der menschlichen Dinge überdrüssig war, die Mühseligkeiten der Regierung fah- ren ließ, und zu den Ergetzungen des Paradieses flohe.
10.
Die Anzahl seiner Lebensjahre ist neun und zwanzig, und seinerseine Eigenschaf- ten. Regierung vierzehen. Seine drey Söhne, Osman, Murad und Ibrahim, zeigten sich der Nachkommenschaft alle auf dem türkischen Throne. Der übri- gen Tugenden desselben nicht zu erwähnen: so übertraf er alle seine Vorfahrer an Pracht und Freygebigkeit, so daß er von einigen gar der Verschwendung beschuldiget wird. Seine vornehmste Neigung war zum Bauen gerichtet, da- von derjenige Dschami 5 ein Zeuge ist, der auf der Reitbahn* in der Nachbar- schaft von St. Sophia stehet und dieser den Vorzug streitig machet. Man hat bey Aufführung desselben so vielen Fleiß und Kosten angewendet, daß, densel- ben zu Stande zu bringen, alle Schätze des ganzen Reichs, die während seines Vaters langer Ruhe waren gesammelt worden, kaum zureichten. So lange, als man an diesem Werke arbeitete, soll der Sultan dasselbe alle Wochen in Augenschein genommen, und den Werkleuten ihren Lohn selbst ausgezahlet haben.
Geschichte
* Hippodrome.
2 Z
14. Aehmed der I
der menſchlichen Dinge uͤberdruͤſſig war, die Muͤhſeligkeiten der Regierung fah- ren ließ, und zu den Ergetzungen des Paradieſes flohe.
10.
Die Anzahl ſeiner Lebensjahre iſt neun und zwanzig, und ſeinerſeine Eigenſchaf- ten. Regierung vierzehen. Seine drey Soͤhne, Osman, Murad und Ibrahim, zeigten ſich der Nachkommenſchaft alle auf dem tuͤrkiſchen Throne. Der uͤbri- gen Tugenden deſſelben nicht zu erwaͤhnen: ſo uͤbertraf er alle ſeine Vorfahrer an Pracht und Freygebigkeit, ſo daß er von einigen gar der Verſchwendung beſchuldiget wird. Seine vornehmſte Neigung war zum Bauen gerichtet, da- von derjenige Dſchami 5 ein Zeuge iſt, der auf der Reitbahn* in der Nachbar- ſchaft von St. Sophia ſtehet und dieſer den Vorzug ſtreitig machet. Man hat bey Auffuͤhrung deſſelben ſo vielen Fleiß und Koſten angewendet, daß, denſel- ben zu Stande zu bringen, alle Schaͤtze des ganzen Reichs, die waͤhrend ſeines Vaters langer Ruhe waren geſammelt worden, kaum zureichten. So lange, als man an dieſem Werke arbeitete, ſoll der Sultan daſſelbe alle Wochen in Augenſchein genommen, und den Werkleuten ihren Lohn ſelbſt ausgezahlet haben.
Geſchichte
* Hippodrome.
2 Z
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0459"n="361"/><fwplace="top"type="header">14. Aehmed der <hirendition="#aq">I</hi></fw><lb/>
der menſchlichen Dinge uͤberdruͤſſig war, die Muͤhſeligkeiten der Regierung fah-<lb/>
ren ließ, und zu den Ergetzungen des Paradieſes flohe.</p></div><lb/><divn="3"><head>10.</head><p>Die Anzahl ſeiner Lebensjahre iſt neun und zwanzig, und ſeiner<noteplace="right">ſeine Eigenſchaf-<lb/>
ten.</note><lb/>
Regierung vierzehen. Seine drey Soͤhne, Osman, Murad und Ibrahim,<lb/>
zeigten ſich der Nachkommenſchaft alle auf dem tuͤrkiſchen Throne. Der uͤbri-<lb/>
gen Tugenden deſſelben nicht zu erwaͤhnen: ſo uͤbertraf er alle ſeine Vorfahrer<lb/>
an Pracht und Freygebigkeit, ſo daß er von einigen gar der Verſchwendung<lb/>
beſchuldiget wird. Seine vornehmſte Neigung war zum Bauen gerichtet, da-<lb/>
von derjenige Dſchami <noteplace="end"n="5"/> ein Zeuge iſt, der auf der Reitbahn<noteplace="foot"n="*">Hippodrome.</note> in der Nachbar-<lb/>ſchaft von St. Sophia ſtehet und dieſer den Vorzug ſtreitig machet. Man hat<lb/>
bey Auffuͤhrung deſſelben ſo vielen Fleiß und Koſten angewendet, daß, denſel-<lb/>
ben zu Stande zu bringen, alle Schaͤtze des ganzen Reichs, die waͤhrend ſeines<lb/>
Vaters langer Ruhe waren geſammelt worden, kaum zureichten. So lange,<lb/>
als man an dieſem Werke arbeitete, ſoll der Sultan daſſelbe alle Wochen in<lb/>
Augenſchein genommen, und den Werkleuten ihren Lohn ſelbſt ausgezahlet<lb/>
haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Geſchichte</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">2 Z</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[361/0459]
14. Aehmed der I
der menſchlichen Dinge uͤberdruͤſſig war, die Muͤhſeligkeiten der Regierung fah-
ren ließ, und zu den Ergetzungen des Paradieſes flohe.
10. Die Anzahl ſeiner Lebensjahre iſt neun und zwanzig, und ſeiner
Regierung vierzehen. Seine drey Soͤhne, Osman, Murad und Ibrahim,
zeigten ſich der Nachkommenſchaft alle auf dem tuͤrkiſchen Throne. Der uͤbri-
gen Tugenden deſſelben nicht zu erwaͤhnen: ſo uͤbertraf er alle ſeine Vorfahrer
an Pracht und Freygebigkeit, ſo daß er von einigen gar der Verſchwendung
beſchuldiget wird. Seine vornehmſte Neigung war zum Bauen gerichtet, da-
von derjenige Dſchami
⁵
ein Zeuge iſt, der auf der Reitbahn * in der Nachbar-
ſchaft von St. Sophia ſtehet und dieſer den Vorzug ſtreitig machet. Man hat
bey Auffuͤhrung deſſelben ſo vielen Fleiß und Koſten angewendet, daß, denſel-
ben zu Stande zu bringen, alle Schaͤtze des ganzen Reichs, die waͤhrend ſeines
Vaters langer Ruhe waren geſammelt worden, kaum zureichten. So lange,
als man an dieſem Werke arbeitete, ſoll der Sultan daſſelbe alle Wochen in
Augenſchein genommen, und den Werkleuten ihren Lohn ſelbſt ausgezahlet
haben.
ſeine Eigenſchaf-
ten.
Geſchichte
* Hippodrome.
2 Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/459>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.