Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.18. Ibrahim 5. Nachdem die Truppen solchergestalt mit Häuptern versehen waren:erobert Chanije. 6. Indem nun Ibrahim neue und große Anstalten zur Eroberung dieserIbrahims Tod Amt, als Oberaufseher über das Frauenzim- mer in dem Seraj, wirklich verwaltet: so wird er, ungeachtet ihm von iedermann große Ehre wiederfähret, für einen Slawen geach- tet. Wann er aber dieses Dienstes entlassen wird: so bekommt er einen Versicherungs- brief wegen seiner Freylassung: wiewol er dieselbe niemals verlangen würde, wenn er sie nicht annehmen müßte; denn sein Ansehen an dem osmanischen Hofe ist sehr groß. [Spaltenumbruch] Sie werden alle, wann sie abgesetzet sind, in Aegypten geschicket; da sie von dem Kai- ser zu ihrem Gehalte täglich acht tausend Pare genießen, deren ieder drey Asper* ausmachet. Viele von ihnen kaufen sich, während der Zeit da sie in Diensten stehen, Güter in Aegypten an, auf denen sie nachgehends herrlich leben: welches auch der Hof gar gerne verstattet; weil ihr Vermögen nach ihrem Tode dem Kai- ser heimfället. 7. Die * Canea. 2* Weil dieser, nach dem ersten Abschnitte des folgenden Hauptstückes, im 1058 Jahre und siebenten seines Alters zur Regierung gelanget ist: so muß er im 1052 Jahre der Hidsch- ret geboren seyn. * das ist 6 sächsische Pfenninge. Die 8000 Pare machen 1[5]4 Thaler, 14 Gr. 9 Pf. so daß diesel- ben einen jährlichen Gehalt von 67381 Thalern, 22 Gr. 8 Pf. genießen, 3 C
18. Ibrahim 5. Nachdem die Truppen ſolchergeſtalt mit Haͤuptern verſehen waren:erobert Chanije. 6. Indem nun Ibrahim neue und große Anſtalten zur Eroberung dieſerIbrahims Tod Amt, als Oberaufſeher uͤber das Frauenzim- mer in dem Seraj, wirklich verwaltet: ſo wird er, ungeachtet ihm von iedermann große Ehre wiederfaͤhret, fuͤr einen Slawen geach- tet. Wann er aber dieſes Dienſtes entlaſſen wird: ſo bekommt er einen Verſicherungs- brief wegen ſeiner Freylaſſung: wiewol er dieſelbe niemals verlangen wuͤrde, wenn er ſie nicht annehmen muͤßte; denn ſein Anſehen an dem osmaniſchen Hofe iſt ſehr groß. [Spaltenumbruch] Sie werden alle, wann ſie abgeſetzet ſind, in Aegypten geſchicket; da ſie von dem Kai- ſer zu ihrem Gehalte taͤglich acht tauſend Pare genießen, deren ieder drey Aſper* ausmachet. Viele von ihnen kaufen ſich, waͤhrend der Zeit da ſie in Dienſten ſtehen, Guͤter in Aegypten an, auf denen ſie nachgehends herrlich leben: welches auch der Hof gar gerne verſtattet; weil ihr Vermoͤgen nach ihrem Tode dem Kai- ſer heimfaͤllet. 7. Die * Canea. 2* Weil dieſer, nach dem erſten Abſchnitte des folgenden Hauptſtuͤckes, im 1058 Jahre und ſiebenten ſeines Alters zur Regierung gelanget iſt: ſo muß er im 1052 Jahre der Hidſch- ret geboren ſeyn. * das iſt 6 ſaͤchſiſche Pfenninge. Die 8000 Pare machen 1[5]4 Thaler, 14 Gr. 9 Pf. ſo daß dieſel- ben einen jaͤhrlichen Gehalt von 67381 Thalern, 22 Gr. 8 Pf. genießen, 3 C
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18. Ibrahim
5. Nachdem die Truppen ſolchergeſtalt mit Haͤuptern verſehen waren:
ſo ſegelten dieſelben im Jahre 1055, am vierten des Monats Rebiuͤl ewwel,
von Conſtantinopel ab, und langeten am zwanzigſten des folgenden Monats
in Krete an. Des andern Tages darauf wurden die Soldaten ans Land ge-
ſetzet, und Befehl gegeben, Chanije * zu belagern; das auch, nach einem Wider-
ſtande von vier und funfzig Tagen, ſich an das muͤſuͤlmaniſche Kriegesheer
ergiebt. Die Mauren werden ſo gleich ausgebeſſert, und ein Theil des Heeres
daſelbſt zur Beſatzung gelaſſen; der uͤbrige Theil aber kehret mit der Flote, mit
Lorberkraͤnzen gezieret, nach Conſtantinopel zuruͤck. Kurz hernach wird Hu-
ſejn Paſcha mit einer friſchen Verſtaͤrkung von Truppen abgeſendet, der noch
in dieſem und dem folgenden Jahre, nach vielen gehaltenen Schlachten, das ganze
Eyland unter den Fuß bringet; das einzige Kandia ausgenommen.
erobert Chanije.
H. 1055.
J. C. 1645.
6. Indem nun Ibrahim neue und große Anſtalten zur Eroberung dieſer
Stadt machte: ſo wurde derſelbe am achtzehenten des Monats Redſcheb, im
Jahre 1058, aus der Welt weggenommen, und mit dem Maͤrtirthume gekroͤ-
net. Er hinterließ neun Soͤhne: Selim und Osman, geboren im Jahre 1054;
Muhaͤmmed 2*, Aehmed, Suͤlejman, Murad, Dſchihangjir, geboren im Jahre
1056; Bajeßid und Orchan, geboren im Jahre 1058. Von dieſen gelan-
geten Muhaͤmmed, Suͤlejman und Aehmed zu der Regierung; die uͤbrigen
aber wurden durch einen fruͤhzeitigen Tod davon ausgeſchloſſen.
Ibrahims Tod
und Nachkom-
menſchaft.
H. 1058.
J. C. 1648.
7. Die
Amt, als Oberaufſeher uͤber das Frauenzim-
mer in dem Seraj, wirklich verwaltet: ſo
wird er, ungeachtet ihm von iedermann große
Ehre wiederfaͤhret, fuͤr einen Slawen geach-
tet. Wann er aber dieſes Dienſtes entlaſſen
wird: ſo bekommt er einen Verſicherungs-
brief wegen ſeiner Freylaſſung: wiewol er
dieſelbe niemals verlangen wuͤrde, wenn er
ſie nicht annehmen muͤßte; denn ſein Anſehen
an dem osmaniſchen Hofe iſt ſehr groß.
Sie werden alle, wann ſie abgeſetzet ſind,
in Aegypten geſchicket; da ſie von dem Kai-
ſer zu ihrem Gehalte taͤglich acht tauſend Pare
genießen, deren ieder drey Aſper * ausmachet.
Viele von ihnen kaufen ſich, waͤhrend der Zeit
da ſie in Dienſten ſtehen, Guͤter in Aegypten
an, auf denen ſie nachgehends herrlich leben:
welches auch der Hof gar gerne verſtattet;
weil ihr Vermoͤgen nach ihrem Tode dem Kai-
ſer heimfaͤllet.
* Canea.
2* Weil dieſer, nach dem erſten Abſchnitte des folgenden Hauptſtuͤckes, im 1058
Jahre und ſiebenten ſeines Alters zur Regierung gelanget iſt: ſo muß er im 1052 Jahre der Hidſch-
ret geboren ſeyn.
* das iſt 6[FORMEL] ſaͤchſiſche Pfenninge. Die 8000 Pare machen 154 Thaler, 14 Gr. 9[FORMEL] Pf. ſo daß dieſel-
ben einen jaͤhrlichen Gehalt von 67381 Thalern, 22 Gr. 8[FORMEL] Pf. genießen,
3 C
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