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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
Der Tod des
Königes in Po-
len verhindert
die weitern Un-
ternehmungendes Feldherrn.
7.

Nachdem das osmanische Kriegesheer solchergestalt geschlagen war:
so sahe man nicht, was die Polen mehr hindern könnte, nicht allein dasjenige,
was sie verloren hatten, wieder einzunehmen; sondern auch selbst die Grenzen
ihres Reiches zu erweitern. Kamjenjez, das ihren Unternehmungen im Wege
lag, wurde von großer Hungersnoth gedrücket; und diese mußte, allem Anse-
hen nach, die Besatzung in weniger Zeit nöthigen, die Festung zu verlassen.
Alle diese Hoffnung aber wurde durch den Todesfall des Königes in Polen,
Michaels, der kurz darauf erfolgete, auf einmal zernichtet, und dadurch verur-
sachet, daß die Edelleute ihre Sachen mit wenigerem Eifer trieben; weil sie
durch das Geschäffte der neuen Königswahl von den Kriegesgedanken abgezo-
gen wurden.

Johann So-
bjeski wird zum
Könige in Polenerwählet.
8.

Nach langen Berathschlagungen erhielte Johann Sobjeski, Groß-
marschall des Reiches, die königliche Würde; als der, außer dem Adel seines
Geschlechtes und seinen persönlichen Verdiensten, durch seinen letztern Sieg
[Spaltenumbruch]

6 Serden Gjetschti] Diese Benennung
bedeutet ihrem Ursprunge nach einen, der sei-
nen Kopf nicht achtet, oder, der sein Leben
und seinen Kopf zu des Sultans Diensten
aufgeopfert hat. Es ist diese Gattung Sol-
daten nicht beständig; sondern sie wird an-
geworben und wieder aus einander gelassen,
wie es dem Sultan beliebet. Denn, wenn
eine wichtige Unternehmung bevorstehet, oder
ein fester Platz belagert werden soll: so befieh-
let der Sultan, daß so oder so viel tausend
Serden Gjetschti angeworben werden sollen,
mit einem Solde von zehen Aspern* des Tages.
Wann dieser Befehl öffentlich kund gemacht
wird: so lassen sich alle diejenigen von den
Jeng-itscheri, deren Eifer für die Religion
größer ist, als die Liebe für ihr Leben, unter
die Serden Gjetschti anwerben, bis die Zahl,
die der Sultan verlanget, voll ist. Wenn
nun solchergestalt ein neuer Jeng-itscheri,
dessen Sold etwan drey Asper2* des Tages
ist, sich unter die Serden Gjetschti begiebt:
[Spaltenumbruch]
so bekommt er hernach täglich dreyzehen
Asper3*, so lange er lebet. Ihre Verrich-
tungen bestehen darinnen, daß sie die ersten
seyn müssen, wann das feindliche Lager zu stür-
men oder die Wälle einer Stadt zu ersteigen
sind, ohne sich über die Gefahr oder Schwie-
rigkeit des Ortes zu beschweren; oder zu glau-
ben, daß etwas für sie zu beschwerlich sey.
Ihr Anfall ist in der That sehr heftig: denn
sie laufen in das Feuer und gegen das Schwert
des Feindes hinein, nicht wie die Menschen,
sondern wie die wilden Thiere, die keinen Ver-
stand haben; und lassen von ihrem Angriffe
nicht ab, bis sie entweder zurück gerufen wer-
den, oder umkommen. Aus dieser Ursache
kommen nach geendigtem Feldzuge ihrer we-
nige wieder glücklich nach Hause. Diejeni-
gen aber, die noch entrinnen, begeben sich
wieder in ihre Oda oder Kammer, daraus sie
sind genommen worden; und man kann sie
nicht zwingen, auf diese Weise noch einmal
Dienste zu thun. Wenn sie aber im künfti-

gegen
* 1 Groschen, 10 Pf. sächsisch.
2* 6 Pfenninge sächsisch.
3* 2 Gr. 4 4/5 Pf.
Osmaniſche Geſchichte
Der Tod des
Koͤniges in Po-
len verhindert
die weitern Un-
ternehmungendes Feldherrn.
7.

Nachdem das osmaniſche Kriegesheer ſolchergeſtalt geſchlagen war:
ſo ſahe man nicht, was die Polen mehr hindern koͤnnte, nicht allein dasjenige,
was ſie verloren hatten, wieder einzunehmen; ſondern auch ſelbſt die Grenzen
ihres Reiches zu erweitern. Kamjenjez, das ihren Unternehmungen im Wege
lag, wurde von großer Hungersnoth gedruͤcket; und dieſe mußte, allem Anſe-
hen nach, die Beſatzung in weniger Zeit noͤthigen, die Feſtung zu verlaſſen.
Alle dieſe Hoffnung aber wurde durch den Todesfall des Koͤniges in Polen,
Michaels, der kurz darauf erfolgete, auf einmal zernichtet, und dadurch verur-
ſachet, daß die Edelleute ihre Sachen mit wenigerem Eifer trieben; weil ſie
durch das Geſchaͤffte der neuen Koͤnigswahl von den Kriegesgedanken abgezo-
gen wurden.

Johann So-
bjeſki wird zum
Koͤnige in Polenerwaͤhlet.
8.

Nach langen Berathſchlagungen erhielte Johann Sobjeſki, Groß-
marſchall des Reiches, die koͤnigliche Wuͤrde; als der, außer dem Adel ſeines
Geſchlechtes und ſeinen perſoͤnlichen Verdienſten, durch ſeinen letztern Sieg
[Spaltenumbruch]

6 Serden Gjetſchti] Dieſe Benennung
bedeutet ihrem Urſprunge nach einen, der ſei-
nen Kopf nicht achtet, oder, der ſein Leben
und ſeinen Kopf zu des Sultans Dienſten
aufgeopfert hat. Es iſt dieſe Gattung Sol-
daten nicht beſtaͤndig; ſondern ſie wird an-
geworben und wieder aus einander gelaſſen,
wie es dem Sultan beliebet. Denn, wenn
eine wichtige Unternehmung bevorſtehet, oder
ein feſter Platz belagert werden ſoll: ſo befieh-
let der Sultan, daß ſo oder ſo viel tauſend
Serden Gjetſchti angeworben werden ſollen,
mit einem Solde von zehen Aſpern* des Tages.
Wann dieſer Befehl oͤffentlich kund gemacht
wird: ſo laſſen ſich alle diejenigen von den
Jeng-itſcheri, deren Eifer fuͤr die Religion
groͤßer iſt, als die Liebe fuͤr ihr Leben, unter
die Serden Gjetſchti anwerben, bis die Zahl,
die der Sultan verlanget, voll iſt. Wenn
nun ſolchergeſtalt ein neuer Jeng-itſcheri,
deſſen Sold etwan drey Aſper2* des Tages
iſt, ſich unter die Serden Gjetſchti begiebt:
[Spaltenumbruch]
ſo bekommt er hernach taͤglich dreyzehen
Aſper3*, ſo lange er lebet. Ihre Verrich-
tungen beſtehen darinnen, daß ſie die erſten
ſeyn muͤſſen, wann das feindliche Lager zu ſtuͤr-
men oder die Waͤlle einer Stadt zu erſteigen
ſind, ohne ſich uͤber die Gefahr oder Schwie-
rigkeit des Ortes zu beſchweren; oder zu glau-
ben, daß etwas fuͤr ſie zu beſchwerlich ſey.
Ihr Anfall iſt in der That ſehr heftig: denn
ſie laufen in das Feuer und gegen das Schwert
des Feindes hinein, nicht wie die Menſchen,
ſondern wie die wilden Thiere, die keinen Ver-
ſtand haben; und laſſen von ihrem Angriffe
nicht ab, bis ſie entweder zuruͤck gerufen wer-
den, oder umkommen. Aus dieſer Urſache
kommen nach geendigtem Feldzuge ihrer we-
nige wieder gluͤcklich nach Hauſe. Diejeni-
gen aber, die noch entrinnen, begeben ſich
wieder in ihre Oda oder Kammer, daraus ſie
ſind genommen worden; und man kann ſie
nicht zwingen, auf dieſe Weiſe noch einmal
Dienſte zu thun. Wenn ſie aber im kuͤnfti-

gegen
* 1 Groſchen, 10 Pf. ſaͤchſiſch.
2* 6 Pfenninge ſaͤchſiſch.
3* 2 Gr. 4⅘ Pf.
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[418/0526] Osmaniſche Geſchichte 7. Nachdem das osmaniſche Kriegesheer ſolchergeſtalt geſchlagen war: ſo ſahe man nicht, was die Polen mehr hindern koͤnnte, nicht allein dasjenige, was ſie verloren hatten, wieder einzunehmen; ſondern auch ſelbſt die Grenzen ihres Reiches zu erweitern. Kamjenjez, das ihren Unternehmungen im Wege lag, wurde von großer Hungersnoth gedruͤcket; und dieſe mußte, allem Anſe- hen nach, die Beſatzung in weniger Zeit noͤthigen, die Feſtung zu verlaſſen. Alle dieſe Hoffnung aber wurde durch den Todesfall des Koͤniges in Polen, Michaels, der kurz darauf erfolgete, auf einmal zernichtet, und dadurch verur- ſachet, daß die Edelleute ihre Sachen mit wenigerem Eifer trieben; weil ſie durch das Geſchaͤffte der neuen Koͤnigswahl von den Kriegesgedanken abgezo- gen wurden. 8. Nach langen Berathſchlagungen erhielte Johann Sobjeſki, Groß- marſchall des Reiches, die koͤnigliche Wuͤrde; als der, außer dem Adel ſeines Geſchlechtes und ſeinen perſoͤnlichen Verdienſten, durch ſeinen letztern Sieg gegen ⁶ Serden Gjetſchti] Dieſe Benennung bedeutet ihrem Urſprunge nach einen, der ſei- nen Kopf nicht achtet, oder, der ſein Leben und ſeinen Kopf zu des Sultans Dienſten aufgeopfert hat. Es iſt dieſe Gattung Sol- daten nicht beſtaͤndig; ſondern ſie wird an- geworben und wieder aus einander gelaſſen, wie es dem Sultan beliebet. Denn, wenn eine wichtige Unternehmung bevorſtehet, oder ein feſter Platz belagert werden ſoll: ſo befieh- let der Sultan, daß ſo oder ſo viel tauſend Serden Gjetſchti angeworben werden ſollen, mit einem Solde von zehen Aſpern * des Tages. Wann dieſer Befehl oͤffentlich kund gemacht wird: ſo laſſen ſich alle diejenigen von den Jeng-itſcheri, deren Eifer fuͤr die Religion groͤßer iſt, als die Liebe fuͤr ihr Leben, unter die Serden Gjetſchti anwerben, bis die Zahl, die der Sultan verlanget, voll iſt. Wenn nun ſolchergeſtalt ein neuer Jeng-itſcheri, deſſen Sold etwan drey Aſper 2* des Tages iſt, ſich unter die Serden Gjetſchti begiebt: ſo bekommt er hernach taͤglich dreyzehen Aſper 3*, ſo lange er lebet. Ihre Verrich- tungen beſtehen darinnen, daß ſie die erſten ſeyn muͤſſen, wann das feindliche Lager zu ſtuͤr- men oder die Waͤlle einer Stadt zu erſteigen ſind, ohne ſich uͤber die Gefahr oder Schwie- rigkeit des Ortes zu beſchweren; oder zu glau- ben, daß etwas fuͤr ſie zu beſchwerlich ſey. Ihr Anfall iſt in der That ſehr heftig: denn ſie laufen in das Feuer und gegen das Schwert des Feindes hinein, nicht wie die Menſchen, ſondern wie die wilden Thiere, die keinen Ver- ſtand haben; und laſſen von ihrem Angriffe nicht ab, bis ſie entweder zuruͤck gerufen wer- den, oder umkommen. Aus dieſer Urſache kommen nach geendigtem Feldzuge ihrer we- nige wieder gluͤcklich nach Hauſe. Diejeni- gen aber, die noch entrinnen, begeben ſich wieder in ihre Oda oder Kammer, daraus ſie ſind genommen worden; und man kann ſie nicht zwingen, auf dieſe Weiſe noch einmal Dienſte zu thun. Wenn ſie aber im kuͤnfti- gen * 1 Groſchen, 10[FORMEL] Pf. ſaͤchſiſch. 2* 6[FORMEL] Pfenninge ſaͤchſiſch. 3* 2 Gr. 4⅘ Pf.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/526>, abgerufen am 13.06.2024.