Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.Recht auf unsere nüzliche Wirksamkeit haben, Eben diese Pflicht der weisen Einschränkung die
Recht auf unſere nuͤzliche Wirkſamkeit haben, Eben dieſe Pflicht der weiſen Einſchraͤnkung die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="22"/> Recht auf unſere nuͤzliche Wirkſamkeit haben,<lb/> als diejenigen, welche die Natur, oder die goͤt-<lb/> liche Vorſehung, am naͤchſten und innigſten mit<lb/> uns verbunden hat? Wuͤrd’ es nicht unaus-<lb/> ſprechlich thoͤricht und ungerecht zugleich ſein,<lb/> wenn ein Arzt, der ſeiner Kunſt gewiß waͤre,<lb/> ſeine Zeit damit verſchwenden wolte, Arzeneimittel<lb/> wider moͤgliche Krankheiten der Antipoden zu be-<lb/> reiten, indes ſeine Hausgenoſſen und Mitbuͤrger<lb/> an einer epidemiſchen Seuche darnieder laͤgen,<lb/> und vergebens um Huͤlfe ſchrien? Erſt ſuche er<lb/> dieſe zu retten; dan ſeine Landsleute in den naͤch-<lb/> ſten Doͤrfern, Flekken und Staͤdten, und ſo im-<lb/> mer weiter in dem Maaße, in welchem ihm zu<lb/> ausgedehntern Wirkungen Zeit und Kraͤfte von<lb/> Gott verliehen werden.</p><lb/> <p>Eben dieſe Pflicht der weiſen Einſchraͤnkung<lb/> ſeines Wirkungskreiſes liegt nun auch dem mora-<lb/> liſchen Arzte ob. Hat er ein Weib genommen,<lb/> ſo ſei dieſe der naͤchſte Gegenſtand, deſſen ſitliche<lb/> Vervolkomnung, naͤchſt der ſeinigen, ihm am<lb/> meiſten am Herzen liegen muß. Vertraut die<lb/> goͤtliche Vorſehung ihm Kinder an; ſo ziehe er<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0052]
Recht auf unſere nuͤzliche Wirkſamkeit haben,
als diejenigen, welche die Natur, oder die goͤt-
liche Vorſehung, am naͤchſten und innigſten mit
uns verbunden hat? Wuͤrd’ es nicht unaus-
ſprechlich thoͤricht und ungerecht zugleich ſein,
wenn ein Arzt, der ſeiner Kunſt gewiß waͤre,
ſeine Zeit damit verſchwenden wolte, Arzeneimittel
wider moͤgliche Krankheiten der Antipoden zu be-
reiten, indes ſeine Hausgenoſſen und Mitbuͤrger
an einer epidemiſchen Seuche darnieder laͤgen,
und vergebens um Huͤlfe ſchrien? Erſt ſuche er
dieſe zu retten; dan ſeine Landsleute in den naͤch-
ſten Doͤrfern, Flekken und Staͤdten, und ſo im-
mer weiter in dem Maaße, in welchem ihm zu
ausgedehntern Wirkungen Zeit und Kraͤfte von
Gott verliehen werden.
Eben dieſe Pflicht der weiſen Einſchraͤnkung
ſeines Wirkungskreiſes liegt nun auch dem mora-
liſchen Arzte ob. Hat er ein Weib genommen,
ſo ſei dieſe der naͤchſte Gegenſtand, deſſen ſitliche
Vervolkomnung, naͤchſt der ſeinigen, ihm am
meiſten am Herzen liegen muß. Vertraut die
goͤtliche Vorſehung ihm Kinder an; ſo ziehe er
die
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