Die äusere Lage der Gebirge, und ihre Gefälle habe ich beschrieben. Jch will daher noch einer andern nötigen Bedörfnis bei Bergwerken Erwehnung thun, die das Holz betrift. Die Waldungen in dieser Gegend sind etwas entlegen, und daher muß das Holz auf 2 bis 3 und mehr Stundwegs herbeigeschaft werden. Es wird in denen herrschaftlichen und klösterlichen Waldungen gehauen. Eine Klaster ist 6 Fus weit, 5 Fus an dem Scheid, und 5 Fus hoch. Sie enthält also 150 Kubikfus. Vor eine Klafter werden 23 Albus 2 [Pf]. Forstgeld bezahlet, das Röstholz gibt die Landesherrschaft hingegen umsonst. Die Kohlen, welche bei diesem Werk aufgehen, werden von zwei besonders dazu bestelten Köhlern gebrent. Die Dekken machet man bei feuchtem Wetter von Laub und Rasen, bei trokkenem aber von blos Rasen, damit sich die Haufen nicht schütten mögen. Das Kohlenmaas ist unten in dem Durchmesser 3 Fus, oben aber 3 Fus 21/2 Zoll weit, und 11/2 Fus hoch. Es hält also, wann man seinen körperlichen Jnhalt berechnet, beinahe 11 Kubikfus. Zwölf dieser Bütten machen ein Fuder, oder eine so genante Reise. Der Köhler bekomt von einem Fuder Zukohlen 21 Albus, 1 Rthlr. Miethgeld, und noch 3 1/3 fl. zu Korn, wobei ihm die Unterthanen noch das Holz in der Frohnde einfchieden müssen. Jn einen Haufen sezzet man 30 bis 40 Klafter, und 21/2 Klafter geben ein Fuder Kohlen. Man gebrauchet alle Jahre 700 Klafter Kohlholz, 20 bis 30 Klafter Darrholz, und ohngefähr 50 Klafter Röstholz. Aus 700 Klafter Kohlholz werden ohngefähr 250 Fuder Kohlen gebrent, und diese sind anreichend, um die Hütten zu betreiben. Zuweiln geschiehet es, daß auch Kohlen aus dem Waldekkischen gekanft werden, von diesen aber kostet das Fuder 7 Thaler. Das Holz und die erforderliche Kohlen können beständig aus den nahe gelegenen Waldungen angeschaft werden: Denn es ist keine Vermuthung da, daß es bei dem izzigen Betrieb dieses Werks iemals an dem nötigen Brand fehlen solte, welehes ein nicht geringer Vorteil vor dieses Werk ist, da zumal ein Fuder Kohlen in allem nur auf 6 Thaler zu stehen komt.
Das zweite Kapittel von der unterirdischen Lage, und Beschaffenheit dieses Werks.
§. 8.
Die Erd- und die Steinlagen in diesem Gebirg wechseln stets mit einander ab. Sie liegen in der folgenden Ordnung unter einander, wann man sie mit einem Schacht durchsinket. Man findet nämlich:
1) Damm- oder Gartenerde;
2) Ein graues sandiges und grobes Gebirg, welches das Rauhe genent wird;
3) Ein gelbes lebersteiniges Sandgebirg, welches man das Gelbe nennet;
4) Let-
Das erſte Stuͤk
§. 7.
Die aͤuſere Lage der Gebirge, und ihre Gefaͤlle habe ich beſchrieben. Jch will daher noch einer andern noͤtigen Bedoͤrfnis bei Bergwerken Erwehnung thun, die das Holz betrift. Die Waldungen in dieſer Gegend ſind etwas entlegen, und daher muß das Holz auf 2 bis 3 und mehr Stundwegs herbeigeſchaft werden. Es wird in denen herrſchaftlichen und kloͤſterlichen Waldungen gehauen. Eine Klaſter iſt 6 Fus weit, 5 Fus an dem Scheid, und 5 Fus hoch. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine Klafter werden 23 Albus 2 [₰]. Forſtgeld bezahlet, das Roͤſtholz gibt die Landesherrſchaft hingegen umſonſt. Die Kohlen, welche bei dieſem Werk aufgehen, werden von zwei beſonders dazu beſtelten Koͤhlern gebrent. Die Dekken machet man bei feuchtem Wetter von Laub und Raſen, bei trokkenem aber von blos Raſen, damit ſich die Haufen nicht ſchuͤtten moͤgen. Das Kohlenmaas iſt unten in dem Durchmeſſer 3 Fus, oben aber 3 Fus 2½ Zoll weit, und 1½ Fus hoch. Es haͤlt alſo, wann man ſeinen koͤrperlichen Jnhalt berechnet, beinahe 11 Kubikfus. Zwoͤlf dieſer Buͤtten machen ein Fuder, oder eine ſo genante Reiſe. Der Koͤhler bekomt von einem Fuder Zukohlen 21 Albus, 1 Rthlr. Miethgeld, und noch 3⅓ fl. zu Korn, wobei ihm die Unterthanen noch das Holz in der Frohnde einfchieden muͤſſen. Jn einen Haufen ſezzet man 30 bis 40 Klafter, und 2½ Klafter geben ein Fuder Kohlen. Man gebrauchet alle Jahre 700 Klafter Kohlholz, 20 bis 30 Klafter Darrholz, und ohngefaͤhr 50 Klafter Roͤſtholz. Aus 700 Klafter Kohlholz werden ohngefaͤhr 250 Fuder Kohlen gebrent, und dieſe ſind anreichend, um die Huͤtten zu betreiben. Zuweiln geſchiehet es, daß auch Kohlen aus dem Waldekkiſchen gekanft werden, von dieſen aber koſtet das Fuder 7 Thaler. Das Holz und die erforderliche Kohlen koͤnnen beſtaͤndig aus den nahe gelegenen Waldungen angeſchaft werden: Denn es iſt keine Vermuthung da, daß es bei dem izzigen Betrieb dieſes Werks iemals an dem noͤtigen Brand fehlen ſolte, welehes ein nicht geringer Vorteil vor dieſes Werk iſt, da zumal ein Fuder Kohlen in allem nur auf 6 Thaler zu ſtehen komt.
Das zweite Kapittel von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit dieſes Werks.
§. 8.
Die Erd- und die Steinlagen in dieſem Gebirg wechſeln ſtets mit einander ab. Sie liegen in der folgenden Ordnung unter einander, wann man ſie mit einem Schacht durchſinket. Man findet naͤmlich:
1) Damm- oder Gartenerde;
2) Ein graues ſandiges und grobes Gebirg, welches das Rauhe genent wird;
3) Ein gelbes leberſteiniges Sandgebirg, welches man das Gelbe nennet;
4) Let-
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Das erſte Stuͤk
§. 7.
Die aͤuſere Lage der Gebirge, und ihre Gefaͤlle habe ich beſchrieben. Jch will
daher noch einer andern noͤtigen Bedoͤrfnis bei Bergwerken Erwehnung thun, die das
Holz betrift. Die Waldungen in dieſer Gegend ſind etwas entlegen, und daher muß
das Holz auf 2 bis 3 und mehr Stundwegs herbeigeſchaft werden. Es wird in denen
herrſchaftlichen und kloͤſterlichen Waldungen gehauen. Eine Klaſter iſt 6 Fus weit,
5 Fus an dem Scheid, und 5 Fus hoch. Sie enthaͤlt alſo 150 Kubikfus. Vor eine
Klafter werden 23 Albus 2 ₰. Forſtgeld bezahlet, das Roͤſtholz gibt die Landesherrſchaft
hingegen umſonſt. Die Kohlen, welche bei dieſem Werk aufgehen, werden von zwei
beſonders dazu beſtelten Koͤhlern gebrent. Die Dekken machet man bei feuchtem Wetter
von Laub und Raſen, bei trokkenem aber von blos Raſen, damit ſich die Haufen nicht
ſchuͤtten moͤgen. Das Kohlenmaas iſt unten in dem Durchmeſſer 3 Fus, oben aber
3 Fus 2½ Zoll weit, und 1½ Fus hoch. Es haͤlt alſo, wann man ſeinen koͤrperlichen
Jnhalt berechnet, beinahe 11 Kubikfus. Zwoͤlf dieſer Buͤtten machen ein Fuder, oder
eine ſo genante Reiſe. Der Koͤhler bekomt von einem Fuder Zukohlen 21 Albus,
1 Rthlr. Miethgeld, und noch 3⅓ fl. zu Korn, wobei ihm die Unterthanen noch das Holz
in der Frohnde einfchieden muͤſſen. Jn einen Haufen ſezzet man 30 bis 40 Klafter, und 2½
Klafter geben ein Fuder Kohlen. Man gebrauchet alle Jahre 700 Klafter Kohlholz, 20
bis 30 Klafter Darrholz, und ohngefaͤhr 50 Klafter Roͤſtholz. Aus 700 Klafter Kohlholz
werden ohngefaͤhr 250 Fuder Kohlen gebrent, und dieſe ſind anreichend, um die Huͤtten
zu betreiben. Zuweiln geſchiehet es, daß auch Kohlen aus dem Waldekkiſchen gekanft
werden, von dieſen aber koſtet das Fuder 7 Thaler. Das Holz und die erforderliche
Kohlen koͤnnen beſtaͤndig aus den nahe gelegenen Waldungen angeſchaft werden:
Denn es iſt keine Vermuthung da, daß es bei dem izzigen Betrieb dieſes Werks iemals
an dem noͤtigen Brand fehlen ſolte, welehes ein nicht geringer Vorteil vor dieſes Werk iſt,
da zumal ein Fuder Kohlen in allem nur auf 6 Thaler zu ſtehen komt.
Das zweite Kapittel
von der unterirdiſchen Lage, und Beſchaffenheit dieſes Werks.
§. 8.
Die Erd- und die Steinlagen in dieſem Gebirg wechſeln ſtets mit einander ab.
Sie liegen in der folgenden Ordnung unter einander, wann man ſie mit einem
Schacht durchſinket. Man findet naͤmlich:
1) Damm- oder Gartenerde;
2) Ein graues ſandiges und grobes Gebirg, welches das Rauhe genent wird;
3) Ein gelbes leberſteiniges Sandgebirg, welches man das Gelbe nennet;
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/24>, abgerufen am 22.07.2024.
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