Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.Regierungsarten, wenn es anders weise und wohl Das ist nun gegenwärtig die algemeine Klage Ganz recht! Wer aber hindert denn sie, zu Die *) Antwort: die Bastille! dafern sie unvor-
sichtig genug sind, ihre Gedanken laut werden zu lassen. C. Regierungsarten, wenn es anders weiſe und wohl Das iſt nun gegenwaͤrtig die algemeine Klage Ganz recht! Wer aber hindert denn ſie, zu Die *) Antwort: die Baſtille! dafern ſie unvor-
ſichtig genug ſind, ihre Gedanken laut werden zu laſſen. C. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="154"/> Regierungsarten, wenn es anders weiſe und wohl<lb/> geordnete ſind, eben ſo ſehr verboten.</p><lb/> <p>Das iſt nun gegenwaͤrtig die algemeine Klage<lb/> der franzoͤſiſchen Schriftſteller; in der That aber<lb/> nur der ſchlechten. “Kein Wunder, ſprechen ſie,<lb/> daß England ſo viele große Geiſter hervorbringt!<lb/> Die Leute denken dort, wie ſie wollen, und geben<lb/> das heraus, was ſie denken.„</p><lb/> <p>Ganz recht! Wer aber hindert denn ſie, zu<lb/> denken, wie ſie wollen? <note place="foot" n="*)">Antwort: die <hi rendition="#fr">Baſtille</hi>! dafern ſie unvor-<lb/> ſichtig genug ſind, ihre Gedanken laut werden<lb/> zu laſſen. <hi rendition="#et">C.</hi></note> Freilich, wenn ſie<lb/> auf eine Art denken, die fuͤr alle Religion und<lb/> Sitlichkeit verderblich iſt, oder Unruhen im Staat<lb/> erregt; ſo wird gewiß eine unumſchraͤnkte Regie-<lb/> rung ſie nachdruͤklicher von der Herausgebung ſol-<lb/> cher Gedanken abhalten, oder ſie dafuͤr beſtrafen,<lb/> als eine freie thun koͤnte. Wie kan das aber<lb/> den Geiſt eines Heldendichters, Schauſpieldichters<lb/> oder liriſchen Poeten feſſeln? Oder wie verderbt<lb/> es die Kunſt eines Redners auf der Kanzel oder<lb/> vor Gerichte?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
Regierungsarten, wenn es anders weiſe und wohl
geordnete ſind, eben ſo ſehr verboten.
Das iſt nun gegenwaͤrtig die algemeine Klage
der franzoͤſiſchen Schriftſteller; in der That aber
nur der ſchlechten. “Kein Wunder, ſprechen ſie,
daß England ſo viele große Geiſter hervorbringt!
Die Leute denken dort, wie ſie wollen, und geben
das heraus, was ſie denken.„
Ganz recht! Wer aber hindert denn ſie, zu
denken, wie ſie wollen? *) Freilich, wenn ſie
auf eine Art denken, die fuͤr alle Religion und
Sitlichkeit verderblich iſt, oder Unruhen im Staat
erregt; ſo wird gewiß eine unumſchraͤnkte Regie-
rung ſie nachdruͤklicher von der Herausgebung ſol-
cher Gedanken abhalten, oder ſie dafuͤr beſtrafen,
als eine freie thun koͤnte. Wie kan das aber
den Geiſt eines Heldendichters, Schauſpieldichters
oder liriſchen Poeten feſſeln? Oder wie verderbt
es die Kunſt eines Redners auf der Kanzel oder
vor Gerichte?
Die
*) Antwort: die Baſtille! dafern ſie unvor-
ſichtig genug ſind, ihre Gedanken laut werden
zu laſſen. C.
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