zu bemächtigen; weil es, so lange dasselbe noch nicht erobert war, schwer gefal- len seyn würde, Belgrad zu belagern. Als diese sich dem Schlosse näherten: so machte zwar die Besatzung Anstalt zur Gegenwehre; nachdem ihr aber tap- fer zugesetzet worden war: so ergab sich dieselbe am acht und zwanzigsten des Monats Remäßan unter der Bedingung, frey abziehen zu dürfen.
Der Churfürst von Baiern be- kommt Semen- dri und Belgradein.
19.
Nachdem solchergestalt das kaiserliche Heer sich des umliegenden Lan- des versichert hatte: so wendete dasselbe, unter Anführung des Churfürsten von Baiern, seine völlige Macht gegen Belgrad. Unterweges setzten zwar die Türken sich ihm bey der Insel Schabatsch entgegen; als die sich bemüheten, ihm in seinem Uebergange über die Save zuvor zu kommen: sie wurden aber von den vördersten Truppen mit großem Verluste zurückgeschlagen. Nach Ue- bersteigung dieser Hindernisse zog das gesammte Heer auf Belgrad zu, die Tür- ken anzugreifen, die sich rings um die Stadt herum gelagert und ihr Lager mit einer herumgezogenen Linie befestiget hatten. Der Seräskjer aber erwartete die Ankunft der Deutschen nicht; sondern steckte sein Lager und den niedern Theil der Stadt in Brand, und zog sich, nachdem er die Besatzung verstärket hatte, mit seinem übrigen Heere nach Semandria. Die Deutschen bemäch- tigten sich alles dessen, was die Türken zurück gelassen hatten; schlossen am dreyzehenten des Monats Schewwal* die Stadt von allen Seiten her ein, er- öffneten die Laufgräben davor, und setzten die Belagerung mit dem größten Ei- fer fort. Mittlerweile erfahren sie, daß die Türken Semandria, die Haupt- stadt in Servien, verlassen haben; sie schicken daher tausend Mann Ungarn dahin, die sich derselben, weil sie von aller Hülfe entblößet war, leicht bemäch- tigen. Endlich, als die Deutschen die Wälle von Belgrad niedergerissen hat- ten, umringen dieselben am eilften des Monats Ssülkäde2* die Stadt, treiben die türkischen Soldaten nach einem sechsstündigen Gefechte von den Wällen herunter, und dringen in die Stadt ein. Die Besatzung trachtet in der Ver- zweifelung sich in das Schloß zu ziehen; verrichtet aber dieses so unvorsichtig, daß die Deutschen muthig hinter ihr drein setzen, sich zwischen sie hineindrängen, und sich des Thores bemächtigen. Hier erfolget nun ein noch schärferes Ge- fechte, als zuvor; und endlich wird die Besatzung, die, der Sage nach, aus neun tausend Mann bestanden haben soll, völlig von den Deutschen nieder- gehauen.
Die türkischen Abgesandten kommen zu dem Churfürsten von Baiern nachBelgrad.
20.
Als die Stadt erobert ist: so kommen die türkischen Abgesandten daselbst an, und sagen: sie seyen abgeschicket worden, sowol den Deutschen die Wahl des Sultan Sülejmans zu wissen zu thun, als auch an einem Frieden
zu ar-
* am dreyßigsten Julius.
2* am sechs und zwanzigsten August.
Osmaniſche Geſchichte
zu bemaͤchtigen; weil es, ſo lange daſſelbe noch nicht erobert war, ſchwer gefal- len ſeyn wuͤrde, Belgrad zu belagern. Als dieſe ſich dem Schloſſe naͤherten: ſo machte zwar die Beſatzung Anſtalt zur Gegenwehre; nachdem ihr aber tap- fer zugeſetzet worden war: ſo ergab ſich dieſelbe am acht und zwanzigſten des Monats Remaͤßan unter der Bedingung, frey abziehen zu duͤrfen.
Der Churfuͤrſt von Baiern be- kommt Semen- dri und Belgradein.
19.
Nachdem ſolchergeſtalt das kaiſerliche Heer ſich des umliegenden Lan- des verſichert hatte: ſo wendete daſſelbe, unter Anfuͤhrung des Churfuͤrſten von Baiern, ſeine voͤllige Macht gegen Belgrad. Unterweges ſetzten zwar die Tuͤrken ſich ihm bey der Inſel Schabatſch entgegen; als die ſich bemuͤheten, ihm in ſeinem Uebergange uͤber die Save zuvor zu kommen: ſie wurden aber von den voͤrderſten Truppen mit großem Verluſte zuruͤckgeſchlagen. Nach Ue- berſteigung dieſer Hinderniſſe zog das geſammte Heer auf Belgrad zu, die Tuͤr- ken anzugreifen, die ſich rings um die Stadt herum gelagert und ihr Lager mit einer herumgezogenen Linie befeſtiget hatten. Der Seraͤskjer aber erwartete die Ankunft der Deutſchen nicht; ſondern ſteckte ſein Lager und den niedern Theil der Stadt in Brand, und zog ſich, nachdem er die Beſatzung verſtaͤrket hatte, mit ſeinem uͤbrigen Heere nach Semandria. Die Deutſchen bemaͤch- tigten ſich alles deſſen, was die Tuͤrken zuruͤck gelaſſen hatten; ſchloſſen am dreyzehenten des Monats Schewwal* die Stadt von allen Seiten her ein, er- oͤffneten die Laufgraͤben davor, und ſetzten die Belagerung mit dem groͤßten Ei- fer fort. Mittlerweile erfahren ſie, daß die Tuͤrken Semandria, die Haupt- ſtadt in Servien, verlaſſen haben; ſie ſchicken daher tauſend Mann Ungarn dahin, die ſich derſelben, weil ſie von aller Huͤlfe entbloͤßet war, leicht bemaͤch- tigen. Endlich, als die Deutſchen die Waͤlle von Belgrad niedergeriſſen hat- ten, umringen dieſelben am eilften des Monats Sſuͤlkaͤde2* die Stadt, treiben die tuͤrkiſchen Soldaten nach einem ſechsſtuͤndigen Gefechte von den Waͤllen herunter, und dringen in die Stadt ein. Die Beſatzung trachtet in der Ver- zweifelung ſich in das Schloß zu ziehen; verrichtet aber dieſes ſo unvorſichtig, daß die Deutſchen muthig hinter ihr drein ſetzen, ſich zwiſchen ſie hineindraͤngen, und ſich des Thores bemaͤchtigen. Hier erfolget nun ein noch ſchaͤrferes Ge- fechte, als zuvor; und endlich wird die Beſatzung, die, der Sage nach, aus neun tauſend Mann beſtanden haben ſoll, voͤllig von den Deutſchen nieder- gehauen.
Die tuͤrkiſchen Abgeſandten kommen zu dem Churfuͤrſten von Baiern nachBelgrad.
20.
Als die Stadt erobert iſt: ſo kommen die tuͤrkiſchen Abgeſandten daſelbſt an, und ſagen: ſie ſeyen abgeſchicket worden, ſowol den Deutſchen die Wahl des Sultan Suͤlejmans zu wiſſen zu thun, als auch an einem Frieden
zu ar-
* am dreyßigſten Julius.
2* am ſechs und zwanzigſten Auguſt.
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Osmaniſche Geſchichte
zu bemaͤchtigen; weil es, ſo lange daſſelbe noch nicht erobert war, ſchwer gefal-
len ſeyn wuͤrde, Belgrad zu belagern. Als dieſe ſich dem Schloſſe naͤherten:
ſo machte zwar die Beſatzung Anſtalt zur Gegenwehre; nachdem ihr aber tap-
fer zugeſetzet worden war: ſo ergab ſich dieſelbe am acht und zwanzigſten des
Monats Remaͤßan unter der Bedingung, frey abziehen zu duͤrfen.
19. Nachdem ſolchergeſtalt das kaiſerliche Heer ſich des umliegenden Lan-
des verſichert hatte: ſo wendete daſſelbe, unter Anfuͤhrung des Churfuͤrſten
von Baiern, ſeine voͤllige Macht gegen Belgrad. Unterweges ſetzten zwar die
Tuͤrken ſich ihm bey der Inſel Schabatſch entgegen; als die ſich bemuͤheten,
ihm in ſeinem Uebergange uͤber die Save zuvor zu kommen: ſie wurden aber
von den voͤrderſten Truppen mit großem Verluſte zuruͤckgeſchlagen. Nach Ue-
berſteigung dieſer Hinderniſſe zog das geſammte Heer auf Belgrad zu, die Tuͤr-
ken anzugreifen, die ſich rings um die Stadt herum gelagert und ihr Lager mit
einer herumgezogenen Linie befeſtiget hatten. Der Seraͤskjer aber erwartete
die Ankunft der Deutſchen nicht; ſondern ſteckte ſein Lager und den niedern
Theil der Stadt in Brand, und zog ſich, nachdem er die Beſatzung verſtaͤrket
hatte, mit ſeinem uͤbrigen Heere nach Semandria. Die Deutſchen bemaͤch-
tigten ſich alles deſſen, was die Tuͤrken zuruͤck gelaſſen hatten; ſchloſſen am
dreyzehenten des Monats Schewwal * die Stadt von allen Seiten her ein, er-
oͤffneten die Laufgraͤben davor, und ſetzten die Belagerung mit dem groͤßten Ei-
fer fort. Mittlerweile erfahren ſie, daß die Tuͤrken Semandria, die Haupt-
ſtadt in Servien, verlaſſen haben; ſie ſchicken daher tauſend Mann Ungarn
dahin, die ſich derſelben, weil ſie von aller Huͤlfe entbloͤßet war, leicht bemaͤch-
tigen. Endlich, als die Deutſchen die Waͤlle von Belgrad niedergeriſſen hat-
ten, umringen dieſelben am eilften des Monats Sſuͤlkaͤde 2* die Stadt, treiben
die tuͤrkiſchen Soldaten nach einem ſechsſtuͤndigen Gefechte von den Waͤllen
herunter, und dringen in die Stadt ein. Die Beſatzung trachtet in der Ver-
zweifelung ſich in das Schloß zu ziehen; verrichtet aber dieſes ſo unvorſichtig,
daß die Deutſchen muthig hinter ihr drein ſetzen, ſich zwiſchen ſie hineindraͤngen,
und ſich des Thores bemaͤchtigen. Hier erfolget nun ein noch ſchaͤrferes Ge-
fechte, als zuvor; und endlich wird die Beſatzung, die, der Sage nach, aus
neun tauſend Mann beſtanden haben ſoll, voͤllig von den Deutſchen nieder-
gehauen.
20. Als die Stadt erobert iſt: ſo kommen die tuͤrkiſchen Abgeſandten
daſelbſt an, und ſagen: ſie ſeyen abgeſchicket worden, ſowol den Deutſchen die
Wahl des Sultan Suͤlejmans zu wiſſen zu thun, als auch an einem Frieden
zu ar-
* am dreyßigſten Julius.
2* am ſechs und zwanzigſten Auguſt.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/690>, abgerufen am 26.11.2024.
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