wird, daß man selbst gewissenhaft zu handeln sich gewöhnt habe. Und ach! -- warum muß ich diese traurige Wahrheit euch schon so früh entdekken? -- so zu handeln, hat ein grösserer Theil der Menschen, als man glauben solte, sich noch nicht gewöhnt! --
Aber ehe wir, Wange an Wange gelegt, unsere Tränen zum leztenmahl in einander fließen lassen, vernehmt, ihr Lieben, mit derjenigen freudigen Folgsamkeit, womit ihr meine treue Liebe zu euch so oft belohnt habt, den lezten Willen eines Vaters, der auch dan, wan wir getrent sein werden, zu eurer Glükseeligkeit noch so gern etwas beitragen mögte! Ihr erwartet vielleicht, indem ich euch so auffodere, daß ich euch noch einmahl alle die Vorschriften zu einem rechtschaffenen, gemeinnüzigen und glüklichen Leben, nach denen wir eure junge Herzen zu bilden uns bestrebten, wiederholen, und bei unserer Liebe, bei eurer ewigen Wohlfahrt euch be-
schwören
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wird, daß man ſelbſt gewiſſenhaft zu handeln ſich gewoͤhnt habe. Und ach! — warum muß ich dieſe traurige Wahrheit euch ſchon ſo fruͤh entdekken? — ſo zu handeln, hat ein groͤſſerer Theil der Menſchen, als man glauben ſolte, ſich noch nicht gewoͤhnt! —
Aber ehe wir, Wange an Wange gelegt, unſere Traͤnen zum leztenmahl in einander fließen laſſen, vernehmt, ihr Lieben, mit derjenigen freudigen Folgſamkeit, womit ihr meine treue Liebe zu euch ſo oft belohnt habt, den lezten Willen eines Vaters, der auch dan, wan wir getrent ſein werden, zu eurer Gluͤkſeeligkeit noch ſo gern etwas beitragen moͤgte! Ihr erwartet vielleicht, indem ich euch ſo auffodere, daß ich euch noch einmahl alle die Vorſchriften zu einem rechtſchaffenen, gemeinnuͤzigen und gluͤklichen Leben, nach denen wir eure junge Herzen zu bilden uns beſtrebten, wiederholen, und bei unſerer Liebe, bei eurer ewigen Wohlfahrt euch be-
ſchwoͤren
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[0015]
wird, daß man ſelbſt gewiſſenhaft zu handeln
ſich gewoͤhnt habe. Und ach! — warum
muß ich dieſe traurige Wahrheit euch ſchon
ſo fruͤh entdekken? — ſo zu handeln, hat
ein groͤſſerer Theil der Menſchen, als man
glauben ſolte, ſich noch nicht gewoͤhnt! —
Aber ehe wir, Wange an Wange gelegt,
unſere Traͤnen zum leztenmahl in einander
fließen laſſen, vernehmt, ihr Lieben, mit
derjenigen freudigen Folgſamkeit, womit ihr
meine treue Liebe zu euch ſo oft belohnt habt,
den lezten Willen eines Vaters, der auch
dan, wan wir getrent ſein werden, zu eurer
Gluͤkſeeligkeit noch ſo gern etwas beitragen
moͤgte! Ihr erwartet vielleicht, indem ich
euch ſo auffodere, daß ich euch noch einmahl
alle die Vorſchriften zu einem rechtſchaffenen,
gemeinnuͤzigen und gluͤklichen Leben, nach
denen wir eure junge Herzen zu bilden uns
beſtrebten, wiederholen, und bei unſerer
Liebe, bei eurer ewigen Wohlfahrt euch be-
ſchwoͤren
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/15>, abgerufen am 24.11.2024.
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