine ſcharfe Unterſuchung
gegen die Aufruͤhrer an; ſperrete ſeine Schweſter, die die hauptſaͤchlichſte Ver-
anlaſſung zu der Empoͤrung gegeben hatte, in das Kloſter Nowodjewitſch ein;
ſetzte Baſilius Gallitſchin, der um die Unternehmungen gegen die Wohlfahrt
des Reiches Mitwiſſen gehabt hatte, von ſeiner Wuͤrde ab, zog alle deſſen Guͤter
ein, und verbannete ihn nach Archangel; ließ acht von den Großen, die die
Urheber des Aufruhrs geweſen waren, hinrichten; ließ zwoͤlf tauſend Strelizen
auf den Marktplaͤtzen und den Straßen, wie die wilden Thiere, oͤffentlich um-
bringen; und richtete, nach Abſchaffung dieſer Ordnung Soldaten, ein ordent-
liches Kriegesheer, nach Art der uͤbrigen chriſtlichen Fuͤrſten, auf.

38.

In Morea belagerten die Venetianer Monembaſia, und ſchnittenDie Venetia-
ner belagern
Monembaſia.

demſelben alle Zufuhre ab. Liberaki, der letztens eingeſetzte Fuͤrſt von Mania,
bemuͤhete ſich zwar, die Stadt zu entſetzen; wurde aber mit Verluſt zuruͤck
getrieben.

39.

Gegen das Ende dieſes Feldzuges kehrete der Sultan Suͤlejman,Der Sultan
kehret nach Con-
ſtantinopel zu-
ruͤck.

der an der Waſſerſucht krank war, auf Anrathen ſeiner Aerzte, von Adrianopel
nach Conſtantinopel zuruͤck, und ließ daſelbſt den Seraͤskjer von Ungarn, Re-
dſcheb Paſcha, um das Leben bringen, weil er gegen ſeinen Befehl mit den Deut-
ſchen geſchlagen hatte.

40.

Ferner ſetzte er den Weßir, Tekkjurdagi Muſtaͤfa Paſcha, als einenDer Weßir
wird abgeſetzet,
und Kjuͤprili
Ogli gelanget
an ſeine Stelle.

Mann, der zu Fuͤhrung des Krieges und zur Verwaltung des Stats untuͤchtig ſey,
von ſeiner Wuͤrde ab, und verbannete denſelben nach Malgara, einer kleinen
Stadt nicht weit von Rodoſtus, ſein Leben allda in der Stille zuzubringen.
An ſeine Stelle befoͤrderte derſelbe Kjuͤprili Muſtaͤfa Paſcha, der, wie vorhin
gedacht worden, damals Kaimmaͤkam von Conſtantinopel war, als der Sultan
Muhaͤmmed abgeſetzet wurde.

41.

Der neue Weßir ließ, unverzuͤglich nach ſeiner Erhebung, den Muͤfti,Der Weßir be-
rufet eine allge-
meine Raths-
verſammlung
zuſammen.

die Kaßijuͤlaͤskjer nebſt den uͤbrigen Ulema, und die Feldhauptleute des Heeres,
[Spaltenumbruch]

leſen haͤtte (dieſes iſt ein Buch, darinnen,
nach dem Gedichte der Muhaͤmmediſchen,
[Spaltenumbruch]
alle Handlungen der Menſchen von den En-
geln verzeichnet ſtehen).

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4 E 3
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[589/0699] 20. Suͤlejman der II 37. Als die ruſſiſchen Truppen wieder zuruͤck kamen: ſo ſtellete Peter Alexiowitſch, dem die Regierung dieſes weitlaͤuftigen Reiches durch einſtim- mige Einwilligung des Volks allein aufgetragen war, eine ſcharfe Unterſuchung gegen die Aufruͤhrer an; ſperrete ſeine Schweſter, die die hauptſaͤchlichſte Ver- anlaſſung zu der Empoͤrung gegeben hatte, in das Kloſter Nowodjewitſch ein; ſetzte Baſilius Gallitſchin, der um die Unternehmungen gegen die Wohlfahrt des Reiches Mitwiſſen gehabt hatte, von ſeiner Wuͤrde ab, zog alle deſſen Guͤter ein, und verbannete ihn nach Archangel; ließ acht von den Großen, die die Urheber des Aufruhrs geweſen waren, hinrichten; ließ zwoͤlf tauſend Strelizen auf den Marktplaͤtzen und den Straßen, wie die wilden Thiere, oͤffentlich um- bringen; und richtete, nach Abſchaffung dieſer Ordnung Soldaten, ein ordent- liches Kriegesheer, nach Art der uͤbrigen chriſtlichen Fuͤrſten, auf. Peter Alexio- witſch beſtrafet die Aufruͤhrer, und richtet ein ordentliches Kriegesheer auf. 38. In Morea belagerten die Venetianer Monembaſia, und ſchnitten demſelben alle Zufuhre ab. Liberaki, der letztens eingeſetzte Fuͤrſt von Mania, bemuͤhete ſich zwar, die Stadt zu entſetzen; wurde aber mit Verluſt zuruͤck getrieben. Die Venetia- ner belagern Monembaſia. 39. Gegen das Ende dieſes Feldzuges kehrete der Sultan Suͤlejman, der an der Waſſerſucht krank war, auf Anrathen ſeiner Aerzte, von Adrianopel nach Conſtantinopel zuruͤck, und ließ daſelbſt den Seraͤskjer von Ungarn, Re- dſcheb Paſcha, um das Leben bringen, weil er gegen ſeinen Befehl mit den Deut- ſchen geſchlagen hatte. Der Sultan kehret nach Con- ſtantinopel zu- ruͤck. 40. Ferner ſetzte er den Weßir, Tekkjurdagi Muſtaͤfa Paſcha, als einen Mann, der zu Fuͤhrung des Krieges und zur Verwaltung des Stats untuͤchtig ſey, von ſeiner Wuͤrde ab, und verbannete denſelben nach Malgara, einer kleinen Stadt nicht weit von Rodoſtus, ſein Leben allda in der Stille zuzubringen. An ſeine Stelle befoͤrderte derſelbe Kjuͤprili Muſtaͤfa Paſcha, der, wie vorhin gedacht worden, damals Kaimmaͤkam von Conſtantinopel war, als der Sultan Muhaͤmmed abgeſetzet wurde. Der Weßir wird abgeſetzet, und Kjuͤprili Ogli gelanget an ſeine Stelle. 41. Der neue Weßir ließ, unverzuͤglich nach ſeiner Erhebung, den Muͤfti, die Kaßijuͤlaͤskjer nebſt den uͤbrigen Ulema, und die Feldhauptleute des Heeres, zu leſen haͤtte (dieſes iſt ein Buch, darinnen, nach dem Gedichte der Muhaͤmmediſchen, alle Handlungen der Menſchen von den En- geln verzeichnet ſtehen). Der Weßir be- rufet eine allge- meine Raths- verſammlung zuſammen. 4 E 3

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/699>, abgerufen am 22.11.2024.