Schönheiten, das Uebermaß für unmöglich. Da- her ist hier Urtheilskraft nöthig, um die Wirkun- gen einer vortreflichen Ursache zu mäßigen und zu leiten.
Ich wil gegenwärtig das Gesagte nicht auf eine besondre Tugend, sondern auf eine Vortref- lichkeit anwenden, die aus Mangel an Urtheils- kraft oft die Ursache lächerlicher und tadelhafter Wirkungen wird. Ich meine große Gelehrsam- keit, die, wenn nicht gesunde Urtheilskraft sie begleitet, uns oft zu Irthum, Stolz und Pedan- terie verführt. Da ich nun hoffe, du wirst diese Vortreflichkeit künftig in ihrem äußersten Um- fange besizen: so werden dir die Winke, die dir meine Erfahrung hierüber an die Hand geben kan, wahrscheinlicher Weise nicht unnüz sein.
Einige auf ihr Wissen stolze Gelehrte reden blos, um zu entscheiden, und geben Urtheile von sich, von denen keine weitere Berufung gilt. Die Folge davon ist, daß die Menschen, durch die Beleidigung aufgebracht, und durch die Unter- drükkung beschimpft, sich empören, und, um sich der Tirannei zu entschlagen, sogar ein rechtmäßi-
ges
J 4
Schoͤnheiten, das Uebermaß fuͤr unmoͤglich. Da- her iſt hier Urtheilskraft noͤthig, um die Wirkun- gen einer vortreflichen Urſache zu maͤßigen und zu leiten.
Ich wil gegenwaͤrtig das Geſagte nicht auf eine beſondre Tugend, ſondern auf eine Vortref- lichkeit anwenden, die aus Mangel an Urtheils- kraft oft die Urſache laͤcherlicher und tadelhafter Wirkungen wird. Ich meine große Gelehrſam- keit, die, wenn nicht geſunde Urtheilskraft ſie begleitet, uns oft zu Irthum, Stolz und Pedan- terie verfuͤhrt. Da ich nun hoffe, du wirſt dieſe Vortreflichkeit kuͤnftig in ihrem aͤußerſten Um- fange beſizen: ſo werden dir die Winke, die dir meine Erfahrung hieruͤber an die Hand geben kan, wahrſcheinlicher Weiſe nicht unnuͤz ſein.
Einige auf ihr Wiſſen ſtolze Gelehrte reden blos, um zu entſcheiden, und geben Urtheile von ſich, von denen keine weitere Berufung gilt. Die Folge davon iſt, daß die Menſchen, durch die Beleidigung aufgebracht, und durch die Unter- druͤkkung beſchimpft, ſich empoͤren, und, um ſich der Tirannei zu entſchlagen, ſogar ein rechtmaͤßi-
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Schoͤnheiten, das Uebermaß fuͤr unmoͤglich. Da-
her iſt hier Urtheilskraft noͤthig, um die Wirkun-
gen einer vortreflichen Urſache zu maͤßigen und
zu leiten.
Ich wil gegenwaͤrtig das Geſagte nicht auf
eine beſondre Tugend, ſondern auf eine Vortref-
lichkeit anwenden, die aus Mangel an Urtheils-
kraft oft die Urſache laͤcherlicher und tadelhafter
Wirkungen wird. Ich meine große Gelehrſam-
keit, die, wenn nicht geſunde Urtheilskraft ſie
begleitet, uns oft zu Irthum, Stolz und Pedan-
terie verfuͤhrt. Da ich nun hoffe, du wirſt dieſe
Vortreflichkeit kuͤnftig in ihrem aͤußerſten Um-
fange beſizen: ſo werden dir die Winke, die dir
meine Erfahrung hieruͤber an die Hand geben kan,
wahrſcheinlicher Weiſe nicht unnuͤz ſein.
Einige auf ihr Wiſſen ſtolze Gelehrte reden
blos, um zu entſcheiden, und geben Urtheile von
ſich, von denen keine weitere Berufung gilt. Die
Folge davon iſt, daß die Menſchen, durch die
Beleidigung aufgebracht, und durch die Unter-
druͤkkung beſchimpft, ſich empoͤren, und, um ſich
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/141>, abgerufen am 27.07.2024.
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