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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Geschichte
der Regierung Jildirim Bajeßids des I,
Murads Sohnes
und vierten Kaisers der Türken.


Des ersten Buches fünftes Hauptstück.
1.

Nachdem Murad solchergestalt um das Leben gekommen war:Bajeßids erste
Feldzüge.

so folgte ihm sein Sohn Bajeßid in der Regierung nach.
Um nun zu zeigen, daß seines Vaters Tugenden nicht ausH. 792.



J. C. 1390.
der Welt gewichen, sondern auf ihn gekommen seyen,
nahm derselbe im folgenden Jahre in Europa Karatowa
und Issejb ein, in Asien aber, Ajdin, Sarichan, Kars
und Montesche, und verknüpfte dieselben mit seinem Reiche. Als hiernächst
zwischen ihm und seinem Schwiegervater Gjermijan Ogli ein Streit entstunde:
so glaubte er, mächtige Fürsten müßten ihre Zwistigkeiten mehr mit Waffen,
als mit Worten, ausmachen. Er griff ihn daher an, überwand denselben und
vertrieb ihn aus seinem ganzen Reiche: darauf er ihn nach Ipsala verbannete.
Dem Fürsten von Karamanien (der Bajeßids Schwester zur Ehe hatte) würde
eben dieses Schicksal zu Theil geworden seyn: wenn nicht der moldauische Feld-
zug den schlauen Kaiser veranlasset hätte, seine Gedanken auf wichtigere Dinge
zu richten, und sein Vorhaben bis auf eine bequemere Gelegenheit aufzuschieben.

2.

Weil aber die Niederlage, die der Seräskjer Sülejman Pascha zweySchlacht mit
den Moldauern.

Jahre vorher von den Moldauern bey dem Prut erlitten hatte, denselben ab-
schreckte, gegen ein so kriegerisches Volk durch seine Feldherren etwas zu unter-
nehmen: so entschloß er sich, sein Heer niemandem, als sich selbst, anzuver-
trauen; in der Zuversicht, die Hindernisse, die sich den Waffen des Paschas

in
J
Geſchichte
der Regierung Jildirim Bajeßids des I
Murads Sohnes
und vierten Kaiſers der Tuͤrken.


Des erſten Buches fuͤnftes Hauptſtuͤck.
1.

Nachdem Murad ſolchergeſtalt um das Leben gekommen war:Bajeßids erſte
Feldzuͤge.

ſo folgte ihm ſein Sohn Bajeßid in der Regierung nach.
Um nun zu zeigen, daß ſeines Vaters Tugenden nicht ausH. 792.



J. C. 1390.
der Welt gewichen, ſondern auf ihn gekommen ſeyen,
nahm derſelbe im folgenden Jahre in Europa Karatowa
und Iſſejb ein, in Aſien aber, Ajdin, Sarichan, Kars
und Monteſche, und verknuͤpfte dieſelben mit ſeinem Reiche. Als hiernaͤchſt
zwiſchen ihm und ſeinem Schwiegervater Gjermijan Ogli ein Streit entſtunde:
ſo glaubte er, maͤchtige Fuͤrſten muͤßten ihre Zwiſtigkeiten mehr mit Waffen,
als mit Worten, ausmachen. Er griff ihn daher an, uͤberwand denſelben und
vertrieb ihn aus ſeinem ganzen Reiche: darauf er ihn nach Ipſala verbannete.
Dem Fuͤrſten von Karamanien (der Bajeßids Schweſter zur Ehe hatte) wuͤrde
eben dieſes Schickſal zu Theil geworden ſeyn: wenn nicht der moldauiſche Feld-
zug den ſchlauen Kaiſer veranlaſſet haͤtte, ſeine Gedanken auf wichtigere Dinge
zu richten, und ſein Vorhaben bis auf eine bequemere Gelegenheit aufzuſchieben.

2.

Weil aber die Niederlage, die der Seraͤskjer Suͤlejman Paſcha zweySchlacht mit
den Moldauern.

Jahre vorher von den Moldauern bey dem Prut erlitten hatte, denſelben ab-
ſchreckte, gegen ein ſo kriegeriſches Volk durch ſeine Feldherren etwas zu unter-
nehmen: ſo entſchloß er ſich, ſein Heer niemandem, als ſich ſelbſt, anzuver-
trauen; in der Zuverſicht, die Hinderniſſe, die ſich den Waffen des Paſchas

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[65/0143] Geſchichte der Regierung Jildirim Bajeßids des I‚ Murads Sohnes und vierten Kaiſers der Tuͤrken. Des erſten Buches fuͤnftes Hauptſtuͤck. 1. Nachdem Murad ſolchergeſtalt um das Leben gekommen war: ſo folgte ihm ſein Sohn Bajeßid in der Regierung nach. Um nun zu zeigen, daß ſeines Vaters Tugenden nicht aus der Welt gewichen, ſondern auf ihn gekommen ſeyen, nahm derſelbe im folgenden Jahre in Europa Karatowa und Iſſejb ein, in Aſien aber, Ajdin, Sarichan, Kars und Monteſche, und verknuͤpfte dieſelben mit ſeinem Reiche. Als hiernaͤchſt zwiſchen ihm und ſeinem Schwiegervater Gjermijan Ogli ein Streit entſtunde: ſo glaubte er, maͤchtige Fuͤrſten muͤßten ihre Zwiſtigkeiten mehr mit Waffen, als mit Worten, ausmachen. Er griff ihn daher an, uͤberwand denſelben und vertrieb ihn aus ſeinem ganzen Reiche: darauf er ihn nach Ipſala verbannete. Dem Fuͤrſten von Karamanien (der Bajeßids Schweſter zur Ehe hatte) wuͤrde eben dieſes Schickſal zu Theil geworden ſeyn: wenn nicht der moldauiſche Feld- zug den ſchlauen Kaiſer veranlaſſet haͤtte, ſeine Gedanken auf wichtigere Dinge zu richten, und ſein Vorhaben bis auf eine bequemere Gelegenheit aufzuſchieben. Bajeßids erſte Feldzuͤge. H. 792. J. C. 1390. 2. Weil aber die Niederlage, die der Seraͤskjer Suͤlejman Paſcha zwey Jahre vorher von den Moldauern bey dem Prut erlitten hatte, denſelben ab- ſchreckte, gegen ein ſo kriegeriſches Volk durch ſeine Feldherren etwas zu unter- nehmen: ſo entſchloß er ſich, ſein Heer niemandem, als ſich ſelbſt, anzuver- trauen; in der Zuverſicht, die Hinderniſſe, die ſich den Waffen des Paſchas in Schlacht mit den Moldauern. J

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/143>, abgerufen am 27.11.2024.