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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Ja wenn ein Sterblicher gleich alles könt erfüllen/
Hätt' er zu deinem Reich darum kein besser Recht.
Die Wercke gelten nicht. Er thäte deinen Willen/
Doch wär er immerhin ein armer Sünden-Knecht (3)
Ich weiß zwar daß dein Sohn sein heilges Blut vergossen/
Und von der Missethat uns alle lößgezehlt. (4)
Wie vielen aber bleibt der Himmel doch verschlossen!
Weil du die wenigsten auf Erden auserwehlt. (5)
Wie soll ich das verstehn/ daß du hast können hassen
Den Esau der doch nie des Tages-Licht erblickt? (6)
Wie kan ich mit dem Arm des Glaubens dich umfassen/
Eh deine Liebe sich zu meiner Schwachheit bückt? (7)
Du wilst zwar deinen Geist auf Bitte mir gewehren/
Den Tröster welcher uns zum Weg der Wahrheit
führt; (8)

Wie aber kan ich HErr den Geist von dir begehren/
Wenn nicht derselbe Geist schon Hertz und Lippen
rührt? (9)

Dürfft' ich als schlechter Thon mit meinem Töpfer streiten?
Dürfft' ich als ein Geschöpf dem Schöpffer reden ein?
So fragt' ich: kanst du mich so leicht zur Freude leiten/
Warum steht mir es frey der Höllen Raub zu seyn?(10)
Ist an des Sünders Heyl dir HErr so viel gelegen/
Wie solches mir dein Mund und Eyd-Schwur saget
zu/ (11)

War-
(3) Eph. 2. v. 8[.] 9. 10. Gal. 2. v. 16. Rom. 3. v. 28. c. 4. v. 5.
c. 11. v. 6. Luc. [1]7. v. 10.

(4) Gal. 3. v. 13. Tit. 2. v. 14. Rom. 4. v. [2]5. Col. 1. v. 13. 14.
Hebr. 10. v. 12. 14. 1. Pet. 1. v. 18. 19. 1. Joh. 1. v. 7.

(5) Matth. 22. v. 14.
(6) Rom. 9. Malach 1.
(7) Marc. 11. v. 24. Joh. 16. v. 23. Jac. 1. v. 5. Psalm. 51.
v. 13. 14.

(8) Joh. 15. v. 26.
(9) 1. Cor. 12. v. 3.
(10) Rom. 9. v. 19. 20. 21. 22. 23. Jes. 45. v. 9. Jerem. 18.
v. 6. Sap. 15. v. 7.

(11) Ezech. 33. v. 11. 1. Tim. 2. v. 4. 2. Pet. 3. v. 9.
Ja wenn ein Sterblicher gleich alles koͤnt erfuͤllen/
Haͤtt’ er zu deinem Reich darum kein beſſer Recht.
Die Wercke gelten nicht. Er thaͤte deinen Willen/
Doch waͤr er immerhin ein armer Suͤnden-Knecht (3)
Ich weiß zwar daß dein Sohn ſein heilges Blut vergoſſẽ/
Und von der Miſſethat uns alle loͤßgezehlt. (4)
Wie vielen aber bleibt der Himmel doch verſchloſſen!
Weil du die wenigſten auf Erden auserwehlt. (5)
Wie ſoll ich das verſtehn/ daß du haſt koͤnnen haſſen
Den Eſau der doch nie des Tages-Licht erblickt? (6)
Wie kan ich mit dem Arm des Glaubens dich umfaſſen/
Eh deine Liebe ſich zu meiner Schwachheit buͤckt? (7)
Du wilſt zwar deinen Geiſt auf Bitte mir gewehren/
Den Troͤſter welcher uns zum Weg der Wahrheit
fuͤhrt; (8)

Wie aber kan ich HErr den Geiſt von dir begehren/
Wenn nicht derſelbe Geiſt ſchon Hertz und Lippen
ruͤhrt? (9)

Duͤrfft’ ich als ſchlechter Thon mit meinem Toͤpfer ſtreitẽ?
Duͤrfft’ ich als ein Geſchoͤpf dem Schoͤpffer reden ein?
So fragt’ ich: kanſt du mich ſo leicht zur Freude leiten/
Warum ſteht mir es fꝛey der Hoͤllen Raub zu ſeyn?(10)
Iſt an des Suͤnders Heyl dir HErr ſo viel gelegen/
Wie ſolches mir dein Mund und Eyd-Schwur ſaget
zu/ (11)

War-
(3) Eph. 2. v. 8[.] 9. 10. Gal. 2. v. 16. Rom. 3. v. 28. c. 4. v. 5.
c. 11. v. 6. Luc. [1]7. v. 10.

(4) Gal. 3. v. 13. Tit. 2. v. 14. Rom. 4. v. [2]5. Col. 1. v. 13. 14.
Hebr. 10. v. 12. 14. 1. Pet. 1. v. 18. 19. 1. Joh. 1. v. 7.

(5) Matth. 22. v. 14.
(6) Rom. 9. Malach 1.
(7) Marc. 11. v. 24. Joh. 16. v. 23. Jac. 1. v. 5. Pſalm. 51.
v. 13. 14.

(8) Joh. 15. v. 26.
(9) 1. Cor. 12. v. 3.
(10) Rom. 9. v. 19. 20. 21. 22. 23. Jeſ. 45. v. 9. Jerem. 18.
v. 6. Sap. 15. v. 7.

(11) Ezech. 33. v. 11. 1. Tim. 2. v. 4. 2. Pet. 3. v. 9.
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[11/0024] Ja wenn ein Sterblicher gleich alles koͤnt erfuͤllen/ Haͤtt’ er zu deinem Reich darum kein beſſer Recht. Die Wercke gelten nicht. Er thaͤte deinen Willen/ Doch waͤr er immerhin ein armer Suͤnden-Knecht (3) Ich weiß zwar daß dein Sohn ſein heilges Blut vergoſſẽ/ Und von der Miſſethat uns alle loͤßgezehlt. (4) Wie vielen aber bleibt der Himmel doch verſchloſſen! Weil du die wenigſten auf Erden auserwehlt. (5) Wie ſoll ich das verſtehn/ daß du haſt koͤnnen haſſen Den Eſau der doch nie des Tages-Licht erblickt? (6) Wie kan ich mit dem Arm des Glaubens dich umfaſſen/ Eh deine Liebe ſich zu meiner Schwachheit buͤckt? (7) Du wilſt zwar deinen Geiſt auf Bitte mir gewehren/ Den Troͤſter welcher uns zum Weg der Wahrheit fuͤhrt; (8) Wie aber kan ich HErr den Geiſt von dir begehren/ Wenn nicht derſelbe Geiſt ſchon Hertz und Lippen ruͤhrt? (9) Duͤrfft’ ich als ſchlechter Thon mit meinem Toͤpfer ſtreitẽ? Duͤrfft’ ich als ein Geſchoͤpf dem Schoͤpffer reden ein? So fragt’ ich: kanſt du mich ſo leicht zur Freude leiten/ Warum ſteht mir es fꝛey der Hoͤllen Raub zu ſeyn? (10) Iſt an des Suͤnders Heyl dir HErr ſo viel gelegen/ Wie ſolches mir dein Mund und Eyd-Schwur ſaget zu/ (11) War- (3) Eph. 2. v. 8. 9. 10. Gal. 2. v. 16. Rom. 3. v. 28. c. 4. v. 5. c. 11. v. 6. Luc. 17. v. 10. (4) Gal. 3. v. 13. Tit. 2. v. 14. Rom. 4. v. 25. Col. 1. v. 13. 14. Hebr. 10. v. 12. 14. 1. Pet. 1. v. 18. 19. 1. Joh. 1. v. 7. (5) Matth. 22. v. 14. (6) Rom. 9. Malach 1. (7) Marc. 11. v. 24. Joh. 16. v. 23. Jac. 1. v. 5. Pſalm. 51. v. 13. 14. (8) Joh. 15. v. 26. (9) 1. Cor. 12. v. 3. (10) Rom. 9. v. 19. 20. 21. 22. 23. Jeſ. 45. v. 9. Jerem. 18. v. 6. Sap. 15. v. 7. (11) Ezech. 33. v. 11. 1. Tim. 2. v. 4. 2. Pet. 3. v. 9.

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/24>, abgerufen am 21.11.2024.