Hier trifft derselbe Kälenderogli an, und fasset mit diesem solche Ent-stören den Frie- den mit den Per- sern. schließungen, die sowol Freunden als Feinden nachtheilig waren. Durch ihre Anstiftungen wurde der Friede zwischen den Osmanen und Persern, den beyde Theile bisher unverbrüchlich gehalten hatten, gestöret, und die Perser durch ihre Zuredungen bewogen, daß sie sich weigerten, dieselben auszuliefern, als man sie darum ersuchte. Aehmed nahm dieses als eine Beschimpfung auf, die aus Verachtung gegen seine Regierung herrührete, und fassete daher den Vorsatz, dieses scharf zu rächen.
5.
Zu diesem Ende schickte er den Weßir Murad Pascha (dessen Ver-Murad Pascha thut einen Zug gegen die Perser: halten schon vorher in Dämpfung der Aufrührer war bewährt befunden wor- den) mit einem zahlreichen Kriegesheere gegen die persischen Grenzen; aber nicht mit so gutem Erfolge, als er gehoffet hatte. Denn weil der Feldzug et- was spät war unternommen worden, und die beschwerlichen Wege den Zug noch verdrießlicher gemacht hatten: so ging es schon gegen den Winter zu, als der Weßir nach Tibris kam; und also war es ihm unmöglich, mit seinen abge- matteten Truppen bey so weit verflossener Jahreszeit etwas auszurichten. Er ließ daher seine Völker in Dijarbekjir das Winterlager beziehen.
6.
Im folgenden Frühjahre lässet derselbe bey guter Zeit sein Heer zu-stirbet, und Na- sih Pascha be- kommt seine Stelle. sammen kommen, mit dem Vorsatze, durch seine Behendigkeit itzo dasjenige einzubringen, was er durch seine Langsamkeit im verwichenen Sommer versäu- met hatte, und machet alle Zuschickungen, in die persischen Länder einzufallen.H. 1013. J. C. 1604. Als er aber eben in Bereitschaft ist, den Zug dahin anzutreten: so wird er mit einer Krankheit befallen, und stirbet kurz darauf in seinem Zelte. Seine Stelle bekommt Nasih Pascha 4; der aber, nach einem jährigen eben so vergebenenH. 1014. J. C. 1605. Aufenthalte daselbst, das Kriegesheer, nachdem dasselbe durch Krankheiten und ausgestandene Beschwerlichkeiten sehr geschwächet war, nach Constantinopel zu- rück führet.
7.
Nach seiner Ankunft allda wird derselbe bey dem Kaiser wegen Ver-Mehemmed Pa- scha belagert Re- wan: [Spaltenumbruch]
3 Kälenderogli] Ein Sohn Kälenders*, eines berufenen Räubers, dessen Thaten noch heutiges Tages in gewissen Liedern, Schärkji genennet, besungen werden. Man muß ihn nicht mit einem andern gleiches Namens ver- [Spaltenumbruch] mengen, der unter Muhämmed dem I das osmanische Reich beynahe auf das äußerste brachte.
4 Nasih Pascha] In dem Kuron wird
säumniß
* Dieses Wort heißet sonst eine Art wandernder Mönche.
14. Aehmed der I.
4.
Hier trifft derſelbe Kaͤlenderogli an, und faſſet mit dieſem ſolche Ent-ſtoͤren den Frie- den mit den Per- ſern. ſchließungen, die ſowol Freunden als Feinden nachtheilig waren. Durch ihre Anſtiftungen wurde der Friede zwiſchen den Osmanen und Perſern, den beyde Theile bisher unverbruͤchlich gehalten hatten, geſtoͤret, und die Perſer durch ihre Zuredungen bewogen, daß ſie ſich weigerten, dieſelben auszuliefern, als man ſie darum erſuchte. Aehmed nahm dieſes als eine Beſchimpfung auf, die aus Verachtung gegen ſeine Regierung herruͤhrete, und faſſete daher den Vorſatz, dieſes ſcharf zu raͤchen.
5.
Zu dieſem Ende ſchickte er den Weßir Murad Paſcha (deſſen Ver-Murad Paſcha thut einen Zug gegen die Perſer: halten ſchon vorher in Daͤmpfung der Aufruͤhrer war bewaͤhrt befunden wor- den) mit einem zahlreichen Kriegesheere gegen die perſiſchen Grenzen; aber nicht mit ſo gutem Erfolge, als er gehoffet hatte. Denn weil der Feldzug et- was ſpaͤt war unternommen worden, und die beſchwerlichen Wege den Zug noch verdrießlicher gemacht hatten: ſo ging es ſchon gegen den Winter zu, als der Weßir nach Tibris kam; und alſo war es ihm unmoͤglich, mit ſeinen abge- matteten Truppen bey ſo weit verfloſſener Jahreszeit etwas auszurichten. Er ließ daher ſeine Voͤlker in Dijarbekjir das Winterlager beziehen.
6.
Im folgenden Fruͤhjahre laͤſſet derſelbe bey guter Zeit ſein Heer zu-ſtirbet, und Na- ſih Paſcha be- kommt ſeine Stelle. ſammen kommen, mit dem Vorſatze, durch ſeine Behendigkeit itzo dasjenige einzubringen, was er durch ſeine Langſamkeit im verwichenen Sommer verſaͤu- met hatte, und machet alle Zuſchickungen, in die perſiſchen Laͤnder einzufallen.H. 1013. J. C. 1604. Als er aber eben in Bereitſchaft iſt, den Zug dahin anzutreten: ſo wird er mit einer Krankheit befallen, und ſtirbet kurz darauf in ſeinem Zelte. Seine Stelle bekommt Naſih Paſcha 4; der aber, nach einem jaͤhrigen eben ſo vergebenenH. 1014. J. C. 1605. Aufenthalte daſelbſt, das Kriegesheer, nachdem daſſelbe durch Krankheiten und ausgeſtandene Beſchwerlichkeiten ſehr geſchwaͤchet war, nach Conſtantinopel zu- ruͤck fuͤhret.
7.
Nach ſeiner Ankunft allda wird derſelbe bey dem Kaiſer wegen Ver-Mehemmed Pa- ſcha belagert Re- wan: [Spaltenumbruch]
3 Kaͤlenderogli] Ein Sohn Kaͤlenders*, eines berufenen Raͤubers, deſſen Thaten noch heutiges Tages in gewiſſen Liedern, Schaͤrkji genennet, beſungen werden. Man muß ihn nicht mit einem andern gleiches Namens ver- [Spaltenumbruch] mengen, der unter Muhaͤmmed dem I das osmaniſche Reich beynahe auf das aͤußerſte brachte.
4 Naſih Paſcha] In dem Kuron wird
ſaͤumniß
* Dieſes Wort heißet ſonſt eine Art wandernder Moͤnche.
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14. Aehmed der I.
4. Hier trifft derſelbe Kaͤlenderogli an, und faſſet mit dieſem ſolche Ent-
ſchließungen, die ſowol Freunden als Feinden nachtheilig waren. Durch ihre
Anſtiftungen wurde der Friede zwiſchen den Osmanen und Perſern, den beyde
Theile bisher unverbruͤchlich gehalten hatten, geſtoͤret, und die Perſer durch ihre
Zuredungen bewogen, daß ſie ſich weigerten, dieſelben auszuliefern, als man
ſie darum erſuchte. Aehmed nahm dieſes als eine Beſchimpfung auf, die aus
Verachtung gegen ſeine Regierung herruͤhrete, und faſſete daher den Vorſatz,
dieſes ſcharf zu raͤchen.
ſtoͤren den Frie-
den mit den Per-
ſern.
5. Zu dieſem Ende ſchickte er den Weßir Murad Paſcha (deſſen Ver-
halten ſchon vorher in Daͤmpfung der Aufruͤhrer war bewaͤhrt befunden wor-
den) mit einem zahlreichen Kriegesheere gegen die perſiſchen Grenzen; aber
nicht mit ſo gutem Erfolge, als er gehoffet hatte. Denn weil der Feldzug et-
was ſpaͤt war unternommen worden, und die beſchwerlichen Wege den Zug
noch verdrießlicher gemacht hatten: ſo ging es ſchon gegen den Winter zu, als
der Weßir nach Tibris kam; und alſo war es ihm unmoͤglich, mit ſeinen abge-
matteten Truppen bey ſo weit verfloſſener Jahreszeit etwas auszurichten. Er
ließ daher ſeine Voͤlker in Dijarbekjir das Winterlager beziehen.
Murad Paſcha
thut einen Zug
gegen die Perſer:
6. Im folgenden Fruͤhjahre laͤſſet derſelbe bey guter Zeit ſein Heer zu-
ſammen kommen, mit dem Vorſatze, durch ſeine Behendigkeit itzo dasjenige
einzubringen, was er durch ſeine Langſamkeit im verwichenen Sommer verſaͤu-
met hatte, und machet alle Zuſchickungen, in die perſiſchen Laͤnder einzufallen.
Als er aber eben in Bereitſchaft iſt, den Zug dahin anzutreten: ſo wird er mit
einer Krankheit befallen, und ſtirbet kurz darauf in ſeinem Zelte. Seine Stelle
bekommt Naſih Paſcha
⁴
; der aber, nach einem jaͤhrigen eben ſo vergebenen
Aufenthalte daſelbſt, das Kriegesheer, nachdem daſſelbe durch Krankheiten und
ausgeſtandene Beſchwerlichkeiten ſehr geſchwaͤchet war, nach Conſtantinopel zu-
ruͤck fuͤhret.
ſtirbet, und Na-
ſih Paſcha be-
kommt ſeine
Stelle.
H. 1013.
J. C. 1604.
H. 1014.
J. C. 1605.
7. Nach ſeiner Ankunft allda wird derſelbe bey dem Kaiſer wegen Ver-
ſaͤumniß
³ Kaͤlenderogli] Ein Sohn Kaͤlenders *,
eines berufenen Raͤubers, deſſen Thaten noch
heutiges Tages in gewiſſen Liedern, Schaͤrkji
genennet, beſungen werden. Man muß ihn
nicht mit einem andern gleiches Namens ver-
mengen, der unter Muhaͤmmed dem I das
osmaniſche Reich beynahe auf das aͤußerſte
brachte.
⁴ Naſih Paſcha] In dem Kuron wird
Bey-
Mehemmed Pa-
ſcha belagert Re-
wan:
* Dieſes Wort heißet ſonſt eine Art wandernder Moͤnche.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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