Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.19. Muhämmed der IIII 41. Weil nun der Weßir durch diese Begebenheiten überführet wurde,Die Türken sind 42. Alles dieses aber hätte dennoch den osmanischen Hof nicht abzu-Teökeöli veran- Stücke Zimmerholz aufschreibet, als wirklich vorhanden sind: da sie dann die Freyheit ha- ben, die Zahl durch Hinzufügung neuer Stücke voll zu machen. Wenn aber die Tür- ken ein ansehnliches Gebäude aufzuführen haben; als einen Dschami, oder einen Palast: so bedienen sie sich darzu eines griechischen oder armenischen Baumeisters. Denn diese letztern sind vortreffliche Werkleute: da hin- gegen die Türken es selten oder niemals zu einiger Vollkommenheit bringen. Dieses ist aber nicht ihrer natürlichen Dummheit zuzu- schreiben: denn sie legen durch ihre Erkennt- niß in der Mathematik und andern Wissen- schaften gar deutlich an den Tag, daß sie, was den Verstand betrifft, andern Völkern, wo nicht überlegen sind, doch wenigstens ihnen keinesweges etwas nachgeben. Die Ursache aber davon ist, weil die edlern Türken, oder solche, welche wegen ihrer Gelehrsamkeit oder [Spaltenumbruch] Tapferkeit geadelt worden sind (denn der Adel wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die Nachkommen gebracht; sondern durch rühm- liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie bereits anderswo erwähnet worden ist*), sich zwar auf die Mathematik legen; dabey aber vor allen Handwerken und Künsten einen Ab- scheu haben, als solchen Sachen, welche ihrem Adel zu gering und unanständig seyen. 33 Teökeöli] Die Thaten dieses Fürsten sind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß ich nöthig hätte, sie hier zu erzählen. Nach- dem er seiner Güter in Ungarn verlustig gewor- den war: so bekam er von den Türken einen täglichen Gehalt von achtzig Löwenthalern; und wurde nachgehends, als er von Ajnadsche Sülejman Pascha aus seiner Gefangenschaft losgelassen war, von den Türken die ganze Zeit über, die sie im Kriege verwickelt waren, Mona- * 63 S. 27 Anm. 3 L 2
19. Muhaͤmmed der IIII 41. Weil nun der Weßir durch dieſe Begebenheiten uͤberfuͤhret wurde,Die Tuͤrken ſind 42. Alles dieſes aber haͤtte dennoch den osmaniſchen Hof nicht abzu-Teoͤkeoͤli veran- Stuͤcke Zimmerholz aufſchreibet, als wirklich vorhanden ſind: da ſie dann die Freyheit ha- ben, die Zahl durch Hinzufuͤgung neuer Stuͤcke voll zu machen. Wenn aber die Tuͤr- ken ein anſehnliches Gebaͤude aufzufuͤhren haben; als einen Dſchami, oder einen Palaſt: ſo bedienen ſie ſich darzu eines griechiſchen oder armeniſchen Baumeiſters. Denn dieſe letztern ſind vortreffliche Werkleute: da hin- gegen die Tuͤrken es ſelten oder niemals zu einiger Vollkommenheit bringen. Dieſes iſt aber nicht ihrer natuͤrlichen Dummheit zuzu- ſchreiben: denn ſie legen durch ihre Erkennt- niß in der Mathematik und andern Wiſſen- ſchaften gar deutlich an den Tag, daß ſie, was den Verſtand betrifft, andern Voͤlkern, wo nicht uͤberlegen ſind, doch wenigſtens ihnen keinesweges etwas nachgeben. Die Urſache aber davon iſt, weil die edlern Tuͤrken, oder ſolche, welche wegen ihrer Gelehrſamkeit oder [Spaltenumbruch] Tapferkeit geadelt worden ſind (denn der Adel wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die Nachkommen gebracht; ſondern durch ruͤhm- liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie bereits anderswo erwaͤhnet worden iſt*), ſich zwar auf die Mathematik legen; dabey aber vor allen Handwerken und Kuͤnſten einen Ab- ſcheu haben, als ſolchen Sachen, welche ihrem Adel zu gering und unanſtaͤndig ſeyen. 33 Teoͤkeoͤli] Die Thaten dieſes Fuͤrſten ſind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß ich noͤthig haͤtte, ſie hier zu erzaͤhlen. Nach- dem er ſeiner Guͤter in Ungarn verluſtig gewor- den war: ſo bekam er von den Tuͤrken einen taͤglichen Gehalt von achtzig Loͤwenthalern; und wurde nachgehends, als er von Ajnadſche Suͤlejman Paſcha aus ſeiner Gefangenſchaft losgelaſſen war, von den Tuͤrken die ganze Zeit uͤber, die ſie im Kriege verwickelt waren, Mona- * 63 S. 27 Anm. 3 L 2
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19. Muhaͤmmed der IIII
41.Weil nun der Weßir durch dieſe Begebenheiten uͤberfuͤhret wurde,
daß es vergebens ſey, die Kraͤfte des osmaniſchen Reiches in dieſen Gegenden
zu erſchoͤpfen, da man dieſelben in andern Laͤndern mit mehrerm Vortheile ge-
brauchen koͤnnte: ſo gab er ſeine Einwilligung zu dem Frieden mit Rußland,
den beyde Parteyen auf das eifrigſte wuͤnſcheten. Auf dieſe Weiſe wurde alſo
einem Kriege ein Ende gemacht, zu deſſen Fortſetzung dem Kaiſer weder Luſt
noch Vermoͤgen mangelten; ſondern bloß ein Kriegesheer, das Kaͤlte, Hun-
ger, und anderes fuͤr ſterbliche Menſchen allzuhartes Ungemach, auszuſtehen
gewohnet waͤre. Außer dieſem ſchiene es auch, als wenn das Gluͤck die osma-
niſchen Waffen verlaſſen wollte.
Die Tuͤrken ſind
des Krieges muͤ-
de, und verlan-
gen nach dem
Frieden.
42.Alles dieſes aber haͤtte dennoch den osmaniſchen Hof nicht abzu-
halten vermocht, ſein erſtes Vorhaben auszufuͤhren; wenn nicht die neuen Be-
wegungen in Ungarn denſelben verleitet haͤtten, ſeine Waffen auf dieſe Seite
zu kehren, da er glaubte, daß der Krieg mit weniger Schwierigkeit und mehrerm
Vortheile gefuͤhret werden koͤnnte. Emerich Teoͤkeoͤli
³³
war um dieſe Zeit
gegen den Kaiſer von Deutſchland aufruͤhriſch geworden, und hatte in wenigen
Mona-
Stuͤcke Zimmerholz aufſchreibet, als wirklich
vorhanden ſind: da ſie dann die Freyheit ha-
ben, die Zahl durch Hinzufuͤgung neuer
Stuͤcke voll zu machen. Wenn aber die Tuͤr-
ken ein anſehnliches Gebaͤude aufzufuͤhren
haben; als einen Dſchami, oder einen Palaſt:
ſo bedienen ſie ſich darzu eines griechiſchen
oder armeniſchen Baumeiſters. Denn dieſe
letztern ſind vortreffliche Werkleute: da hin-
gegen die Tuͤrken es ſelten oder niemals zu
einiger Vollkommenheit bringen. Dieſes iſt
aber nicht ihrer natuͤrlichen Dummheit zuzu-
ſchreiben: denn ſie legen durch ihre Erkennt-
niß in der Mathematik und andern Wiſſen-
ſchaften gar deutlich an den Tag, daß ſie,
was den Verſtand betrifft, andern Voͤlkern,
wo nicht uͤberlegen ſind, doch wenigſtens ihnen
keinesweges etwas nachgeben. Die Urſache
aber davon iſt, weil die edlern Tuͤrken, oder
ſolche, welche wegen ihrer Gelehrſamkeit oder
Tapferkeit geadelt worden ſind (denn der Adel
wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die
Nachkommen gebracht; ſondern durch ruͤhm-
liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie
bereits anderswo erwaͤhnet worden iſt *), ſich
zwar auf die Mathematik legen; dabey aber
vor allen Handwerken und Kuͤnſten einen Ab-
ſcheu haben, als ſolchen Sachen, welche ihrem
Adel zu gering und unanſtaͤndig ſeyen.
³³ Teoͤkeoͤli] Die Thaten dieſes Fuͤrſten
ſind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß
ich noͤthig haͤtte, ſie hier zu erzaͤhlen. Nach-
dem er ſeiner Guͤter in Ungarn verluſtig gewor-
den war: ſo bekam er von den Tuͤrken einen
taͤglichen Gehalt von achtzig Loͤwenthalern;
und wurde nachgehends, als er von Ajnadſche
Suͤlejman Paſcha aus ſeiner Gefangenſchaft
losgelaſſen war, von den Tuͤrken die ganze
Zeit uͤber, die ſie im Kriege verwickelt waren,
in
Teoͤkeoͤli veran-
laſſet den Frie-
densbruch zwi-
ſchen den Tuͤrken
und dem Kaiſer
von Deutſch-
land.
* 63 S. 27 Anm.
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