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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Nachdem dein kluger Spruch die Waageschale lenckt;
Und wie der blosse Schein/ mit gnädigstem Belieben/
Von seinem grossen Staat dem Fürsten übrig blieben/
Der wie ein zartes Kind/ das an die Brust gewehnt/
Bey Tag und auch bey Nacht sich ängstlich nach dir sehnt.
Wolan es müsse nichts als Seegen auf dich schneyen/
Und die getroffne Wahl dich nimmermehr gereuen!
Sylvander dieser Wunsch der ist zwar wol gemeynt/
Und alles Danckens werth/ doch wilst du/ wie es scheint/
Daß ich sol einen Stich von deinem Schertz empfinden/
Und kanst den kleinen Groll so leicht nicht überwinden/
Daß ich für dieses mahl nicht deiner Meynung bin/
Da doch ein jeder Kopff hat seinen eignen Sinn.
Doch mercke mit Gedult/ was mich dazu bewogen:
Vor diesem wär ich gern den Waffen nachgezogen/
Wenn nur mein Vater nicht mir den Compas verrückt/
Nun bin ich gar zu alt zum Krieg/ und ungeschickt
Der jenigen Befehl in Demuht anzuhören/
Die offt des Himmels Zorn erhebt zu hohen Ehren.
Denn leyder! mancher bringt ein Fähnlein auf die Welt/
Wird auf der Ammen Arm als Hauptmann vorgestellt/
Und kriegt/ eh er verdient im Schilderhauß zu stehen/
Den Feind zum ersten mahl als Obrister zu sehen;
(Wiewol ein solcher Held/ der nur sein theures Blut
Zum Aderlassen spart/ nicht grosse Wunder thut/
Und wenn ihm nichts gefehlt/ als Mandeln und Musca-
ten/

Wol eh' aus Blödigkeit hat Land und Stadt verrathen.)
Ja sprichst du: folge dem/ was jener Weise schreibt:
Wol dem der weit entfernt von fremden Händeln bleibt!
Der nach der Alten Brauch mit seinen eignen Zügen
Das väterliche Feld bemüht ist zu bepflügen;
Den nicht der Wucher-Geist mit tausend Sorgen schreckt/
Den nicht ins Harnisch jagt/ noch aus dem Schlaafe
weckt

Das
Nachdem dein kluger Spruch die Waageſchale lenckt;
Und wie der bloſſe Schein/ mit gnaͤdigſtem Belieben/
Von ſeinem groſſen Staat dem Fuͤrſten uͤbrig blieben/
Der wie ein zartes Kind/ das an die Bruſt gewehnt/
Bey Tag und auch bey Nacht ſich aͤngſtlich nach dir ſehnt.
Wolan es muͤſſe nichts als Seegen auf dich ſchneyen/
Und die getroffne Wahl dich nimmermehr gereuen!
Sylvander dieſer Wunſch der iſt zwar wol gemeynt/
Und alles Danckens werth/ doch wilſt du/ wie es ſcheint/
Daß ich ſol einen Stich von deinem Schertz empfinden/
Und kanſt den kleinen Groll ſo leicht nicht uͤberwinden/
Daß ich fuͤr dieſes mahl nicht deiner Meynung bin/
Da doch ein jeder Kopff hat ſeinen eignen Sinn.
Doch mercke mit Gedult/ was mich dazu bewogen:
Vor dieſem waͤr ich gern den Waffen nachgezogen/
Wenn nur mein Vater nicht mir den Compas verruͤckt/
Nun bin ich gar zu alt zum Krieg/ und ungeſchickt
Der jenigen Befehl in Demuht anzuhoͤren/
Die offt des Himmels Zorn erhebt zu hohen Ehren.
Denn leyder! mancher bringt ein Faͤhnlein auf die Welt/
Wird auf der Ammen Arm als Hauptmann vorgeſtellt/
Und kriegt/ eh er verdient im Schilderhauß zu ſtehen/
Den Feind zum erſten mahl als Obriſter zu ſehen;
(Wiewol ein ſolcher Held/ der nur ſein theures Blut
Zum Aderlaſſen ſpart/ nicht groſſe Wunder thut/
Und wenn ihm nichts gefehlt/ als Mandeln und Muſca-
ten/

Wol eh’ aus Bloͤdigkeit hat Land und Stadt verrathen.)
Ja ſprichſt du: folge dem/ was jener Weiſe ſchreibt:
Wol dem der weit entfernt von fremden Haͤndeln bleibt!
Der nach der Alten Brauch mit ſeinen eignen Zuͤgen
Das vaͤterliche Feld bemuͤht iſt zu bepfluͤgen;
Den nicht der Wucher-Geiſt mit tauſend Sorgen ſchreckt/
Den nicht ins Harniſch jagt/ noch aus dem Schlaafe
weckt

Das
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[92/0105] Nachdem dein kluger Spruch die Waageſchale lenckt; Und wie der bloſſe Schein/ mit gnaͤdigſtem Belieben/ Von ſeinem groſſen Staat dem Fuͤrſten uͤbrig blieben/ Der wie ein zartes Kind/ das an die Bruſt gewehnt/ Bey Tag und auch bey Nacht ſich aͤngſtlich nach dir ſehnt. Wolan es muͤſſe nichts als Seegen auf dich ſchneyen/ Und die getroffne Wahl dich nimmermehr gereuen! Sylvander dieſer Wunſch der iſt zwar wol gemeynt/ Und alles Danckens werth/ doch wilſt du/ wie es ſcheint/ Daß ich ſol einen Stich von deinem Schertz empfinden/ Und kanſt den kleinen Groll ſo leicht nicht uͤberwinden/ Daß ich fuͤr dieſes mahl nicht deiner Meynung bin/ Da doch ein jeder Kopff hat ſeinen eignen Sinn. Doch mercke mit Gedult/ was mich dazu bewogen: Vor dieſem waͤr ich gern den Waffen nachgezogen/ Wenn nur mein Vater nicht mir den Compas verruͤckt/ Nun bin ich gar zu alt zum Krieg/ und ungeſchickt Der jenigen Befehl in Demuht anzuhoͤren/ Die offt des Himmels Zorn erhebt zu hohen Ehren. Denn leyder! mancher bringt ein Faͤhnlein auf die Welt/ Wird auf der Ammen Arm als Hauptmann vorgeſtellt/ Und kriegt/ eh er verdient im Schilderhauß zu ſtehen/ Den Feind zum erſten mahl als Obriſter zu ſehen; (Wiewol ein ſolcher Held/ der nur ſein theures Blut Zum Aderlaſſen ſpart/ nicht groſſe Wunder thut/ Und wenn ihm nichts gefehlt/ als Mandeln und Muſca- ten/ Wol eh’ aus Bloͤdigkeit hat Land und Stadt verrathen.) Ja ſprichſt du: folge dem/ was jener Weiſe ſchreibt: Wol dem der weit entfernt von fremden Haͤndeln bleibt! Der nach der Alten Brauch mit ſeinen eignen Zuͤgen Das vaͤterliche Feld bemuͤht iſt zu bepfluͤgen; Den nicht der Wucher-Geiſt mit tauſend Sorgen ſchreckt/ Den nicht ins Harniſch jagt/ noch aus dem Schlaafe weckt Das

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/105>, abgerufen am 23.11.2024.