guten Gesinnungen täglich mehr und mehr be- festigen, und so von Stufe zu Stufe zu dem höchsten Gipfel der Volkommenheit, welcher hie- nieden für uns erreichbar ist, hinan klimmen zu wollen: dan trete mit Gott und gutem Muthe in die Laufbahn, welche die götliche Vorsehung dir eröfnen wird, und zweifle nicht, daß du den Lauf vollenden, und ein herliches Ziel erreichen werdest.
Kanst du aber (und Gott verhüte, daß du hierüber noch niemahls mit dir selbst soltest zu Rathe gegangen, oder wohl gar in einer so wichtigen, alles entscheidenden Sache der ge- ringsten Verstellung fähig sein!) kanst du, sage ich, dir selbst hierüber noch keine beruhigende Antwort geben: o so halte dich doch ja noch nicht für berufen, irgend ein anderes Geschäfte zu be- ginnen, als dieses nöthigste unter allen -- das Geschäft deiner eigenen sitlichen Ausbesserung!
Denn, glaube deinem alten Vater, der ja wahrlich keine Ursache haben kan, dich hinter- gehen zu wollen, und der es dir bei diesem sei- nen grauen Haupte und bei der Hofnung einer
seeligen
guten Geſinnungen taͤglich mehr und mehr be- feſtigen, und ſo von Stufe zu Stufe zu dem hoͤchſten Gipfel der Volkommenheit, welcher hie- nieden fuͤr uns erreichbar iſt, hinan klimmen zu wollen: dan trete mit Gott und gutem Muthe in die Laufbahn, welche die goͤtliche Vorſehung dir eroͤfnen wird, und zweifle nicht, daß du den Lauf vollenden, und ein herliches Ziel erreichen werdeſt.
Kanſt du aber (und Gott verhuͤte, daß du hieruͤber noch niemahls mit dir ſelbſt ſolteſt zu Rathe gegangen, oder wohl gar in einer ſo wichtigen, alles entſcheidenden Sache der ge- ringſten Verſtellung faͤhig ſein!) kanſt du, ſage ich, dir ſelbſt hieruͤber noch keine beruhigende Antwort geben: o ſo halte dich doch ja noch nicht fuͤr berufen, irgend ein anderes Geſchaͤfte zu be- ginnen, als dieſes noͤthigſte unter allen — das Geſchaͤft deiner eigenen ſitlichen Ausbeſſerung!
Denn, glaube deinem alten Vater, der ja wahrlich keine Urſache haben kan, dich hinter- gehen zu wollen, und der es dir bei dieſem ſei- nen grauen Haupte und bei der Hofnung einer
ſeeligen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0040"n="10"/>
guten Geſinnungen taͤglich mehr und mehr be-<lb/>
feſtigen, und ſo von Stufe zu Stufe zu dem<lb/>
hoͤchſten Gipfel der Volkommenheit, welcher hie-<lb/>
nieden fuͤr uns erreichbar iſt, hinan klimmen zu<lb/>
wollen: dan trete mit Gott und gutem Muthe<lb/>
in die Laufbahn, welche die goͤtliche Vorſehung<lb/>
dir eroͤfnen wird, und zweifle nicht, daß du den<lb/>
Lauf vollenden, und ein herliches Ziel erreichen<lb/>
werdeſt.</p><lb/><p>Kanſt du aber (und Gott verhuͤte, daß du<lb/>
hieruͤber noch niemahls mit dir ſelbſt ſolteſt zu<lb/>
Rathe gegangen, oder wohl gar in einer ſo<lb/>
wichtigen, alles entſcheidenden Sache der ge-<lb/>
ringſten Verſtellung faͤhig ſein!) kanſt du, ſage<lb/>
ich, dir ſelbſt hieruͤber noch keine beruhigende<lb/>
Antwort geben: o ſo halte dich doch ja noch nicht<lb/>
fuͤr berufen, irgend ein anderes Geſchaͤfte zu be-<lb/>
ginnen, als dieſes noͤthigſte unter allen — das<lb/>
Geſchaͤft deiner eigenen ſitlichen Ausbeſſerung!</p><lb/><p>Denn, glaube deinem alten Vater, der ja<lb/>
wahrlich keine Urſache haben kan, dich hinter-<lb/>
gehen zu wollen, und der es dir bei dieſem ſei-<lb/>
nen grauen Haupte und bei der Hofnung einer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſeeligen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[10/0040]
guten Geſinnungen taͤglich mehr und mehr be-
feſtigen, und ſo von Stufe zu Stufe zu dem
hoͤchſten Gipfel der Volkommenheit, welcher hie-
nieden fuͤr uns erreichbar iſt, hinan klimmen zu
wollen: dan trete mit Gott und gutem Muthe
in die Laufbahn, welche die goͤtliche Vorſehung
dir eroͤfnen wird, und zweifle nicht, daß du den
Lauf vollenden, und ein herliches Ziel erreichen
werdeſt.
Kanſt du aber (und Gott verhuͤte, daß du
hieruͤber noch niemahls mit dir ſelbſt ſolteſt zu
Rathe gegangen, oder wohl gar in einer ſo
wichtigen, alles entſcheidenden Sache der ge-
ringſten Verſtellung faͤhig ſein!) kanſt du, ſage
ich, dir ſelbſt hieruͤber noch keine beruhigende
Antwort geben: o ſo halte dich doch ja noch nicht
fuͤr berufen, irgend ein anderes Geſchaͤfte zu be-
ginnen, als dieſes noͤthigſte unter allen — das
Geſchaͤft deiner eigenen ſitlichen Ausbeſſerung!
Denn, glaube deinem alten Vater, der ja
wahrlich keine Urſache haben kan, dich hinter-
gehen zu wollen, und der es dir bei dieſem ſei-
nen grauen Haupte und bei der Hofnung einer
ſeeligen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/40>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.