Habe Dank, du algütige Vorsehung, daß du meine Tage in diese Morgenröthe einer grössern öffentlichen Glückseeligkeit der Menschen fallen ließest! Dank, Dank, daß das Leben meines Sohns in dieser Morgenröthe began, und nun -- o der freudigen Hofnung! -- dem hellen Tageslichte entgegen reift!
Nunmehr, mein Sohn, wirst du im Stande sein, die Gründe derjenigen Klugheitsregel einzu- sehen, die ich dir jezt bekant machen wil, und um derentwillen ich jene Beobachtungen voraus- schikken mußte. Ich werde nun nicht nöthig haben, dich auf diese Gründe jedesmahl insbeson- dere zurükzuführen, weil sie sich dir von selbst darbieten werden. Folge mir denn ferner mit deiner ganzen Aufmerksamkeit, und schreibe dir jeden guten Rath, den ich dir jezt aus dem Vor- rathe meiner Erfahrungen mittheilen wil, mit unauslöschlichen Buchstaben ins Gedächtniß ein. Zur Sache!
Bei deinem Eintrit in die große mensch- liche Geselschaft hüte dich, mein Kleon, mehr
von
Habe Dank, du alguͤtige Vorſehung, daß du meine Tage in dieſe Morgenroͤthe einer groͤſſern oͤffentlichen Gluͤckſeeligkeit der Menſchen fallen ließeſt! Dank, Dank, daß das Leben meines Sohns in dieſer Morgenroͤthe began, und nun — o der freudigen Hofnung! — dem hellen Tageslichte entgegen reift!
Nunmehr, mein Sohn, wirſt du im Stande ſein, die Gruͤnde derjenigen Klugheitsregel einzu- ſehen, die ich dir jezt bekant machen wil, und um derentwillen ich jene Beobachtungen voraus- ſchikken mußte. Ich werde nun nicht noͤthig haben, dich auf dieſe Gruͤnde jedesmahl insbeſon- dere zuruͤkzufuͤhren, weil ſie ſich dir von ſelbſt darbieten werden. Folge mir denn ferner mit deiner ganzen Aufmerkſamkeit, und ſchreibe dir jeden guten Rath, den ich dir jezt aus dem Vor- rathe meiner Erfahrungen mittheilen wil, mit unausloͤſchlichen Buchſtaben ins Gedaͤchtniß ein. Zur Sache!
Bei deinem Eintrit in die große menſch- liche Geſelſchaft huͤte dich, mein Kleon, mehr
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Habe Dank, du alguͤtige Vorſehung, daß
du meine Tage in dieſe Morgenroͤthe einer groͤſſern
oͤffentlichen Gluͤckſeeligkeit der Menſchen fallen
ließeſt! Dank, Dank, daß das Leben meines
Sohns in dieſer Morgenroͤthe began, und
nun — o der freudigen Hofnung! — dem hellen
Tageslichte entgegen reift!
Nunmehr, mein Sohn, wirſt du im Stande
ſein, die Gruͤnde derjenigen Klugheitsregel einzu-
ſehen, die ich dir jezt bekant machen wil, und
um derentwillen ich jene Beobachtungen voraus-
ſchikken mußte. Ich werde nun nicht noͤthig
haben, dich auf dieſe Gruͤnde jedesmahl insbeſon-
dere zuruͤkzufuͤhren, weil ſie ſich dir von ſelbſt
darbieten werden. Folge mir denn ferner mit
deiner ganzen Aufmerkſamkeit, und ſchreibe dir
jeden guten Rath, den ich dir jezt aus dem Vor-
rathe meiner Erfahrungen mittheilen wil, mit
unausloͤſchlichen Buchſtaben ins Gedaͤchtniß ein.
Zur Sache!
Bei deinem Eintrit in die große menſch-
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/173>, abgerufen am 29.06.2024.
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