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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Aber so nöthig es nun auch aus dem ange-
zeigten Grunde ist, sich frühzeitig eine Fertigkeit
in abwechselnden und mannigfaltigen Geschäften
zu erwerben: so sehr müssen wir auch auf
der andern Seite auf unserer Hut sein, daß
wir nicht in den entgegengesezten Fehler
der Unstätigkeit und des kindischen Ueber-
drusses bei einförmigen Arbeiten verfallen
.
Geschäfte von einiger Erheblichkeit wollen nicht
rukweise verrichtet sein; sie erfodern vielmehr eine
anhaltende Strebsamkeit, welche, wo nicht bis
ans Ende, doch wenigstens bis auf einen beque-
men Absaz, ausdauren kan. Schlim genug für
den Man (wenn er anders Man genant zu wer-
den noch verdient) dessen Sele durch eine fehler-
hafte Erziehung, oder durch nachherige eigene
Verwöhnung, schon so erschlaft ist, daß ihre
Schnelkraft nur noch augenblikliche, alsobald
wieder nachlassende Spannungen ertragen kan!
Eine Folge der beliebten Verfeinerung -- rich-
tiger, der weibischen Verzärtelung unserer Selen-
und Leibeskräfte, welche, so Gott wil! zu den
Vorzügen unserer Zeiten gehören sol! Vornehm-

lich

Aber ſo noͤthig es nun auch aus dem ange-
zeigten Grunde iſt, ſich fruͤhzeitig eine Fertigkeit
in abwechſelnden und mannigfaltigen Geſchaͤften
zu erwerben: ſo ſehr muͤſſen wir auch auf
der andern Seite auf unſerer Hut ſein, daß
wir nicht in den entgegengeſezten Fehler
der Unſtaͤtigkeit und des kindiſchen Ueber-
druſſes bei einfoͤrmigen Arbeiten verfallen
.
Geſchaͤfte von einiger Erheblichkeit wollen nicht
rukweiſe verrichtet ſein; ſie erfodern vielmehr eine
anhaltende Strebſamkeit, welche, wo nicht bis
ans Ende, doch wenigſtens bis auf einen beque-
men Abſaz, ausdauren kan. Schlim genug fuͤr
den Man (wenn er anders Man genant zu wer-
den noch verdient) deſſen Sele durch eine fehler-
hafte Erziehung, oder durch nachherige eigene
Verwoͤhnung, ſchon ſo erſchlaft iſt, daß ihre
Schnelkraft nur noch augenblikliche, alſobald
wieder nachlaſſende Spannungen ertragen kan!
Eine Folge der beliebten Verfeinerung — rich-
tiger, der weibiſchen Verzaͤrtelung unſerer Selen-
und Leibeskraͤfte, welche, ſo Gott wil! zu den
Vorzuͤgen unſerer Zeiten gehoͤren ſol! Vornehm-

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[60/0090] Aber ſo noͤthig es nun auch aus dem ange- zeigten Grunde iſt, ſich fruͤhzeitig eine Fertigkeit in abwechſelnden und mannigfaltigen Geſchaͤften zu erwerben: ſo ſehr muͤſſen wir auch auf der andern Seite auf unſerer Hut ſein, daß wir nicht in den entgegengeſezten Fehler der Unſtaͤtigkeit und des kindiſchen Ueber- druſſes bei einfoͤrmigen Arbeiten verfallen. Geſchaͤfte von einiger Erheblichkeit wollen nicht rukweiſe verrichtet ſein; ſie erfodern vielmehr eine anhaltende Strebſamkeit, welche, wo nicht bis ans Ende, doch wenigſtens bis auf einen beque- men Abſaz, ausdauren kan. Schlim genug fuͤr den Man (wenn er anders Man genant zu wer- den noch verdient) deſſen Sele durch eine fehler- hafte Erziehung, oder durch nachherige eigene Verwoͤhnung, ſchon ſo erſchlaft iſt, daß ihre Schnelkraft nur noch augenblikliche, alſobald wieder nachlaſſende Spannungen ertragen kan! Eine Folge der beliebten Verfeinerung — rich- tiger, der weibiſchen Verzaͤrtelung unſerer Selen- und Leibeskraͤfte, welche, ſo Gott wil! zu den Vorzuͤgen unſerer Zeiten gehoͤren ſol! Vornehm- lich

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/90>, abgerufen am 22.11.2024.