Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.als du fandest. So oft du also an dir selbst keine D 5
als du fandeſt. So oft du alſo an dir ſelbſt keine D 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="57"/> als du fandeſt. So oft du alſo an dir ſelbſt<lb/> merkſt, daß du auf dem Wege biſt, muͤrriſch,<lb/> widerſprechend und ſtarkoͤpfig zu werden, ſo<lb/> verſuche ja nicht, dich auſſer deinen vier Waͤnden<lb/> davon zu heilen: denn das wuͤrde vergeblich ſein.<lb/> Bleib zu Hauſe, laß deine boͤſe Laune ausgaͤhren<lb/> und ſich durcharbeiten. Froͤhlichkeit und gute Laune<lb/> ſind unter allen Eigenſchaften eines guten Geſel-<lb/> ſchafters die beliebteſten; denn, ob ſie gleich nicht<lb/> immer Gutmuͤthigkeit und feine Lebensart zu Ge-<lb/> faͤhrten haben, ſo reichen ſie doch hin, die Rolle<lb/> der leztern recht gut zu ſpielen, und das iſt alles,<lb/> was in vermiſchter Geſelſchaft verlangt wird.<lb/> Mit dieſer Froͤhlichkeit und guten Laune meine<lb/> ich aber nicht etwa die laͤrmende Luſtigkeit und<lb/> das ſchallende Gelaͤchter, woran man allemahl<lb/> den Poͤbel und ſchlecht erzogne Leute ſicher erkent;<lb/> denn die Froͤhlichkeit dieſer Art Menſchen gleicht<lb/> einem Sturm. Merke dir, mein Lieber, der Poͤbel<lb/> lacht oft uͤberlaut, laͤchelt aber niemahls, indes wohl-<lb/> erzogne Leute oft laͤcheln, aber ſeltener aus vollen<lb/> Bakken lachen. Ein wiziger Einfal erregt nie uͤber-<lb/> lautes Lachen; er gefaͤlt der Sele, aber er verzert<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">keine</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
als du fandeſt. So oft du alſo an dir ſelbſt
merkſt, daß du auf dem Wege biſt, muͤrriſch,
widerſprechend und ſtarkoͤpfig zu werden, ſo
verſuche ja nicht, dich auſſer deinen vier Waͤnden
davon zu heilen: denn das wuͤrde vergeblich ſein.
Bleib zu Hauſe, laß deine boͤſe Laune ausgaͤhren
und ſich durcharbeiten. Froͤhlichkeit und gute Laune
ſind unter allen Eigenſchaften eines guten Geſel-
ſchafters die beliebteſten; denn, ob ſie gleich nicht
immer Gutmuͤthigkeit und feine Lebensart zu Ge-
faͤhrten haben, ſo reichen ſie doch hin, die Rolle
der leztern recht gut zu ſpielen, und das iſt alles,
was in vermiſchter Geſelſchaft verlangt wird.
Mit dieſer Froͤhlichkeit und guten Laune meine
ich aber nicht etwa die laͤrmende Luſtigkeit und
das ſchallende Gelaͤchter, woran man allemahl
den Poͤbel und ſchlecht erzogne Leute ſicher erkent;
denn die Froͤhlichkeit dieſer Art Menſchen gleicht
einem Sturm. Merke dir, mein Lieber, der Poͤbel
lacht oft uͤberlaut, laͤchelt aber niemahls, indes wohl-
erzogne Leute oft laͤcheln, aber ſeltener aus vollen
Bakken lachen. Ein wiziger Einfal erregt nie uͤber-
lautes Lachen; er gefaͤlt der Sele, aber er verzert
keine
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