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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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kan auf immer euch ins Verderben stürzen.
Da wird es endlich oft in lachenden Thälern
giftige, in hohem Grase verstekte Schlangen
und Ottern geben, welche euren Fersen auf-
lauren, auch wilde Bestien im nahen Gehölz,
welche auf euch hervorschießen werden zu einer
Zeit, da ihr in eurem arglosen leicht betro-
genen Herzen euch völlig sicher wähnt.

Kinder! ich bin des Weges gekommen,
und rede nicht von Hörensagen, sondern aus
Erfahrung. Glaubt also einem glaubwür-
digen Manne und einem für euch zitternden
Vater: es ist zum glüklichen Antrit und zur
sichern Vollendung der gefahrvollen Lebens-
reise nicht genug, die Himmelsgegend zu
wissen, nach der man wandern muß; nicht
genug, mit dem festen Vorsaze auszugehn,
der rechten Straße immer folgen, nie von
ihr abweichen, und alle gefährlichen Oerter
sorgfältig vermeiden zu wollen; nicht genug,
sich gewöhnt zu haben, keinem der Mitwan-

derer

kan auf immer euch ins Verderben ſtuͤrzen.
Da wird es endlich oft in lachenden Thaͤlern
giftige, in hohem Graſe verſtekte Schlangen
und Ottern geben, welche euren Ferſen auf-
lauren, auch wilde Beſtien im nahen Gehoͤlz,
welche auf euch hervorſchießen werden zu einer
Zeit, da ihr in eurem argloſen leicht betro-
genen Herzen euch voͤllig ſicher waͤhnt.

Kinder! ich bin des Weges gekommen,
und rede nicht von Hoͤrenſagen, ſondern aus
Erfahrung. Glaubt alſo einem glaubwuͤr-
digen Manne und einem fuͤr euch zitternden
Vater: es iſt zum gluͤklichen Antrit und zur
ſichern Vollendung der gefahrvollen Lebens-
reiſe nicht genug, die Himmelsgegend zu
wiſſen, nach der man wandern muß; nicht
genug, mit dem feſten Vorſaze auszugehn,
der rechten Straße immer folgen, nie von
ihr abweichen, und alle gefaͤhrlichen Oerter
ſorgfaͤltig vermeiden zu wollen; nicht genug,
ſich gewoͤhnt zu haben, keinem der Mitwan-

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[0018] kan auf immer euch ins Verderben ſtuͤrzen. Da wird es endlich oft in lachenden Thaͤlern giftige, in hohem Graſe verſtekte Schlangen und Ottern geben, welche euren Ferſen auf- lauren, auch wilde Beſtien im nahen Gehoͤlz, welche auf euch hervorſchießen werden zu einer Zeit, da ihr in eurem argloſen leicht betro- genen Herzen euch voͤllig ſicher waͤhnt. Kinder! ich bin des Weges gekommen, und rede nicht von Hoͤrenſagen, ſondern aus Erfahrung. Glaubt alſo einem glaubwuͤr- digen Manne und einem fuͤr euch zitternden Vater: es iſt zum gluͤklichen Antrit und zur ſichern Vollendung der gefahrvollen Lebens- reiſe nicht genug, die Himmelsgegend zu wiſſen, nach der man wandern muß; nicht genug, mit dem feſten Vorſaze auszugehn, der rechten Straße immer folgen, nie von ihr abweichen, und alle gefaͤhrlichen Oerter ſorgfaͤltig vermeiden zu wollen; nicht genug, ſich gewoͤhnt zu haben, keinem der Mitwan- derer

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/18>, abgerufen am 24.11.2024.